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Branchen-Newcomer mischen deutschen Matratzenhandel auf

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Matratzen-Start-ups konnten sich in wenigen Jahren einen beachtlichen Marktanteil in Deutschland erarbeiten. Sogar Hollywood-Schauspieler wie Leonardo DiCaprio oder Toby Maguire investieren ins Geschäft. Aber wie sieht es bei Online-Händlern etwa mit der Beratung aus?

Düsseldorf (dpa) - Der Matratzenkauf zählte für viele Verbraucher bisher wohl nicht unbedingt zu den Shopping-Highlights. Doch das soll sich gerade ändern.

Start-ups wie Emma oder Casper, die ihre Ware vor allem online vertreiben, sei es gelungen, den Matratzenkauf «sexy» zu machen, meint Ulrich Leifeld vom Fachverband der Matratzen-Industrie.

Immerhin: Innerhalb weniger Jahre konnten sich die Start-ups nach Schätzungen des Verbandes in Deutschland einen Marktanteil von rund zehn Prozent sichern. Die Kaufhäuser verlören dagegen für den Matratzenvertrieb an Bedeutung.

Das Ende 2015 gegründete Frankfurter Start-up Emma verkaufte nach eigenen Angaben seit der Firmengründung europaweit bereits mehr als 120.000 Matratzen. Deutschland sei dabei einer der größten Märkte. Seit September 2017 können die Matratzen auch beim Discounter Matratzen Concord gekauft werden.

Das US-Start-up Casper wollte auf Anfrage keine Verkaufszahlen verraten. Man sei «mit der wirtschaftlichen Entwicklung zufrieden». Zu den Geldgebern gehören nach Unternehmensangaben unter anderem die Hollywood-Schauspieler Leonardo DiCaprio und Tobey Maguire sowie die Musiker Adam Levine und 50 Cent.

Nach Schätzungen des Fachverbandes und des Handelverbandes Textil wird in Deutschland jährlich rund eine Milliarde Euro für Matratzen ausgegeben. Im Schnitt seien Kunden bereit, zwischen 300 bis 400 Euro für eine Matratze zu investieren.

An der Frage, ob man Matratzen guten Gewissens im Internet kaufen kann, scheiden sich allerdings nach wie vor die Geister. Beim Kauf sei Beratung wichtig, meint Leifeld - und betont, Fachgeschäfte seien nicht unbedingt teurer als der Online-Handel. Auch der Handelsverband Textil warnt, im Internet könne ja schlecht Probe gelegen werden.

Um der zunehmenden Konkurrenz im Online-Geschäft entgegenzuwirken, investieren stationäre Händler wie das Dänische Bettenlager in die Digitalisierung. Angebote wie Online-Auswahl und Reservierung in der Filiale würden sich «sehr erfolgreich entwickeln», erklärt das Unternehmen aus Schleswig-Holstein auf Anfrage. Der Fachverband spricht davon, dass online noch mehr über die Matratzen informiert wird, so dass der Kunde dann gut unterrichtet ins Geschäft kommt.

Für die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen ist eine zunehmende Werbung im stationären Handel durch die Online-Konkurrenz nicht erkennbar. «Der stationäre Handel hat schon immer mit riesigen Aktionsplakaten auf sich aufmerksam gemacht. Das soll suggerieren, dass etwas Spannendes beim Preis entsteht», sagt Verbraucherschützer Georg Tryba.

Ein Besuch in einem Fachgeschäft mit persönlicher Beratung muss dagegen nicht automatisch zu einem besseren Kauf führen. «Der Kunde weiß nicht, auf welche Berater er trifft und ob es Provision gibt für Verkäufe», erklärt Tryba. Wichtig beim Kauf im Internet sei, dass die Matratze bei Nichtgefallen zurückgesendet werden könne. Das Start-up Casper betont, ein zehnminütiges Probeliegen könne ohnehin nicht das Liege- und Schlafgefühl einer ganzen Nacht abbilden.

Ein Geschäftsgeheimnis ist, wie hoch genau die Rücklaufquoten der Online-Anbieter sind. Der Handelsverband Textil schätzt, das bei den Branchen-Newcomern 10 bis 20 Prozent der Matratzen zurückgeschickt werden. Im stationären Handel seien es weniger als zwei Prozent.

Für Leifeld ist eine hohe Rücklaufquote zudem «ökologisch nicht so sinnvoll». Das Start-up Emma spricht von einer Quote von fünf bis zehn Prozent. Retouren-Matratzen mit bester Qualität würden gereinigt und neu aufbereitet als B-Ware weiterverkauft. Retouren mit starken Gebrauchsspuren würden entsorgt. Casper spendet nach eigenen Angaben zurückgeschickte Matratzen an karikative Einrichtungen.

Emma-Matratze

Casper-Matratze

FAQ des Fachverbands Matratzen-Industrie

Auf die Druckstellen achten: Tipps zum Matratzenkauf

Der Mensch verbringt ganz schön viel Zeit im Bett - und irgendwann ist eine neue Matratze fällig, weil die alte viel Schweiß aufgenommen hat und sich Kuhlen gebildet haben. Der Fachverband Matratzen-Industrie gibt Tipps zum Kauf:

- Informationen für Verkäufer: Probeliegen ist unerlässlich. Es ist auch hilfreich, Fakten über Schlafgewohnheiten an den Verkäufer weiterzugeben, etwa: Wie liegt man im Schlaf, mag man es warm oder eher kühl im Zimmer?

- Härte: Der Härtegrad kann nur eine grobe Orientierung sein. Aber grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Matratze weicher sein sollte, wenn die Person leicht ist, und härter für schwere Körper. Eine passende Matratze verteilt das gesamte Körpergewicht gleichmäßig und verhindert so die Entstehung von Druckstellen. Beim Probeliegen ist es deshalb ratsam, bewusst auf den Druck zu achten, der an den Stellen zu spüren ist, an denen der Körper auf der Matratze aufliegt.

- Paare: Ab etwa 15 Kilogramm Gewichtsunterschied brauchen Partner verschiedene Matratzen. Denn eine zierliche Frau hat ganz andere Anforderungen an eine Matratze als ein Mann mit einer Körpergröße von 1,80 Metern und entsprechendem Gewicht. Aber es gibt die Möglichkeit, zwei Matratzen mit einem Reißverschluss oder einem Bezug zu verbinden.

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