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Kundenzahlen gestiegen, Lebensmittel reichen teils nicht mehr: So geht es den Tafeln im Tölzer Land

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Von: Elena Royer

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Bäcker und Metzger aus der Region spenden regelmäßig für die Tafeln im Landkreis. Es gibt viele Bedürftige, die die Unterstützung gerne annehmen. symbo Keine zu große Unzufriedenheit bei den Gästen Helfer spüren Dankbarkeit der Abholer
Bäcker und Metzger aus der Region spenden regelmäßig für die Tafeln im Landkreis. Es gibt viele Bedürftige, die die Unterstützung gerne annehmen. © Symbolfoto DPA

Immer mehr Menschen im Landkreis müssen die Hilfe der Tafeln in Anspruch nehmen. Die große Zahl an Flüchtlingen stellte die Einrichtungen vor Herausforderungen. So läuft es inzwischen.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Das zurückliegende Jahr war nicht einfach für die Arbeit und Organisation der Tafeln im Landkreis. Der Zustrom an Flüchtlingen, besonders aus der Ukraine, hat große Herausforderungen mit sich gebracht. Viele Tafeln waren am Limit (wir berichteten). Aber wie läuft es inzwischen bei den Tafeln im Landkreis?

Tölzer Tafel unterstützt wöchentlich etwa 500 Personen

„Bei uns ist es ziemlich unverändert“, sagt Astrid Orthey von der Tölzer Tafel. „Wir unterstützen pro Woche um die 500 Personen.“ Die Zahl ergebe sich aus etwa 150 bis 200 Abnehmern samt deren Familien.

Nach wie vor sind mindestens 50 Prozent der Bedürftigen aus der Ukraine, erklärt Orthey. „Die andere Hälfte sind Tölzer und noch hier lebende Flüchtlinge aus der Zeit von 2015.“ Das Team bemerke, dass immer mehr Tölzer das Angebot der Hilfsorganisation in Anspruch nehmen müssen. „Man spürt die gestiegenen Lebensmittelpreise“, so Orthey. „Leute, die vor ein paar Jahren schon mal da waren, kommen jetzt wieder.“

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Großteil der Abnehmer dankbar

Der Großteil der Abnehmer in Tölz sei nett und bedanke sich. „Manche helfen auch, das Auto auszuladen. Aber es gibt immer welche, die meckern, dass sie nicht genug bekommen.“

Das Tafel-Team ist froh, dass es viele Spenden, zum Beispiel von Bäckern oder Metzgern, erhalte. „Gerade sind wir sehr gut mit Schokolade eingedeckt, die wir etwa von Arztpraxen bekommen“, sagt Orthey. „Wir würden zwar lieber gesunde Sachen verteilen, aber die Abnehmer finden das super“, lacht sie. Einen besonderen Dank spricht sie den Spendern aus, die die Tafel vor Weihnachten auch finanziell unterstützt haben. „Das ist sehr hilfreich und gut.“

Menge der Lebensmittel reicht tendenziell nicht aus

Von diesen Spenden werden unter anderem Lebensmittel zugekauft. Denn: „Die Menge der Lebensmittel, die wir bekommen, schwankt. Aber tendenziell reicht sie nicht aus“, sagt Orthey. „Wir wissen, dass das nicht der Sinn der Tafel ist. Aber es ist ja der Wille der Spender, das Geld für die Abnehmer zu verwenden.“

Belastung durch Flüchtlinge aus Ukraine kam „auf einen Schlag“

Zugekauft werden muss auch bei der Loisachtaler Tafel. Von anfangs um die 40 Abnehmer stieg die Zahl 2022 auf über 100. „Die Flüchtlinge aus der Ukraine kamen auf einen Schlag“, sagt Koordinator Thomas Schneider. „Aber wir haben es geschafft, ohne dass die Unzufriedenheit bei den Gästen zu groß wurde.“

