Hotelprojekt auf der Wackersberger Höhe: „Geben wir dem Investor Rückenwind!“

Vor drei Wochen hatte Bürgermeister Ingo Mehner die Sitzung noch vertagt, weil die Räte viel Kritik an den Hotelplänen auf der Wackersberger Höhe geübt hatten. Das war nun (weitgehend) anders
Bad Tölz – Die Stimmung im mit zahlreichen Zuhörern gefüllten Kurhaus war eine ganz andere als Ende Juni: leidenschaftsloser, abwägender. Alle Räte seien nun beim Hotelprojekt auf der Wackersberger Höhe auf gleichen Wissensstand gebracht, sagte Mehner. Sie hätten bei einem nicht öffentlichen Termin mit Investor Johannes Tien auch vertrauliche Informationen bekommen.
Bürgermeister Mehner: „Starkes Ringen um den richtigen Weg“
In den vergangenen Wochen seien viele Meinungen an ihn herangetragen worden. Es sei viel von „Bremsern“ und „Ja-Sagern“ im Stadtrat die Rede gewesen. Mehner erkannte stattdessen ein „starkes Ringen um den richtigen Weg“. Man dürfe bei aller Diskussion den gegenseitigen Respekt nicht verlieren.
Sein Vize Michael Lindmair (FWG) war bei der Juni-Sitzung nicht dabei gewesen. Er habe sich sehr über das angebliche Informationsdefizit der anderen Räte gewundert. Es lägen jetzt genau dieselben Infos am Tisch, die vorher auch da waren. Und der alte Stadtrat habe mitnichten „alles abgenickt“, was die Verwaltung vorgelegt habe. Zum Hotelprojekt hatte er eine klare Meinung: „Wir haben einen Investor, der bauen will. Wir wollen ein Hotel. Also freuen wir uns doch. Geben wir ihm Rückenwind.“
Neues Hotel kann „ein wunderbares Nischenprodukt werden“.
Willi Streicher (SPD) formulierte es ähnlich: Touristikberater hätten der Stadt empfohlen, kreativ zu sein und neue Wege zu gehen. „Genau das tun wir doch mit dem Projekt.“ Das 50-Zimmer-Hotel werde zwar nicht das Hotelproblem von Tölz lösen. „Aber es kann ein wunderbares Nischenprodukt werden.“
Mit Peter von der Wippel (FWG) stellte sich ein dritter „alter“ Stadtrat vor die früheren Beschlüsse: Tölz brauche Betten. Hier würden sie entstehen. Mit dem Bebauungsplan würden die rechtlichen Grundlagen geschaffen. Wer jetzt dagegen stimme, sorge dafür, „dass da oben für Jahre oder Jahrzehnte eine Kuhwiese bleibt“. René Mühlberger (CSU) ergänzte das noch um den Hinweis, dass die Investoren für das vermeintliche „Filetstück“ in den vergangenen Jahren nicht Schlange gestanden seien. Peter von der Wippel hatte angesichts der Corona-Zeit Verständnis für Informationslücken bei den neuen Räten. Da sei die Verwaltung auch mehr gefordert. Prinzipiell sei Information und die Erklärung der Zusammenhänge aber auch eine Holschuld der Räte.
Bei einigen Räten überwiegt immer noch die Skepsis
Johanna Pfund (Grüne) erklärte, „dass mein Informationsdefizit nun beseitigt ist“. Sie zweifelte dennoch an dem Projekt. „Ich vermisse eine schöne Bauform.“ Auch das Betreiberkonzept „ist, glaube ich, nicht das, was wir wollen“. Skepsis herrschte auch bei Julia Dostthaler (CSU). Tölz besitze kein aktuelles Tourismuskonzept, sondern nur Teile davon. „Ich weiß nicht, ob das Hotel da reinpasst.“ Sie forderte auch ein eingetragenes Vorkaufsrecht der Stadt „für den Tag X“, also wenn es zu einem Verkauf käme. „Dann stehen wir nicht mit gebundenen Händen da.“
Bauamtsleiter Christian Fürstberger hatte zuvor erläutert, dass nun die artenschutzrechtlichen, Lärm- und Bodengutachten vorliegen. Alle seien im Ergebnis für das Vorhaben unproblematisch. Doris Bigos (Grüne) sieht den Hotelstandort dennoch immer noch „sehr kritisch“. Die Hangkante zur Arzbacher Straße sei abrutschgefährdet, der Untergrund „inhomogen. Wir wissen nicht, wie sich das Wasser verhält.“ Der alte Gipsbruch an der Arzbacher Straße bereite ihr deshalb auch Sorgen. Da könne was in Bewegung kommen. Vor Kurzem sei bei Starkregen eine Fahrspur der Umgehungsstraße nicht befahrbar gewesen, weil das Auffangbecken übergelaufen sei.
Schwarzen Peter an das Staatliche Bauamt weitergeschoben
Diesen „Schwarzen Peter“ schob Fürstberger umgehend an das Staatlichen Bauamt weiter. Wenn ein Einlaufbauwerk nicht entsprechend gewartet werde, könne das passieren. „Wir sind nicht die Unterhaltsträger der B 472.“ Der Gipsbruch sei einen knappen Kilometer weg, der Gutachter habe einen „tragenden Untergrund“, also keine Verbindung, festgestellt.
Bei der Abstimmung waren dafür: Mehner, Mühlberger, Winter, Steigenberger, Bauer, Brandl (alle CSU), F. Mayer, Weixner, Hoch (alle Grüne), Lindmair, Bomhard, Niedermaier, von der Wippel, Harrer, Fottner (alle FWG), Streicher, Cetin (beide SPD). Dagegen votierten: Botzenhart, Frei, Dostthaler (alle CSU), Gundermann, Bigos, Pfund und Saumweber (alle Grüne). chs