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„Nicht zu streng, sondern realistisch“: Tipps und Tricks zur Fastenzeit

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Es gibt viele gesunde Wege zu fasten, sagt Stoffwechselcoach und Mentaltrainerin Marie Hörmann. Wichtig sei es aber, einen „dauerhaft veränderten Lebensstil“ zu pflegen.
Es gibt viele gesunde Wege zu fasten, sagt Stoffwechselcoach und Mentaltrainerin Marie Hörmann. Wichtig sei es aber, einen „dauerhaft veränderten Lebensstil“ zu pflegen. ©  Alexander Fuchs

Fastenzeit: Wie hält man seine Fastenkur durch? Welche Auswirkungen hat das Fasten auf Körper und Psyche? Lokale Gesundheits- und Ernährungsexperten geben Tipps.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Mit dem Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit. Wer sich entschließt, bei der Ernährung zu fasten, sieht sich mit vielen Fragen konfrontiert: Welche Form ist die beste? Soll man gar keine feste Nahrung zu sich nehmen? Nur trocken Brot und Milch? Bietet sich eine Saftkur an, Heilfasten oder doch lieber der Verzehr von ausschließlich Obst und Gemüse? Wie hält man seine Fastenkur durch? Welche Auswirkungen hat das Fasten auf Körper und Psyche? Gesundheits- und Ernährungsexperten aus dem Landkreis geben dazu ein paar Tipps.

Fastenzeit: Verzicht auf bestimmte Lebensmittel ist sinnvoll

Dass der Verzicht auf bestimmte Lebensmittel sinnvoll und für den Körper immer von Vorteil ist, erläutert der Lenggrieser Ernährungsexperte Vinzenz Benz: „Fasten ist für den Stoffwechsel auf vielen Ebenen sehr wichtig. Eine permanente Nahrungszufuhr ist nämlich nicht nötig.“ Zu fasten verzögere auch den Alterungsprozess.

Laut Marie Hörmann, Stoffwechselcoach und Mentaltrainerin aus Greiling, genüge ein Verzicht allein in der Fastenzeit nicht. Wichtiger sei es, „einen dauerhaft veränderten Lebensstil“ zu pflegen, denn nur in diesem Fall sei es „möglich, eine neue Lebensform zu adaptieren“.

Nulldiät nur unter ärztlicher Aufsicht - Besser: Intervallfasten

Wer sich für eine Fastenkur entscheidet, sollte wissen, dass eine Nulldiät wenig Sinn hat, sagt unter anderem die Wolfratshauser Gesundheitsexpertin Maria Pischeltsrieder. Eine solche Form des Fastens sollte, wenn überhaupt, „nur unter ärztlicher Aufsicht“ geplant werden, da dem Organismus „gar keine Nährstoffe“ zugeführt werden.

Pischeltsrieder empfiehlt eher das so genannte Intervallfasten, bei dem nur zu bestimmten Stunden etwas gegessen wird: „Magen- und Darmtrakt danken es einem, die Achtsamkeit gegenüber der Nahrung wird gesteigert.“ Auch sei ein Verzicht auf Stoffe wie Zucker und Fleisch ratsam, der Gesundheit und dem ökologischen Fußabdruck zuliebe: „Man sollte gewisse Dinge weglassen und sich trauen, neue Rezepte auszuprobieren“. Der Verzicht auf ungesunde Stoffe wie Alkohol und Zucker ist laut Benz ohne Probleme 40 Tage lang durchzuhalten.

Menge der Mahlzeiten reduzieren

„Clean Eating“ heißt das Zauberwort von Pischeltsrieder. Es beschreibt den Verzehr von möglichst unverarbeiteten und naturbelassenen Nahrungsmitteln. Auch sollte man „möglichst bunt essen“, das heißt Obst und Gemüse in vielen verschiedenen Farben zu sich nehmen.

Vinzenz Benz
Vinzenz Benz, Ernährungsfachmann © ARP

Das vertritt auch Benz. Grundsätzlich, so sagt er, sei es wichtig, die Menge der Mahlzeiten zu reduzieren und die Zeit zwischen den Mahlzeiten auszuweiten: „Im Idealfall sollten fünf Stunden zwischen Mahlzeiten liegen.“ Auch sollte man laut dem Experten an zwei Tagen in der Woche nur einmal am Tag essen und so die Kalorienzufuhr auf unter 500 senken. Auch Hörmann spricht sich für einen „Reinigungstag“ aus, „an dem man den Körper mit einer gesunden, leckeren Suppe reinigt“.

