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Der Krippenbauverein arbeitet seit Monaten an einer Kulisse für die prächtige Pauer-Krippe im Tölzer Stadtmuseum. Derzeit kann man ihnen über die Schulter schauen.
Bad Tölz – Schritt für Schritt schreitet die Neugestaltung der Dauerausstellung im Tölzer Stadtmuseum voran. Im aktuellen Bauabschnitt geht es um die Neugestaltung der Krippen-Abteilung im dritten Stock. „Neben der großen Münchner Pauer-Krippe, die sich einst im Besitz des Hoftapezierermeisters von König Ludwig II. befand, stellen wir auch die neapolitanische Reiter-Krippe, eine Passionskrippe und eine biedermeierliche Kastenkrippe aus“, sagt Direktorin Elisabeth Hinterstocker.
Stadtmuseum Bad Tölz: Wertvolle Krippe mit dramatischer Geschichte
Dabei ist der Tölzer Krippenverein mit im Boot. Hinterstocker hat sich bewusst an die Mitglieder gewandt, denn: „Sie sind echte Profis.“ Es sei ihr wichtig, an der Neugestaltung des Museums Bürger mit entsprechenden Fachkenntnissen teilhaben zu lassen, damit sich die Region mit dem Museum identifiziere. „Wenn man Profis vor Ort hat, sollte man sie auch fragen“, bringt es Hinterstocker auf den Punkt und zollt den ehrenamtlichen Krippenbauern großen Respekt: „Sie machen ihre Arbeit mit sehr viel Liebe.“
Diese sind seit März damit zugange, die Kulisse für die Pauer-Krippe zu errichten: Zuerst in der eigenen Werkstatt, mittlerweile jedoch im Erdgeschoss des Stadtmuseums. Knapp fünf Meter lang und über einen Meter tief ist das Modell, das Siegfried Schmeller, Ehrenvorstand des Krippenvereins, entworfen hat und an dem mit sieben Vereinsmitgliedern gewerkelt wird, unter anderem mit Vorstand Wolfgang Friedl. Es zeigt eine imaginäre Gebirgslandschaft im Westjordanland.
Die Pauer-Krippe ist etwas ganz Besonderes. Der Hoftapezierermeister von König Ludwig II. „sammelte nur bei den besten Schnitzern“, weiß Museumsdirektorin Elisabeth Hinterstocker. Die Figuren stammen aus den Jahren zwischen 1840 und 1890 und sollen, weiß Hinterstocker, „vor einer genialen Kulisse gestanden haben“. Aufgebaut war sie in einem Palais an der Maximilianstraße in München. Als der Zweite Weltkrieg kam, konnten die Figuren eines Tages in letzter Minute gerettet werden, das Palais brannte bis auf die Grundmauern nieder. Der Urenkel des Hoftapeziermeisters vermachte die Figuren dem Tölzer Museum. Die Figuren sind prächtig gekleidet und außergewöhnlich, unter anderem gibt es Angehörige vom Volk der Nubier.
Als Siegfried Schmeller das Modell entworfen hatte, wurde es aus Styroporplatten zugeschnitten. Diese wurden verklebt, wodurch die Landschaft Gestalt annahm. Die Geburt Jesu wird in einer Höhle dargestellt. Das „Gebirge“ wurde verputzt und bemalt, dann transportierte man es, zerlegt auf drei Platten, ins Museum.
Wolfgang Peschl aus Bichl ist verantwortlich für die Botanik. Mit Materialien aus der Tölzer Natur und einigen Tricks gestaltet er windschiefe Bäumchen und täuschend echt aussehende Agaven. Derweil bemalt Inge Friedl die sechs Meter lange Leinwand, die den Hintergrund der Krippe bildet. Leicht ist das nicht, schließlich muss alles mit der späteren Beleuchtung abgestimmt werden.
Historische Krippenfiguren stammen aus München
Bis Weihnachten wollen die Ehrenamtlichen fertig sein. Während der finalen Arbeiten kann man ihnen über die Schulter schauen. Wolfgang Peschl wird am 12., 13. und 14. November (Dienstag bis Donnerstag) von 15 bis 17 Uhr im Museum sein, um Fragen rund um Krippenbau und vor allem Botanik zu beantworten. Je nach Interesse wird es weitere Termine geben. Inge Friedl kann man besuchen, wann immer der Verein sein Schild vor dem Museum aufstellt.
Die Mitglieder des Krippenvereins haben schon jetzt jeden Schritt ihrer Arbeit dokumentiert und präsentieren sie in einer kleinen Bilderausstellung im Museum. Zudem kann man einige Pauer-Figuren sehen.
Wenn sie fertig ist, wird die Kulisse in den dritten Stock gebracht und endgültig in Szene gesetzt. Die drei anderen wertvollen Krippen schmiegen sich rückseitig daran an.
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