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Schwertschrecke und Dickkopffalter: Bedrohte Tiere in München

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München - Dohlen, Uhus, Falken und seltene Insekten - in München gibt es viele seltene Tierarten. Doch Nachverdichtung & Co machen vielen das Leben schwer. Wo man welchen Exoten noch findet.

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1 / 10Ein letztes Dohlen-Paar lebt auf einer Kirche in Solln. © fkn
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2 / 10Die Feldgrille kann man nur noch im und um den Nymphenburger Park entdecken. © dpa/dpaweb
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3 / 10Die Schlingnatter kriecht noch zwischen Großhesseloher Brücke und Flaucher. © dpa
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4 / 10Der Komma-Dickkopffalter ist in München extrem bedroht © fkn
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5 / 10Der Mehrbrütige Würfel-Dickkopffalter ist in München extrem selten geworden. © Bräu
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6 / 10Die Sumpfschrecke ist die seltenste Heuschreckenart in München. © Bräu / fkn
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7 / 10Ein Kammmolch-Männchen mit dem für ihn typischen gezackten Rü- ckenkamm. © Klaus Haag
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8 / 10Die Schmuckbiene fliegt nur noch in der Allacher Haide. © Bräu
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9 / 10Die Langflügelige Schwertschrecke gibt es noch unweit des Lerchenauer Sees. © Archiv
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10 / 10Der Sumpfgrashüpfer ist in München nur noch bei Lochhausen zu finden. © Archiv

Vor Jahrzehnten war sie noch ein Stammgast in den Kirchen: die Dohle. Doch die Netze und Gitter zur Tauben-Abwehr haben auch den schwarz-grauen Rabenvogel von seinen typischen Brutstätten vertrieben, berichtet Martin Hänsel vom Bund Naturschutz. Während vor etwa 15 Jahren noch ganze Dohlen-Schwärme mit lautem Keckern durch die Stadt flogen, weiß Hänsel heute nur noch von einem Singvogel-Paar auf einer Kirche in Solln. Aber auch dort könnten die Tage gezählt sein: „Dohlen brauchen Gesellschaft und jemanden zum Quatschen.“ Es sei deshalb unwahrscheinlich, dass der sehr soziale Vogel es dort noch lange aushalte.

Auch der Ruf eines Uhus ist mitunter im Stadtgebiet zu hören. 13 Uhu-Paare gibt es derzeit laut BN im Isartal von München bis Bad Tölz. Eines davon ist unweit vor den Toren der Stadt auf Burg Schwaneck heimisch. Zum Jagen kommt der streng geschützte Eulenvogel jedoch gerne nach München, wo er auf Höhe der Braunauer Eisenbahnbrücke und am Flaucher morgens und abends nach Mäusen, Kaninchen und auch jungen Füchsen Ausschau hält.

Während die Dohlen die Kirchen verlassen haben, scheint der streng geschützte Wanderfalke deren Türme einzunehmen. Der zu den größten Falken in Deutschland zählende Vogel brütet beispielsweise auf der Frauenkirche oder den Türmen des Heizkraftwerks Süd, weiß Hänsel. Insgesamt 15 Pärchen leben derzeit im Stadtgebiet und machen Jagd auf Tauben, Krähen oder auch Amseln.

Einen Schrecken einjagen könnte die sehr seltene Schlingnatter, der man in München noch zwischen Großhesseloher Brücke und Flaucher begegnen kann. Das bis zu 80 Zentimeter lange Tier hat am Rücken graue, braune oder rötlich-braune Flecken oder Streifen, die, wenn es sich bewegt, dem Muster der Kreuzotter ähneln. Die harmlose Schlingnatter ist an den deutlich runderen Pupillen zu erkennen. Ebenfalls in München bedroht sind zahlreiche Insektenarten. Immer trockenere Sommer nehmen Tieren, die auf feuchte Standorte angewiesen sind, den Lebensraum. Dazu kommt die zunehmende Nachverdichtung.

Zu den besonders schützenswerten Arten zählt die Langflüglige Schwertschrecke, die sich außerhalb Münchens etwa im Murnauer Moos recht heimisch fühlt. In der Stadt wurde das bis zu 17 Millimeter lange Insekt zuletzt auf Wiesen in Lochhausen und in der Nähe des Lerchenauer Sees entdeckt.

Viele der inzwischen sehr seltenen Heuschrecken leben nur noch im Westen. Dazu zählt der gerne auf feuchten Böden lebende Sumpfgrashüpfer, der in München akut vom Aussterben bedroht ist, wie Hänsel sagt. Das zur Familie der Feldheuschrecken gehörende Tier wird zwischen 16 (Männchen) und 22 Millimeter (Weibchen) lang und lässt sich nur noch bei Lochhausen entdecken. In Westen findet man mit viel Glück noch die olivgrüne oder dunkelbraune Sumpfschrecke – die seltenste Heuschreckenart in München, von der es nur noch eine kleine Population gibt. Auffällig ist ihr typisches Knips-Geräusch, das das bis zu vier Zentimeter große Insekt dadurch erzeugt, dass es sein Hinterbein nach hinten schleudert.

Vom Aussterben bedroht ist auch der Wiesengrashüpfer. Auch das bis zu zweieinhalb Zentimeter große, meist braun bis olivgrün gefärbte Insekt lebt nur noch auf letzten Feuchtwiesen im Westen Münchens. Kaum noch anzutreffen ist auch der etwas kleinere Sumpf-Grashüpfer. Seine zwei bis drei Sekunden langen „Schr-schr-schr“-Laute ertönen vereinzelt noch auf Streuwiesenresten in Lochhausen.

Sonnig und warm mag es der Kleine Heidegrashüpfer. War das bis zu 20 Millimeter große, fast durchgehend grün gefärbte Tier früher auf vielen Heideflächen vertreten, hat das in ganz Bayern stark gefährdete Insekt seine letzten Wohnstätten auf der Panzerwiese in Milbertshofen und in der Fröttmaninger Heide.

Als einzige ihrer Art und nur noch sehr selten taucht die Feldgrille im Stadtgebiet auf, die ausgewachsen oft in selbst gegrabenen bis zu 20 Zentimeter tiefen Erdröhren lebt. Zu sehen ist sie fast nur noch im Nymphenburger Park und Umgebung.

Zu den seltensten Schmetterlingsarten, die es in München noch gibt, zählen der Mehrbrütige Würfel-Dickkopffalter und der Komma-Dickkopffalter. Von beiden Exemplaren flattern die letzten ihrer Art nur noch in der Fröttmaninger Heide und auf der Panzerwiese.

Von den Wildbienenarten, die im Sommer durch die Stadtschwirren, ist die Schmuckbiene inzwischen besonders selten. Das knapp einen Zentimeter große Insekt, das durch seine großen weißen Flecken auf dem dunkelroten und schwarzen Hinterleib auffällt, wurde zuletzt nur noch in der Allacher Heide und in einem Privatgarten gesichtet. Im Gegensatz zu den Honigbienen leben Wildbienen allein und nisten meist in Erdlöchern.

M. Wehrl-Herr

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