Experte verrät: So sollten sich Führungskräfte in der Corona-Ausnahmesituation verhalten

Wie sollten sich Chefs in der aktuellen Situation der Corona-Krise verhalten? Ein Karriere-Experte gibt darüber in einzelnen Schritten Auskunft.
- Auch Führungskräfte werden in der aktuellen Corona-Krise* auf eine harte Probe gestellt.
- Wie führt man sein Team aus dem Home Office? Wie motiviert man seine Mitarbeiter*innen weiterhin?
- Ein Experte hat dazu ausführliche Informationen gegeben.
Welche Fragen sollte sich die Führungskraft zu Beginn der Coronavirus-Krise stellen?
Zu Beginn rät Berater Peter Kraushaar von comteamgroup.com, sich als Führungskraft auf drei Themen zu fokussieren:
- Konkretisierung der Krise: Wie kann ich die Situation möglichst sofort positiv beeinflussen?
- Veränderungskraft etablieren: Welche positiven Auswirkungen könnten meine Bemühungen auf die Menschen in meinem Umfeld haben?
- Einbindung von Mitarbeiterinnen: Wie kann ich andere Kollegen und Mitarbeiter mobilisieren, die momentan noch zu ängstlich oder zögerlich sind?
Führungskräfte wie Mitarbeiter*innen möchten im Homeoffice Nähe zu Kolleg*innen aufrecht erhalten - wie ist das möglich?
Kraushaar gibt in diesem Punkt folgende Tipps mit auf den Weg:
- Technik: Stellen Sie funktionierende Technik für jeden Mitarbeiter sicher. Planen Sie auch Anlaufprobleme mit der Technik ein.
- Klare Regeln und Absprachen: Vereinbaren Sie diese für tägliche und wöchentliche Termine mit dem ganzen Team.
- Mitarbeiter*innen fördern und fordern: Sorgen Sie dafür, dass sich jeder selbst organisieren und zielführend kommunizieren kann.
- Erwartungshaltung und Anforderungen der Arbeitswiese mit den Mitarbeitern klären: Mitarbeiter*innen bekommen weitaus mehr Eigenverantwortung im Homeoffice. Sie müssen dies akzeptieren und noch geplanter kommunizieren.
- Vertrauen: Kontrolle ist im Home Office kaum möglich. Sie müssen als Führungskraft glasklare Aufträge und Zielvorgaben kommunizieren, um das Team in der Krise nicht zu verlieren.
- Zwangloser Austausch: Planen Sie virtuelle Slots ein, etwa ein virtuelles Frühstück oder After-Work-Chat mit Pizza und Rotwein.
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Was macht Homeoffice mit einem und wie stellt man sich den beruflichen Herausforderungen?
"Es gibt Gewinner- und Verlierer-Typen im Homeoffice", so Kraushaar. Die Gewinner seien in der Situation Menschen, die nicht alles so genau nehmen würden und nicht alles auf die Goldwaage legen. "Sie tun sich leichter im Homeoffice, auch wenn mal der Hund durch das Zimmer wuselt, das Kind schreit. Sie arrangieren sich und wissen, dass sie es nicht allen recht machen können. Sie meistern die Herausforderungen mit einem Lächeln im Gesicht."
Für Menschen mit übertriebenem Perfektionismus sei Homeoffice allerdings stressig, weil nicht alles strukturiert sei und nicht 100 Prozent rund laufe. "Top-Leistungen sind unmöglich", erklärt Kraushaar. "Die Perfektionisten verlieren die Kontrolle über die Situation und werden unsicher. Den Perfektionisten helfen jetzt keine 'Wie geht es besser'-Tipps. Ihnen ist jetzt aufzuzeigen, dass es in der Krise niemals perfekt läuft. Denn in der Krise gilt: improvisieren erlaubt und gut ist gut genug."
