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„Find Face“: Verfremdete Gesichter mit einer Botschaft

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Rosemarie von Funcke vor ihrem Bild „Tischgesellschaft“. Gitarrist Perry Schack (vom „Machado Quartett“) umrahmte die Ausstellungseröffnung musikalisch. © Bannier

Mit ihrer sehenswerten Ausstellung „Find Face“ macht die in Berg am Starnberger See ansässige Künstlerin Rosemarie von Funcke derzeit Station im Tölzer Kunstsalon. Ihre Arbeit wendet sich ganz dem menschlichen Antlitz, also dem Gesicht zu.

Bad Tölz – Rosemarie von Funcke malt aber keine Porträts im herkömmlichen Sinn, sondern sie sucht die Persönlichkeit eines Menschen hinter dessen Fassade – die sie als Maske oder Larve darstellt, welche das Authentische, das Eigentliche verbirgt.

Die Künstlerin bedient sich dabei auch der Stilmittel des Symbolismus und Expressionismus und knüpft zum Beispiel an Alexej von Jawlensky aus dem Umfeld des „Blauen Reiter“ an. Mehr noch erinnern die holzschnittartig scharfen Linien und Umrandungen ihrer maskenhaften Gesichter an Max Beckmann oder durchaus auch an Edvard Munch, wobei sich die Künstlerin im Grad der Abstraktion teilweise noch weiter vom realen Abbild entfernt.

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Das zeitbezogen Neue in ihrem Werk sei „die Digitalisierung unserer Lebensrealität“, sagte die Künstlerin – im Privaten wie im Gesellschaftlichen, etwa beim Massenphänomen einer narzisstisch geschönten Selbstinszenierung mit Selfies oder den kommerziellen Kunstfiguren von Influencern. Die 76-Jährige sieht aber auch die politische Dimension, wenn Gesichtserkennungsprogramme die Horrorvision des gläsernen Menschen endgültig Realität werden lassen.

Rosemarie von Funckes verfremdete Gesichter und Köpfe sind geometrisch reduziert und mit kräftigen Farben gezeichnet. Mund und Augen hebt sie besonders hervor. Diese Visagen sind entweder witzig oder können Schrecken einjagen. „Jeder hat ein eigenes Gesicht“, sagte die Künstlerin. Es sei „ein Ort der Repräsentation und damit der gesellschaftliche Teil des Menschen“. Mit einem „künstlichen Gesicht“ hingegen könne der Mensch eine gewollte Rolle in der Gesellschaft anstreben, er könne damit auch lügen und täuschen. Und er könne mit der Verhüllung seines Gesichtes in die Anonymität abtauchen.

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In den Gesichtern ihrer großformatigen „Tischgesellschaft“ in der Art eines surrealistischen Stillebens verwendet von Funke mit spöttischem Blick auf das Geschehen ganz verschiedene, teils eindeutig sexuelle Symbole, wobei sie – wie in allen ihren Porträts – auf der zweidimensionalen Ebene bleibt und auf Perspektive und Tiefe verzichtet. Ein großes Fressen mit Mäulern wie einer Kussmundkirsche, als Appetitanreger serviert zwei wohlgeformte Brüste, weiterhin ein „Fischkopf“ von der Küste und andere Schwachköpfe sowie Früchtchen, die nicht empathisch miteinander reden: Jeder labert da für sich und aneinander vorbei.

Manche ihrer Gesichter sind nicht eindeutig identifizierbar – gleich jenen „Doppelbildern“, bei denen je nach persönlicher Wahrnehmung ganz unterschiedliche Dinge erkennbar werden. 

Die Ausstellung im Kunstsalon (Marktstraße) ist bis zum 17. Februar jeweils freitags bis sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Die Finissage findet am 17. Februar um 11 Uhr statt. (Rainer Bannier)

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