Gehalt: Darf ich meine Kollegen fragen, was sie verdienen?
Über Geld spricht man nicht? Viele wünschen sich, mit Kollegen über das Gehalt zu sprechen. Eine Klausel in Arbeitsverträgen ist oft unzulässig.
Sprichwörter, wie „Bei Geld hört die Freundschaft auf“ oder „Über Geld spricht man nicht“ haben viele vielleicht im Elternhaus aufgegriffen. Übertragen hat sich das auch auf die Jobs – was Kolleginnen und Kollegen verdienen, ist oft nicht bekannt. Eine aktuelle Studie der Plattform Kununu zeigt aber jetzt, dass die Mehrheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr wohl wissen will, was andere im Unternehmen verdienen.

Gehalt unter Kollegen: 56 Prozent für eine Offenlegung des Gehaltsrahmens
Rund 56 Prozent der 1.016 befragten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben angegeben, dass sie sich wünschen, dass der Arbeitgeber den Gehaltsrahmen der Kolleginnen und Kollegen des Unternehmens offenlegt. Fast ein Drittel sehen den Wunsch noch dringlicher, sie wären damit einverstanden, dass die genauen Gehaltszahlen bekannt gemacht würden. Was aber haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter davon, dass das Gehalt bzw. der Gehaltsrahmen im Unternehmen allen Beteiligten bekannt ist?
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Vorteile der Offenlegung des Gehalts
- Fairness und Gleichberechtigung | rund 66 Prozent
- Steigende Motivation und Entwicklungsmöglichkeiten | 67 Prozent
- Durch Transparenz neue Talente gewinnen | 63 Prozent
In vielen Stellenanzeigen werben Unternehmen mit einer „attraktiven Vergütung“. Diese vage Aussage lässt die angehenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bis zum Gespräch allerdings in Unklarheit. Das zieht sich in Deutschland dann meist auch weiter in den Unternehmen durch – wenn das Gehalt nicht durch einen Tarifvertrag geregelt ist, wissen Kolleginnen und Kollegen untereinander nicht, wie viel der andere verdient.
Wir erleben derzeit das Ende des Tabuthemas Gehalt. Mitarbeiter:Innen fordern und suchen zunehmend Transparenz, um sich und ihre Karriere einordnen zu können. Diese Entwicklung beobachten wir bei kununu schon länger.
Gehalt: Was verdienen Kolleginnen und Kollegen?
Gehalt preisgeben | Gehalt von Kollegen wissen | Eigenes Gehalt preisgeben |
---|---|---|
Sehr wichtig | 28 Prozent | 18 Prozent |
Wünschenswert | 67 Prozent | |
Einverstanden | / | 56 Prozent |
Wenn es um das eigene Gehalt geht, sind einige etwas verhaltener, wenn die genaue Summe geteilt werden soll. Allerdings ist der Trend abzusehen, dass die Menschen über das Gehalt sprechen wollen, auch, um sich daran zu orientieren. 82 Prozent der Befragten sind dafür, einen Gehaltsrahmen bei Stellenanzeigen zu veröffentlichen.
Darf ich eigentlich über das Gehalt sprechen?
In einigen Arbeitsverträgen steht eine Klausel drin, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht über das Gehalt sprechen dürfen. Das ist allerdings oft nicht zulässig. Grundsätzlich darf nur nicht über das Gehalt gesprochen werden, wenn sonst die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens in Gefahr wäre. Das ist bei den wenigsten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern der Fall. Wenn in Unternehmen und Betrieben über das Gehalt gesprochen wird, fördert das die Gleichbehandlung – das ist unter anderem auch wichtig für die Gleichbehandlung von Männern und Frauen. Im letzten Jahr haben Frauen beispielsweise rund 18 Prozent weniger verdient, als ihre männlichen Kollegen, wie das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mitteilt.
Mache ich mich strafbar, wenn ich über mein Gehalt spreche?
Die Klausel im Arbeitsvertrag gilt nicht, wenn diese nicht begründet ist oder die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens in Gefahr ist. Christoph Abeln, Fachanwalt für Arbeitsrecht, erklärt, im Handelsblatt: „Arbeitnehmer, die über das Gehalt sprechen, obwohl der Arbeitsvertrag etwas anderes vorsieht, machen sich somit nicht strafbar. Ebenfalls sollen arbeitsvertragliche Sanktionen, wie Abmahnungen oder die Kündigung, nicht drohen.
Über das Gehalt sprechen – das Entgelttransparenzgesetz sollte das möglich machen
Im Jahr 2017 ist das Entgelttransparenzgesetz in Deutschland in Kraft getreten, dieses sollte eigentlich dafür sorgen, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eher erfahren, was andere verdienen. Das gelingt allerdings nur teilweise, da das Gesetz kleinere Betriebe ausklammert. Verpflichtet sind nämlich nur Unternehmen ab 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, eine Auskunft über das Gehalt zu geben. Außerdem werden nur Vergleichswerte preisgegeben, das konkrete Gehalt des Kollegen wird nicht geteilt.
Wie sieht das in anderen Ländern aus?
In anderen Ländern wird offener über das Gehalt kommuniziert. Wie Businessinsider berichtet, sind in Schweden und Norwegen die Gehaltsangaben beliebiger Personen offen zugänglich. In Österreich müssen Unternehmen die Gehaltsangabe in Stellenanzeigen integrieren und in Island sollen Unternehmen Frauen und Männern in gleichen Positionen gleich bezahlen. In Deutschland gibt es bei letzterem einen Unterschied von rund sechs Prozent, wie das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend veröffentlicht. Bei gleicher formaler Qualifikation und gleichen Merkmalen erhalten Frauen weniger Gehalt.