Gute Beratung ist ein Glücksfall

Zu teuer und häufig am Kunden vorbei: Die Stiftung Warentest sieht gravierende Mängel bei der Beratung von Bausparern. Eine gute Auskunft halten die Verbraucherschützer oft für einen Glücksfall.
Deutschlands Bausparkassen setzen in Zeiten der Krise verstärkt auf junge Kunden – und wollen so ihr Geschäft weiter ankurbeln. Private wie öffentlich-rechtliche Anbieter locken Jugendliche mit eigenen Werbekampagnen und Angeboten. „Es mag langweilig sein. Dafür ist es sicher und solide“, erklärt der Sprecher des Verband der Privaten Bausparkassen, Alexander Nothaft. Im Bausparneugeschäft habe die Branche zuletzt das zweitbeste Jahr in der Geschichte verbucht. Neben den Landesbausparkassen gibt es in Deutschland 13 private Anbieter.
Sparen für ein Eigenheim gelte bei jungen Leuten zwar oft als spießig, sei bei ihnen aber besonders sinnvoll, sagt Bankenexperte Hans-Peter Schwintowski von der Berliner Humboldt-Universität. „So gesehen sind die Bausparkassen fast gezwungen, sich mit den jungen Leuten auseinanderzusetzen.“
Die Suche nach einem passenden Bausparvertrag allerdings oft schwierig: Gute Beratung ist nämlich häufig Fehlanzeige. Das ist das Ergebnis des „Praxistest Bausparen“ der Stiftung Warentest. Nur vier von 22 Instituten beraten „gut“ – die Landesbausparkassen Bremen, Nord und Baden-Württemberg sowie Wüstenrot.
Für ihre Untersuchung schickten die Warentester Probanden in jeweils sieben Filialen der 22 Bausparkassen. Sie sollten sich Angebote für einen einfachen Modernisierungsfall vorrechnen lassen. Der Testfall: Eine Immobilie sollte in vier Jahren für 50 000 Euro renoviert werden. Die monatliche Rate, mit der die Sparer Kapital ansparten, durfte 400 Euro nicht übersteigen.
Beim Bausparen zahlen Bausparer am Anfang regelmäßig in einen Sparplan ein. Ist ein Mindestguthaben erreicht, erhalten sie ein Bauspardarlehen, das sie anschließend tilgen. Der Zinssatz für die Tilgung wird schon bei Vertragsabschluss festgelegt. Derzeit liegt er meist bei günstigen 2,75 bis 3,75 Prozent.
In den insgesamt 154 Beratungsgesprächen wurden die Probanden häufig schlecht beraten. Fast jedes vierte Angebot war „mangelhaft“. „Gute Beratung wird so zum Glücksfall“, urteilt Hermann-Joseph Tenhagen, Finanzexperte der Stiftung. Allerdings war auch knapp die Hälfte der Beratungen „gut“ oder „sehr gut“.
Oftmals hätten Berater die Raten zu hoch gewählt. In nicht wenigen Fällen sei die festgelegte Bausparsumme um bis zu 10 000 Euro zu hoch angesetzt gewesen. Einige Institute ließen den Kunden zudem viel zu lange sparen, bei einer LBS bis zu zehn Jahre. Oft fehlte bei der Beratung auch ein Tilgungsplan. Jede fünfte Finanzierung hätte die Kunden deutlich zu viel Geld gekostet.
Vier Angebote der Deutschen Bank waren so schlecht, dass eine Bankfinanzierung mit einem Zinsanstieg über zehn Prozent noch günstiger gewesen wäre. So kam das private Institut nicht über das Gesamturteil „mangelhaft“ hinweg – wie auch die Huk-Coburg, sowie die LBS Ost und die LBS Rheinland Pfalz. Für die Gesamtnote kam es den Warentestern vor allem darauf an, dass die Qualität des Angebots stimmte. Die Höhe der Sparrate musste genauso wie die Tilgungsraten zum Kundenwunsch passen. Außerdem sollte das Darlehen möglichst zum geforderten Zeitpunkt zuteilungsreif sein. Für jede der sieben Beratungen pro Bausparkasse, die mangelhaft war, gab es kräftig Punktabzüge in der Gesamtnote.
Der Verband der Privaten Bausparkassen will mögliche Mängel bei der Beratung nun schnell beseitigen. „Die Bausparkassen werden die Hinweise genau analysieren“, heißt es. Nicht nachvollziehen könne man allerdings die harte Bewertung der Zufallsstichproben.
Diese Kritik lässt die unabhängige Stiftung Warentest nicht gelten. „Jede Beratung muss stimmen“, urteilt Finanzexperte Tenhagen. Von den Instituten fordern die Verbraucherschützer nun bessere Schulungen der Berater und eine Optimierung der Bausparprodukte. Am besten sollten auch die Produktinformationen standardisiert werden, damit ein Vergleich möglich sei.
Von Mandy Kunstmann und Antonia Lange