Krankschreibung: In diesem Fall darf der Chef das Attest ablehnen

Mit einer Krankschreibung erhalten Arbeitnehmer im Krankheitsfall weiterhin ihr Gehalt. Doch Vorsicht: Nicht jedes Attest muss vom Chef akzeptiert werden.
Wenn in der Erkältungszeit der Kopf dröhnt und die Glieder schmerzen, ist an Arbeit nicht zu denken. Wer sich ordnungsgemäß mit einem ärztlichen Attest bei seinem Arbeitgeber krankmeldet, der muss auch nicht auf Lohn verzichten. Was aber viele erstaunen wird: Der Chef muss nicht jede Krankschreibung hinnehmen.
Wann kann der Arbeitgeber eine Krankschreibung zurückweisen?
Arbeitgeber können eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) immer dann zurückweisen, wenn sie den begründeten Verdacht haben, dass der Mitarbeiter in Wirklichkeit gar nicht krank ist und es sich bei der Krankschreibung nur um eine Gefälligkeitsbescheinigung handelt.
Wer jedoch blaumacht und sich dadurch die Entgeltfortzahlung erschleicht, begeht juristisch gesehen einen Betrug am Arbeitgeber. In der Folge drohen arbeitsrechtliche Konsequenzen - von der Abmahnung bis hin zur Kündigung*.
Eine Krankschreibung zurückweisen ist jedoch in der Praxis nicht so einfach. Eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ist tatsächlich sehr beweiskräftig. Um diesen Beweis zu erschüttern, muss der Arbeitgeber schon Tatsachen vorweisen können, die "ernsthafte und begründete Zweifel" am Attest aufkommen lassen.
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In diesen Fällen zweifeln Arbeitgeber eine Krankschreibung an:
Aus diesen Gründen zweifeln Arbeitgeber typischerweise den "gelben Schein" an:
- Die Arbeitsunfähigkeitbescheinigung wurde ausgestellt, ohne den Patient vorher zu untersuchen.
- Die Krankschreibung wurde mehr als drei Tage rückwirkend ausgestellt.
- Der Mitarbeiter kündigt nach einem Streit regelrecht an krank zu feiern ("Dann bin ich morgen eben krank!").
- Der Arbeitnehmer meldet sich ständig unmittelbar vor oder nach dem Urlaub krank.
- Der Arbeitnehmer weigert sich, sich vom Medizinischen Dienst untersuchen zu lassen.
- Während der Krankschreibung wird der Mitarbeiter beobachtet, wie er einer Tätigkeit nachgeht, die für Kranke nicht üblich ist, z.B. beim Nachbarn auf der Baustelle helfen. Einem krankgeschriebenen Arbeitnehmer, der in der Nacht als DJ arbeitete, durfte etwa außerordentlich gekündigt werden (Aktenzeichen CA 4192/13).
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So findet der Chef stichhaltige Indizien, um Attest anzuzweifeln
Ihr Chef muss jedoch, wie bereits gesagt, stichhaltige Indizien vorlegen können, um zu beweisen, dass das Attest zu Unrecht ausgestellt wurde. Ein Arzt wird dies vor Gericht wohl kaum zugeben. Wie Ihr Chef herausfindet, dass Sie krankfeiern, können Sie hier nachlesen.
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