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Ein Hauch von Broadway in Bad Tölz: „West Side Story“ feiert Premiere

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Von: Elena Royer

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Eine Liebe, die unter die Haut geht. Lebendig dargestellt von Charlotte Rein (Maria) und Julius Steinbach (Tony).
Eine Liebe, die unter die Haut geht. Lebendig dargestellt von Charlotte Rein (Maria) und Julius Steinbach (Tony).  © arp

Am Freitag feierte das Musical „West Side Story“ in Tölz Premiere. Das begeisterte Publikum belohnte die Darsteller und Musiker mit tosendem Applaus.

Bad Tölz – „Welcome to New York“, schallte es am Freitagabend durch die bis auf den letzten Platz besetzte Turnhalle des Tölzer Gabriel-von-Seidl-Gymnasiums. Der Startschuss für die Premiere der „West Side Story“. Manch einer rieb sich nach den dreieinhalb Stunden sicher die Augen und fragte sich, ob er jetzt in Tölz oder am Broadway-Theater ist.

„West Side Story“ feiert Premiere in der Turnhalle des Tölzer Gabriel-von-Seidl-Gymnasiums

Zwei verfeindete Jugend-Gangs im New York der 50er Jahre. Die einheimischen „Jets“ und die aus Puerto Rico eingewanderten „Sharks“. Und eine Liebe, die nicht sein darf. Zwischen Maria (gespielt von Charlotte Rein), die Schwester des „Sharks“-Anführers Bernardo (Francesco Giacalone), und Tony (Julius Steinbach), der zu den „Jets“ gehört. Eine gefährliche Mischung, die die Schauspieler und Musiker im weltbekannten Musical von Leonard Bernstein nun endlich auf die Bühne bringen konnten (Regie: Elisabeth Artmeier-Mogl; Projektkoordinatoren: Eva Emmler und Harald Roßberger).

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Größtes gemeinsames Projekt von Gymnasium und Sing- und Musikschule

Zweimal wurde das größte Projekt, das Gymnasium und Sing- und Musikschule jemals gemeinsam auf die Beine gestellt haben, verschoben. Wie berichtet hätte mit der Aufführung 2021 das 100-jährige Bestehen des Gymnasiums gefeiert werden sollen – doch Corona ließ das nicht zu. Deshalb sind unter den rund 200 Mitwirkenden neben den Musikern nicht nur aktuelle Gymnasiasten, sondern auch ehemalige.

Die beiden rivalisierenden Gangs „Jets“ und „Sharks“ grenzen sich deutlich ab durch ihre roten, beziehungsweise blaue Kleidung. Die Kostüme waren teils schon im Fundus vorhanden, oder wurden selbst genäht.
Die beiden rivalisierenden Gangs „Jets“ und „Sharks“ grenzen sich deutlich ab durch ihre rote, beziehungsweise blaue Kleidung. Die Kostüme waren teils schon im Fundus vorhanden, oder wurden selbst genäht. © arp

Szenenbilder eigens für die Inszenierung mit künstlicher Intelligenz geschaffen

Der Konflikt zwischen den beiden Gangs wird gleich zu Beginn deutlich. Auf der professionell beleuchteten Bühne (die Lichttechnik setzte jede Bewegung perfekt in Szene) stehen sich „Jets“ und „Sharks“ gegenüber. Das gelungene Szenenbild zeigt einen Spielplatz mit Basketballkorb. Übrigens keine Fotografie, wie man meinen könnte. Die Szenenbilder wurden eigens für die Aufführung mit künstlicher Intelligenz geschaffen. Die Stimmung ist aufgeheizt. Ein Streit entfacht. Fäuste fliegen. Akrobatisch wirbeln sich die Darsteller durch die Luft, stemmen sich nach oben und überschlagen sich, begleitet von den gewaltigen Klängen des „East-Side-Isar-West-Side-Story-Orchestra“ unter der Leitung von Harald Roßberger. Dann beendet die Polizei den Konflikt. Der entlädt sich aber schließlich noch mal, als Bernardo, nachdem er und Tony in einen Kampf geraten, von Tony getötet wird, und Tony von Chino (Kajetan Stehr), den Maria eigentlich heiraten sollte, erschossen wird. Eine Geschichte, geprägt von Rassismus und Hass auf Migranten, die an ihrer Aktualität über die Jahre nichts eingebüßt hat.

Hauptdarsteller brillieren sowohl schauspielerisch als auch gesanglich

Die Hauptdarsteller Rein und Steinbach zogen das Publikum durch ihr beeindruckendes schauspielerisches Können, mit dem sie ihre Gefühle füreinander zum Ausdruck brachten, als auch durch ihren brillanten Gesang in ihren Bann. Ein besonderer Genuss für die Ohren war die berühmte Balkon-Szene mit dem wunderbaren Duett „Tonight“, in der Maria im weißen Kleid mit roter Schleife um der Taille vor Tony steht. Ergreifend auch die Verzweiflung Marias, als sie von Bernardos Tod erfährt. Sehr überzeugend, sowohl gesanglich als auch schauspielerisch, trat auch Luzia von Huene in ihrer Rolle als „Anita“, der Freundin von „Bernardo“, hervor.

Die 600 Zuschauer in der Turnhalle des Gymnasiums zeigten ihre Begeisterung mit tosendem Applaus.
Die 600 Zuschauer in der Turnhalle des Gymnasiums zeigten ihre Begeisterung mit tosendem Applaus.  © arp

Ausdrucksstarke Mimik

Beeindruckend waren die beiden Gangs unter ihren Anführern Riff (Elias Schumann) und Bernardo, wie sie ihren Hass aufeinander darstellten. Mit ausdrucksstarker Mimik maßen „Sharks“ und „Jets“ ihre Kräfte. Letztere legten beachtliches Macho-Benehmen an den Tag, als sie ein Mädel, das gerne zu ihnen gehören will („Anybody’s“, stark gespielt von Hellena Bigos), immer wieder beleidigen.

Orchester meisterte anspruchsvolle Musik bravourös

Das Orchester zeigte durch die verschiedensten Stilrichtungen, die es zu meistern hatte, was es kann. Die Musiker fügten sich wunderbar zusammen und meisterten die Hürden der anspruchsvollen Musik Bernsteins mit Bravour. Bei „America“ kam eine gehörige Portion puerto-ricanisches Temperament zum Vorschein, als die weiblichen Mitglieder der „Sharks“ in Kleidern mit luftig schwingenden Petticoats wunderbar synchron zur rhythmisch-mitreißenden Musik tanzten (Choreografie: Susanne Molendo).

Minutenlang stehende Ovationen

Minutenlange stehende Ovationen vom begeisterten Publikum beendeten den gelungenen Abend. Die insgesamt sechs Aufführungen waren schon Wochen zuvor ausverkauft.

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