Fastenbemühungen „nicht übertreiben“

Um die jeweilige Fastenkur durchzuhalten, sollte man sich Pischeltsrieder zufolge „an eine Handlungsempfehlung statt an Verbote“ halten, da dies psychologisch sinnvoller sei. Auch die Suche nach Verbündeten sei vorteilhaft, da ein Fastenvorhaben alleine schwerer in die Tat umzusetzen sei als in Gesellschaft. Die Vorsätze sollten „nicht zu streng, sondern realistisch“ sein. Pischeltsrieder selbst hat hierzu eine „30-Tage-Challenge“ mit einem täglich wechselnden Impuls entworfen, der sich auf die Bereiche „Bewegung, Ernährung und Entspannung“ bezieht.

Laut Benz sollte man seine Fastenbemühungen „nicht übertreiben. Man sollte auch immer wieder Tage einlegen, an denen man isst, was man essen will“. Auch müsse man darauf achten, dass die individuelle Belastung nicht zu extrem werde: „Man sollte schon noch arbeitsfähig sein und nicht zu gereizt“.

„Beim Fasten niemals den Kopf vergessen“

Laut Mentaltrainerin Hörmann spielt gerade die Psyche beim Fasten eine wichtige Rolle: „Wir dürfen beim Fasten oder bei jeglicher Ernährungsumstellung niemals den Kopf vergessen. Körper und Geist brauchen Zeit dafür.“ Neben der richtigen Ernährung spielt auch die Bewegung beim Fasten eine Rolle, erklärt Benz. Wer sich überwunden habe, auf Ernährung und Bewegung zu achten, fühle sich nach ein paar Wochen „wacher, fitter und leichter“. Das Glückshormon Dopamin werde freigesetzt.

Es gibt übrigens auch Alternativen, wenn jemand kein Freund von Gemüse sei. Dann könne man auf „Smoothies“ zurückgreifen, am besten in Kombination mit hochwertigen Ölen wie Leinöl, betont Pischeltsrieder. Idealerweise sollten frische und regionale Lebensmittel auf den Tisch kommen, wie Hörmann erläutert: „Regional, saisonal und in bester Bioqualität ist mein Tipp!“ Des Weiteren sollten Fastende auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten.

Langsames und bewusstes Kauen setzt „sättigende Hormone“ frei

Um den Körper möglichst wirkungsvoll zu entgiften, sollte man sicherstellen, dass die Leber als Entgiftungsorgan aktiv wird, wie die Gesundheitsexpertin Pischeltsrieder erklärt. Zu diesem Zweck sollte man den Verzehr von Kohlenhydraten und Fruchtzucker reduzieren und durch „moderate Bewegung wie Spaziergänge und bewusste Ernährung“ die Leber aktivieren. Langsames und bewusstes Kauen sei für Magen und Darm gut und setze zudem „sättigende Hormone“ frei. Hörmann empfiehlt eine professionelle Unterstützung bei einem Fastenvorhaben: „Manche Menschen leiden unter Vorerkrankungen, unter einer Übersäuerung oder einer Schwermetallbelastung. All das bedarf einer individuellen Betreuung.“

Aktives Fasten ist Grundlage für Änderungen

Die Frist von 40 Tagen der vorösterlichen Fastenzeit ist laut Pischeltsrieder ein guter Zeitraum, um ein Fastenvorhaben auch wirklich in die Tat umzusetzen. Ist die Fastenzeit vorbei, könne man auch im restlichen Jahr auf seine neuen Verhaltensweisen und Rezepte zurückgreifen. Das aktive Fasten sei eine gute Grundlage.

Die Änderung des Lebenswandels über die Fastenzeit hinaus sei wichtig, betont Hörmann: „Wenn Menschen tatsächlich das Bedürfnis haben, etwas dauerhaft zu verändern, sollte immer ein Experte angefragt werden, der sich mit den individuellen Lebensumständen auseinandersetzt, den neuen Lebensstil in der Anpassungszeit und darüber hinaus begleitet und der Person mit Rat und Tat zur Seite steht. Denn dann fühlt sich ein fittes, aktives Leben auch endlich ,leicht’ an“. Von Andrea Denz

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