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"Triple S": Struktur, Stabilität und Selbstvertrauen
Unter der "Triple S"-Methode versteht man: Struktur, Stabilität und Selbstvertrauen bei den Mitarbeiterinnen zu etablieren, weiß Kraushaar und gibt eine genauere Einordnung:
- Struktur: Da in der Krise alles auf den Kopf gestellt wird, braucht es schnell eine Struktur für die Ausnahmesituation. Zum Beispiel im Homeoffice ist zu beachten, dass der Mitarbeiter die vorhandene Technik und Programme hat und entsprechende IT- Unterstützung unproblematisch erhält. Eine Einplanung fester Team Tages- und Wochen Checkins und CheckOuts gibt Ablaufsicherheit.
- Stabilität: Bei so viel Veränderung muss die Führungskraft auch darauf achten, dass seine MitarbeiterInnen emotional stabil bleiben. Von der Führungskraft ist empathisch-besonnenes Handeln zwingend gefragt. Ein Anruf zwischendurch, um nachzuhaken "wie es eigentlich in der Situation geht" ist schon hilfreich.
- Selbstvertrauen: Sollte es eine Mitarbeiter*in* an Selbstvertrauen in der schwierigen Situation mangeln, soll die Führungskraft an vergangene Erfolge erinnern und aufzeigen, dass schon so viele schwierige Situationen gemeinsam geschafft wurden. Auch ein Lob und virtuelles Schulterklopfen tut dann gut. Das schafft Optimismus bei Mitarbeiterin und Team und stärkt das Selbstvertrauen.
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Wie schafft es die Führungskraft, in stressigen Ausnahmesituationen positiv zu bleiben?
In Ausnahmesituationen prasseln äußere Stressfaktoren in Form von negativen Nachrichten, dynamischen Abläufen und ängstlichen Mitarbeitern stündlich auf die Führungskraft ein. Wir fühlen uns gestresst, verzweifelt, hoffnungslos, ängstlich, einsam oder wütend auf der Suche nach Sicherheit. Kraushaar rät hierbei dazu, seine Gedanken mit einigen Tricks umzupolen.
Tipp 1: Weniger denken hilft. Entleeren wir die unnützen Gedanken und machen unseren Geist frei. Mit einem freien Geist kommen Sie ihrem "Kopfkino" auf die Schliche.
Tipp 2: Wir haben die Fähigkeit, unsere Realität in jedem Moment durch Gedanken zu erschaffen. Wir bestimmen und erschaffen durch neue und frische Gedanken, von "Innen nach außen", unsere Realität. Unsere innere Einstellung beeinflusst unser Handeln und Verhalten. Dazu gehört die Kontrolle der eigenen Gedanken und Gefühle.
Tipp 3: Es gilt also unsere Gedanken umzuformulieren. Hier helfen laut Experte Kraushaar drei Kernfragen:
- Ist mein negativer Gedanke wahr und wer sagt mir eigentlich, dass er wahr ist?
- Wie wäre meine Situation ohne den Gedanken?
- Wie würde es mir dann gehen und was hätte ich dann für neue Möglichkeiten?
Diese zwei Wörter sollten Sie als Führungskraft aus Ihrem Wortschatz streichen
Für erfolgreichere Kommunikation empfiehlt Experte Kraushaar, die zwei Wörter "Aber" und "Müssen" aus Ihrem Wortschatz zu streichen. Finden Sie heraus, was Sie wirklich "wollen" und erlauben Sie sich keine Entschuldigungen. Ersetzen sie die beiden Wörter mit "ja und" und "Wollen".
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Auf welche Risiken haben Führungskräfte im Team zu achten?
"In der Krise ist der Nervositätsgrad und Stresspegel besonders hoch", weiß Kraushaar. "Für alle gilt aufeinander mehr Rücksicht zu nehmen. Wenn es einem Mitarbeiter nicht gut geht und er / sie angespannt ist, wirkt eine provozierende Frage oder ein kritischer Blick kontraproduktiv. Dadurch werden die roten Knöpfe gedrückt und das gilt es in Ausnahmesituationen zu vermeiden. Gefragt ist jetzt gegenseitige Hilfe und Unterstützung, um den Mitarbeiter oder Kollegen aufzubauen, wenn es emotional brenzlig wird."
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