Wegen Abi-Fahrt: Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen führt mit 24,2 bundesweite Corona-Inzidenz-Tabelle an

Bad Tölz-Wolfratshausen hatte am Dienstag mit 24,2 deutschlandweit den höchsten Wert bei der Sieben-Tage-Inzidenz. Verantwortlich sind 25 Corona-Fälle nach einer Urlaubsfahrt von Abiturienten.
Bad Tölz-Wolfratshausen – Der Anstieg der Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis war so drastisch, dass es Landrat Josef Niedermaier am Montag sogar in der Sitzung des Kreisausschusses thematisierte. Gerade war die Pressemitteilung verschickt worden, daher wollte er die Mandatsträger auch informieren. Schon der Vormittag war im Landratsamt recht turbulent abgelaufen. Alle übergeordneten Stellen wollten Aufklärung mit Blick auf den rasant steigenden Wert. „Der Trubel war heftig“, sagte Niedermaier.
Gute Nachricht: Kein weiterer positiver Corona-Fall am Dienstag
25 positive Fälle nach einer (privaten) Urlaubsfahrt von Geretsrieder Abiturienten nach Kroatien hatte das Gesundheitsamt am Montag beziehungsweise bereits am Freitag registriert. Die Inzidenz in der Altersgruppe der 10- bis 19-Jährigen stieg auf 153,56. Es gibt aber auch gute Nachrichten: „Am Dienstag gab es keinen weiteren positiven Fall“, sagt Marlis Peischer, Sprecherin des Landratsamts, auf Anfrage.
Allerdings ist das Gesundheitsamt immer noch mit der Kontaktermittlung beschäftigt. Bei dem privaten Treffen im Landkreis, bei dem sich die beiden Indexfälle aller Wahrscheinlichkeit nach infiziert hatten, gebe es zwölf Kontaktpersonen, sagt Peischer. Bei der Fahrt habe man 36 mögliche Kontaktpersonen aus dem Landkreis ausgemacht plus 67 mögliche Kontakte aus anderen Landkreisen. „Hier wird gerade noch geklärt, ob Genesene oder Geimpfte darunter sind“, sagt die Behörden-Sprecherin.
Corona: Drei der Infizierten waren vollständig geimpft
Apropos geimpft: Drei der Infizierten nach der Reise waren vollständig geimpft. Bei einem wurde die Delta-Variante festgestellt, bei den beiden anderen gab es keine Virus-Mutation. Nach wie vor zeigen alle Infizierten glücklicherweise nur sehr leichte Symptome wie Schnupfen.
Alle hatten einen negativen Test, als sie in den Bus stiegen
Nach der Veröffentlichung der Meldung am Montag gab es einige Kritik in den sozialen Medien am Verhalten der Heranwachsenden. „Insgesamt muss man aber einfach sagen, dass es in diesem Fall unglücklich gelaufen ist“, sagt Peischer. Alle Teilnehmer der Fahrt seien mit einem negativen Testergebnis in den Bus gestiegen. Auch bei dem privaten Treffen zuvor seien keinerlei Corona-Beschränkungen verletzt worden. Auf der Fahrt, so Peischer weiter, sei in Österreich sogar noch einmal ein PCR-Test vorgenommen worden.
Das erste positive Ergebnis lag erst am Dienstag vor, als die Gruppe bereits in Kroatien war. „Die beiden positiv Getesteten wurden dann mit einem Krankentransport nach Deutschland zurückgebracht“, sagt Peischer. Ein Zimmergenosse der beiden habe sich im Hotel in Quarantäne begeben, habe nach einem negativen Test aber die Heimfahrt antreten dürfen – genauso wie der zweite Zimmergenosse, der doppelt geimpft gewesen sei, so Peischer.
Masse an positiven Ergebnissen gab es erst nach der Rückkehr
Die Masse an positiven Ergebnissen gab es dann erst wieder nach der Rückkehr der Gruppe nach Deutschland am 8. Juli. „Letztlich zeigt das Ganze, wie schnell es gehen kann“, sagt die Behördensprecherin. Generell spielen Reiserückkehrer – vom aktuellen Fall abgesehen – derzeit noch keine große Rolle im Infektionsgeschehen. Anfang der Woche gab es allerdings zwei positiv getestete Rückkehrer – einen aus Österreich, einen aus Spanien. „Das haben wir aber immer wieder.“
Deutschlandweit höchste Inzidenz - Maskenpflicht an weiterführenden Schulen droht
Genau beobachten wird der Landkreis die Inzidenz-Entwicklung. Am Dienstag (Stand 0 Uhr) gab das Robert-Koch-Institut den Wert mit 24,2 an. Kein Landkreis in Deutschland lag höher. Bewegt sich die Zahl an drei aufeinanderfolgenden Tagen über 25, müssten Schüler an den weiterführenden Schulen wieder Masken im Unterricht aufsetzen. Dass am Dienstag kein neuer positiver Fall registriert wurde, gibt aber Anlass zur Hoffnung, dass der Ausbruch unter Umständen bereits unter Kontrolle ist.
Die Schulleitung des Geretsrieder Gymnasiums legt im Übrigen Wert auf die Feststellung, dass der Corona-Ausbruch „außerhalb der Verantwortung der Schule liegt“. Bei der Kroatien-Reise „handelte sich um keine Schulveranstaltung, sondern um eine von einem kommerziellen Reiseveranstalter angebotene Urlaubsreise“.
Vor genau einem Jahr gab es schon mal einen drastischen Anstieg der Fallzahlen
Und noch eine Randnotiz: Genau vor einem Jahr waren die Infektionszahlen im Landkreis ebenfalls sprunghaft angestiegen. Damals hatten Corona-Ausbrüche in einer Tölzer und einer Geretsrieder Asylunterkunft dazu geführt.
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