Derzeit liege die Zahl der Abnehmer zwischen 70 und 80. Von den Helfern hat wegen der Mehrbelastung niemand aufgegeben. „Wir hatten aber Abgänge. Teils wegen des Alters, teils wegen Corona“, sagt Schneider. Momentan läuft es zufriedenstellend. „Wir kommen zurecht. Gerade ist es relativ gut zu stemmen.“ Trotzdem freut sich die Loisachtaler Tafel über Ehrenamtliche. „Hauptsächlich für die Ausgabe“, erklärt Schneider. „Der Aufwand ist überschaubar. Es gibt drei Gruppen, somit muss jeder alle drei Wochen etwa drei Stunden helfen.“

Lenggrieser Tafel kann aktuelle Situation gut handeln

Auch die Hilfe der Lenggrieser Tafel nehmen inzwischen mehr Bedürftige an. „Aktuell sind es 55 bis 60“, sagt die Leiterin Birgitta Opitz. Rechnet man auch die Familienmitglieder ein, dann versorgt die Lenggrieser Tafel 120 bis 150 Personen. „Als die Ukraine-Flüchtlinge kamen, hatten wir eine Spitzenzahl von 80 Abnehmern. Das war schwer“, gibt sie zu. „Aber wenn es so bleibt, können wir das handeln. Wir kommen mit der Situation zurecht.“

Opitz bedauert, dass oftmals die Verständigung mit den Abnehmern nicht so gut klappt. „Wir nutzen Übersetzungsprogramme, um auf Öffnungszeiten oder Veranstaltungen aufmerksam zu machen“, erklärt sie. „Oder wir verständigen uns mit den Händen.“

Spenden in Form von Grundnahrungsmitteln werden gerne angenommen

Was Opitz freut, ist die große Dankbarkeit, die sie und ihr Team erfahren. Sie selbst ist dankbar für Spenden – sowohl finanzieller Art als auch für Lebensmittel. „Es ist beruhigend, wenn man weiß, man hat einen Vorrat.“ Denn man wüsste von einem Ausgabetag zum nächsten nicht, ob neue Zuweisungen kommen. Deshalb freut sich die Tafel über Spenden in Form von Grundnahrungsmitteln wie Kartoffeln, Nudeln oder Reis. Und die Spendengelder werden entweder für das Tafel-Auto verwendet oder es werden, wie kürzlich zu Weihnachten, besondere Tüten gepackt. „Da hatten wir zum Beispiel Orangen drin, die bekommt man sonst nicht von den Märkten“, erklärt Opitz. Auch wenn die Lenggrieser Tafel momentan gut aufgestellt sei, jeder Helfer sei willkommen. „Besonders als Springer, wenn jemand krank ist.“

Spendenfreudigkeit aktuell „sehr toll“

Rund 500 Kunden versorgt die Geretsrieder-Wolfratshauser Tafel derzeit. „Das sind fast 200 Prozent mehr als sonst“, sagt Heidemarie Ritter, die Vorsitzende. Helfende Hände und neue Kollegen sind deswegen gern gesehen. Ritter ist froh, dass sie von Privatleuten regelmäßig Spenden erhalten. „Wie alle Tafeln sind auch wir sehr auf Spenden angewiesen“, erklärt sie. „Man merkt nicht, dass die Leute weniger spenden aufgrund der gestiegenen Lebensmittelpreise. Im Gegenteil: Die Spendenfreudigkeit ist gerade sehr toll.“

KONTAKT: Wer ein paar Stunden Zeit hat und sich als Helfer oder Spender bei den Tafeln im Landkreis einbringen möchte, meldet sich bei der Tölzer Tafel unter der Telefonnummer 01 76/16 78 69 06, bei der Lenggrieser Tafel unter 0 80 42/52 11, bei der Loisachtaler Tafel unter 0 88 57/12 95, und bei der Geretsrieder-Wolfratshauser Tafel unter 01 51/20 53 03 00.

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