Ein Satz rettet 19-Jährigem den Führerschein nach Unfall

Er bretterte über eine Verkehrsinsel und ergriff danach die Flucht. Der Promillewert, den er in dieser Nacht intus hatte, sei aber erst danach zustande gekommen.
Benediktbeuern/Wolfratshausen – Nachts um 3 Uhr fuhr ein junger Benediktbeurer über eine Verkehrsinsel und rammte dabei zwei Schilder. Schaden: knapp 400 Euro. Nach Berechnungen einer Sachverständigen soll er in jener Nacht Ende Dezember 2018 deutlich über ein Promille Alkohol im Blut gehabt haben. „Mindestens 1,24 Promille, wahrscheinlich aber 1,92“, so steht es in der Anklageschrift.
Nach dem Malheur fuhr der junge Mann (19) davon. Nun musste er sich wegen fahrlässiger Trunkenheit im Verkehr sowie unerlaubtem Entfernen vom Unfallort verantworten. Das Verfahren wurde allerdings gegen Zahlung von 350 Euro eingestellt. Der Grund: Es konnte nicht nachgewiesen werden, dass der Beschuldigte tatsächlich betrunken hinterm Steuer gesessen hatte.
Wolfratshausen: Benediktbeurer (19) wollte nachts mit dem Auto zur Ex-Freundin: Wie hoch war der Promillewert?
An jenem Abend habe er in einem Lokal mit einem Freund zwei, drei Bier getrunken. Das gab der Angeklagte zu. Es sei ihm damals emotional sehr schlecht gegangen, weil seine Freundin sich kurz zuvor von ihm getrennt habe. Deshalb sei er überhaupt auf die Idee gekommen, mitten in der Nacht das Auto zu holen und seine Ex zu besuchen, in der Hoffnung, „noch was retten zu können“.
Benediktbeuern/Wolfratshausen: Nach Unfall bei Kumpel weitere Biere getrunken
Auf der Hinfahrt passierte dann der Unfall. Er sei einen Moment unachtsam gewesen, weil er sich nach einem heruntergefallenen USB-Stick gebückt habe, so die Begründung des Beschuldigten. Bei der Freundin habe er sich nur kurz aufgehalten. Dann sei er wieder zurückgefahren, habe das Auto daheim abgestellt und sei wieder zu seinem Kumpel gelaufen. Dort will er einige weitere Biere getrunken haben, ehe er nach Hause ging. „Dann habe ich mich erst mal hingelegt und geschlafen“, erklärte der 19-Jährige.
Lesen Sie auch: Sekundenschlaf führt zu Unfall: 39-Jähriger verurteilt
Am Morgen wurde er von der Polizei geweckt. Fahrzeugteile am Unfallort hatten sie zum Tatverdächtigen geführt. Die Untersuchung der Blutprobe des Beschuldigten ergab um die Mittagszeit noch einen Wert von knapp über 0,5 Promille. Die Rückrechnung bis zur angenommenen Tatzeit hatte die in der Anklageschrift enthaltenen Blutalkoholkonzentrationen ergeben. Dabei war jedoch der sogenannte „Nachtrunk“ nicht berücksichtigt worden.
Lesen Sie auch: Gewehr unterm Bett, Patronen im Nachtkästchen: Landwirt aus Wackersberg vor Gericht
Benediktbeuern/Wolfratshausen: Mutter bestätigt Aussage
Dass der Angeklagte tatsächlich nach der Rückkehr zu seinem Kumpel noch einige Biere getrunken hatte, hatte die Mutter des Freundes gegenüber der Polizei bestätigt, wie der Beamte vor Gericht erklärte. Aufgrund der nun in der Verhandlung ermittelten Tatzeit sei davon auszugehen, dass der Fahrer vermutlich mit deutlich weniger als den erlaubten 0,5 Promille unterwegs gewesen war, wie ein anderer Gutachter errechnete. Das Gericht sah den Nachtrunk als erwiesen an, weshalb von dem Trunkenheitsvorwurf „nichts übrig bleibt“, wie Rechtsanwalt Jost Hartmann-Hilter betonte.
Lesen Sie auch: Verzweifelte Mutter berichtet: „Mein Kind kifft – und alle schauen weg“
„Da eine Alkoholisierung des Angeklagten zum Tatzeitpunkt nicht mit der erforderlichen Sicherheit ermittelt werden kann“, regte Jugendrichter Urs Wäckerlin an, das Verfahren gegen Zahlung von 350 Euro an die Oberland-Werkstätten einzustellen. Alle Beteiligten stimmten zu. Der Führerschein, den der 19-Jährige Anfang Mai hatte abgeben müssen, wurde dem jungen Mann noch im Gerichtssaal wieder ausgehändigt.
Lesen Sie auch: Vor Gericht stand kürzlich auch eine Frau aus Benediktbeuern, da sie mit ihrem Auto betrunken in eine Wiese raste.
Auf der A9 ist es am Mittwoch, 27. November, zu einer Massenkarambolage gekommen. Die Polizei nennt tragische Details.