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Die Gewinner und Verlierer 2018 im Tölzer Land

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Von: Andreas Steppan

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Medaillen-Gewinner Yasin Ehliz ließ sich in seiner Heimat Gaißach feiern – hier mit Moderator Toni Kell. © Rabuser

Silvester: Zeit, um zurückzublicken und Bilanz zu ziehen. Wer im südlichen Landkreis zählte im zu Ende gehenden Jahr zu den Gewinnern, wer zog die Verliererkarte? Eine subjektive Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Gewinner

Bad Tölz - Auf politischer Ebene dürfen sich Die Grünen als Gewinner des Jahres fühlen. Bei der Landtagswahl am 14. Oktober steigern sie ihr Zweitstimmergebnis im hiesigen Stimmkreis von 6,8 auf 17,7 Prozent. Hans Urban aus Eurasburg bringt es gar auf 20,8 Prozent, zieht über die Liste überraschend in den Landtag ein. In Bad Tölz liebäugeln die Grünen nach dem Erfolg beim von ihnen mitinitiierten Bürgerentscheid Bichler Hof (siehe „Verlierer“) damit, für 2020 einen Bürgermeisterkandidaten aufzustellen. Die Gründung eines neuen Grünen-Ortsverbands für Reichersbeueren/Greiling/Sachsenkam ist in Vorbereitung.

Auch die Initiatoren des Tölzer Unverpackt-Ladens „Ois ohne“ stehen auf der Gewinnerseite. Sie liegen mit dem Thema Plastikvermeidung im Trend und haben dank des Engagements von Anna Meßmer (23) und weiterer Mitstreiter nun einen Businesssplan, passende Räumlichkeiten in Aussicht und per Crowdfunding auf startnext.com/ois-ohne aktuell Zusagen über mehr als 8000 Euro fürs Startkapital.

Viele Sympathien gewonnen hat im abgelaufenen Jahr Masuma Hasani (33). Die Geflüchtete aus Afghanistan, die mit ihrer Familie in der Jachenau lebt, stellte ihr Talent als Dirndl-Schneiderin unter Beweis. Auf einen Bericht im Tölzer Kurier gab’s viel positive Resonanz. Mittlerweile arbeitet die vierfache Mutter zehn Stunden pro Woche in der Jachenauer Stickerei „Alpenstick“. Inhaberin Heidemarie Wagner hat somit eine versierte Mitarbeiterin gewonnen.

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Die afghanische Dirndl-Schneiderin Musuma Hasani (3. v. li.) gewann Sympathien und fand einen Job

Im kulturellen Bereich steht das Kochler Franz-Marc-Museum mit Direktorin Cathrin Klingsöhr-Leroy auf der Gewinnerseite. In den zehn Jahren seit der Neueröffnung mit dem modernen Erweiterungsbau strömten rund 700 000 Besucher zu 32 Sonderausstellungen. Vom großen Erfolg der hochkarätigen Schau „Bilder vom Lesen – Vom Lesen der Bilder“ zeugen eine Ausstellungs-Verlängerung und ein ausverkaufter Katalog.

Die Fahrradfahrer im Landkreis gewinnen 2018 ebenfalls einiges hinzu. Nach jahrzehntelangen Diskussionen erfolgt am 24. August der Spatenstich für den ersehnten Radweg Lenggries-Jachenau. Fertig ist die Radwegverbindung zwischen den Kochler Ortsteilen Ried und Pessenbach. Und die Planungen für einen Radweg von Heilbrunn-Oberenzenau nach Penzberg schreiten voran. Hier dürfte der Baubeginn aber noch bis 2020 auf sich warten lassen.

Gaißach feiert 2018 zwei olympische Silbermedaillen-Gewinner: Die Eishockey-Spieler Yasin Ehliz und Leo Pföderl sind im Februar Teil des deutschen Nationalteams, das in Pyeongchang für Furore sorgt. Als „Aushängeschild der Gemeinde“ wird auch Langläufer Lucas Bögl gefeiert – und ist mit seinem 15. Platz bei Olympia somit ebenfalls ein Gewinner.

Verlierer

Zwei Kommunen werden 2018 von den Bürgern in die Schranken gewiesen. Im Tölzer Bürgerentscheid am 16. September kippen 76,5 Prozent der Wähler die Stadtratsentscheidung, am Bichler Hof Grünland in Bauland umzuwandeln, ohne dass ein Drittel des Areals an die Stadt verkauft werden muss. Verlierer sind die Stadtratsfraktionen von CSU, FWG und SPD, die alle vehement für das am Ende unterlegene „Nein“ warben. Verloren ist auch die Aussicht auf ein 80-Betten-Hotel am Bichler Hof.

Die Gemeinde Benediktbeuern muss ihre Pläne gemäß dem Wählerwillen ebenfalls beerdigen: Beim Bürgerentscheid am 10. Juni stimmen 62 Prozent für den Erhalt des Lainbachwalds. Die geplante Erweiterung des Gewerbegebiets ist damit vom Tisch.

Gewinner sind in beiden Fällen die engagierten Bürger, die Initiativen gründeten und Mehrheiten fanden – sowie die Demokratie an sich.

Auf der Verliererspur einordnen müssen sich 2018 die Autofahrer – selbst wenn sie keinen Diesel besitzen. Im südlichen Landkreis verlangen ihnen im Sommer etliche Baustellen viel Geduld ab. Zur gleichen Zeit ist die B 472 zwischen Bichl und Sindelsdorf gesperrt, in Tölz werden Isarbrücke und Parkhaus saniert, auch die Säggasse ist auf einer Seite dicht, und der Parkplatz am Schloßplatz ist wegen des Baus einer Stützmauer nur eingeschränkt nutzbar. Noch dazu bringt die neue Ampelanlage auf der Flinthöhe statt Erleichterung nur zusätzlichen Stau.

Verloren hat Anfang 2018 der Kreisverband der Freien Wähler – und zwar ein prominentes Mitglied. Der Königsdorfer Bürgermeister Anton Demmel wechselt zur CSU. Bringt er sich als Landratskandidat 2020 in Stellung?

Der Verlust der Gaißacherin Helmi Schonner rührt viele Menschen. Die 79-Jährige vermisst seit einem Spaziergang im März den Ehering ihres 2004 verstorbenen Mannes Jakob und ihren eigenen, die sie zusammen am Finger trug. Diese Verliererin gewinnt allerdings neue Freunde: Die Interessengemeinschaft „Die Schatzretter“ erfährt übers Internet von dem Fall, rückt mit einem Großaufgebot an Sondengängern zur Ringsuche an. Der Erfolg bleibt aus – das Zeichen der Solidarität bleibt.

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Eheringe verloren, Freunde gewonnen: Helmi Schonner bekam Hilfe von „Schatzretter“ Adrian Aigner

Wer ist am Kloster Reutberg Gewinner, wer Verlierer? Darüber gehen die Meinungen auseinander. Die Handlungsmacht verliert auf alle Fälle das Erzbischöfliche Ordinariat. Der Vatikan setzt sich über dessen Pläne zur Auflösung der Reutberger Ordensgemeinschaft hinweg, setzt per Dekret die Koblenzer Klarissen-Kapuzinerin Benedicta Tschugg als Apostolische Kommissarin ein. Sie steht dem kleinen Konvent von zwei Schwestern vor. Ob dies die Klosterzukunft langfristig sichert: Es wird 2019 zu beobachten sein.

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