Spannende Einblicke beim Aktionstag: Menschen mit Behinderung tauschen Arbeitsplatz mit anderen

Beim Aktionstag „Schichtwechsel“ tauschen Mitarbeiter der Oberland-Werkstätten und des Autohauses Rinner einen Tag lang ihre Jobs. Beide Seiten erhielten wertvolle Einblicke.
Bad Tölz/Gaißach – In der Werkstatt des Tölzer Autohauses Rinner stehen zwei junge Männer vor einem Fahrzeug, das gerade für den Kundendienst da ist. Bei dem blauen Auto ist die Motorhaube geöffnet. Dennis Weiss und Michael Stiefelreiter werfen einen fachmännischen Blick in den Motorraum. Dass einer von ihnen noch nie zuvor in einer Autowerkstatt gearbeitet hat, würde man auf den ersten Blick nicht vermuten. Doch Michael Stiefelreiter arbeitet eigentlich in der Metallbearbeitung bei den Oberland-Werkstätten in Gaißach. Im Rahmen des Aktionstags „Schichtwechsel“ hat er sich einen Tag lang den Arbeitsplatz von Dennis Weiss, Auszubildender im Autohaus Rinner, angesehen.
Aktionstag „Schichtwechsel“ soll Berührungsängste abbauen
Der Aktionstag wird jedes Jahr im September von der „Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen“ ausgerufen. Für einen Tag tauschen Mitarbeiter aus Werkstätten für Menschen mit Behinderung ihren Arbeitsplatz mit anderen. Oder sie sehen sich gemeinsam den Arbeitsplatz des jeweils anderen an. So haben es auch Weiss und Stiefelreiter gemacht.
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„Lege es jedem ans Herz, sich das einmal anzuschauen“
An einem Tag war Dennis Weiss zu Gast bei den Oberland-Werkstätten in Gaißach. „Es war sehr cool“, berichtet er. „Und ganz anders als ich es mir vorgestellt habe.“ Gemeinsam mit Stiefelreiter hat er an einer Drehmaschine gearbeitet, Luftdruckventile hergestellt und Akkus für Krankenhausbetten zusammengeschraubt. „Ich habe mir die Werkstätten ein bisschen kleiner vorgestellt“, sagt der 26-Jährige. Besonders gut fand er, dass jeder das machen kann, was zu seinem Handicap passt. „Die Menschen dort arbeiten genau so wie wir auch.“ Weiss fand den Tag gut, um Vorurteile abzubauen. „Ich lege es jedem ans Herz, sich das einmal anzuschauen.“
„Schichtwechsel“ als Sprungbrett in den ersten Arbeitsmarkt
Aber auch für Michael Stiefelreiter war es eine besondere Erfahrung im Autohaus Rinner. „Ich finde es hier sehr interessant“, sagt der 28-Jährige, der eine Lernbehinderung hat. Denn so genau hat er vorher noch nie ein Auto von unten gesehen. „Wir tauschen Schläuche aus, führen Inspektion und Kundendienst durch und prüfen, ob alles läuft“, erklärt Stiefelreiter seine Aufgaben für den Tauschtag. „Ich könnte mir auch vorstellen, länger hier zu arbeiten“, sagt der 28-Jährige.
Das würde auch Vroni Dammmüller freuen, die im Reha-Dienst in der Werkstatt in Gaißach tätig ist und am Aktionstag im Autohaus dabei war. „Es wäre perfekt, wenn sich dadurch ein Sprungbrett in den ersten Arbeitsmarkt ergibt“, sagt sie. „Der ,Schichtwechsel‘ ist gut, um Berührungsängste auf beiden Seiten abzubauen“, erklärt sie. Denn viele würden die Werkstätten zwar kennen, stellen sich aber etwas ganz anderes darunter vor. „Ich würde mich freuen, wenn auch andere Firmen auf die Aktion aufmerksam werden“, sagt sie.
Autohaus Rinner „immer offen für solche Aktionen“
Auch das Autohaus Rinner ist von dem Aktionstag überzeugt und nimmt heuer zum ersten Mal daran teil. „Die Oberland-Werkstätten haben bei uns angefragt und wir waren sofort dabei“, sagt Tobias Reisböck, Serviceleiter bei Rinner. „Wir machen gerne beim ,Schichtwechsel‘ mit und sind immer offen für solche Aktionen“, unterstreicht Reisböck.
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