„Ich wäre tot oder im Gefängnis, wenn er nicht gewesen wäre“

Trauer um Klaus Katzmayr: Das Gründungsmitglied der „Tölzer Coaches“ ist im Alter von 72 Jahren gestorben.
Bad Tölz – Dafür zu sorgen, dass es seinen Mitmenschen gut geht – das war Klaus Katzmayr auch am Ende seines Lebens eine Herzensangelegenheit. Der Tölzer organisierte sogar seine eigene Beerdigung, um seiner Frau die Zeit nach seinem Tod so leicht wie möglich zu machen. Der Schmerz von Regina Katzmayr war natürlich trotzdem unermesslich, als ihr Klaus vor Kurzem nach fast 33 gemeinsamen Ehejahren im Alter von 72 Jahren starb.
Mit der Witwe trauern nicht nur seine Tochter, die Enkelin und unzählige andere Verwandte, Freunde und Weggefährten. Auch über 1500 junge Menschen dürfte Katzmayrs Tod sehr berühren. So vielen Jugendlichen half er in den vergangenen Jahren, ihren Weg im Leben zu finden. Katzmayr war nämlich eines der Gründungsmitglieder der „Tölzer Coaches“. Dabei handelt es sich um eine Gruppe sozial engagierter Bürger, die benachteiligte Schüler – und inzwischen auch Asylbewerber – bei der Suche nach ihren Stärken und letztlich nach einem Ausbildungsplatz unterstützen.
„Er hat sich richtig für die Jugendlichen und die Flüchtlinge reingehängt“, erinnert sich Michael Messerschmidt, Vorstandsvorsitzender der „Tölzer Coaches“. Zu vielen Schützlingen sei eine sehr persönliche Bindung entstanden. Ein türkischer Jugendlicher sagte laut Messerschmidt einmal: „Ich wäre entweder tot oder im Gefängnis, wenn er nicht gewesen wäre.“ Im Dezember 2015 zeichnete der Stadtrat Katzmayr für sein ehrenamtliches Engagement bei den „Tölzer Coaches“ mit der Silbernen Verdienstmedaille aus. „Sie sind ein Vorbild“, sagte Bürgermeister Josef Janker damals an Katzmayr gewandt.
Auch in seinem Beruf diente er seinen Mitarbeitern als Vorbild, beharrlich, zielstrebig und gerecht wie er war. 45 Jahre lang arbeitete der Diplom-Ingenieur für Feinwerktechnik bei „Siemens“, viele Jahre davon in leitenden Positionen. Er war unter anderem Geschäftsführer in Berlin und leitetet ein Großprojekt in Saudi-Arabien. „Unseren ersten Wohnsitz hatten wir aber immer in Bayern“, sagt seine Frau. Ihr Mann wollte nie zu weit weg von seinen geliebten Bergen.
Bei seinen vielen Reisen zog es den Extrem-Bergsteiger und leidenschaftlichen Skifahrer ebenfalls oft in die Höhe. „Er hat einige Erstbesteigungen gemacht, war im Himalaja und am Mount-Kenia unterwegs.“ Gemeinsam bereiste das Paar die ganze Welt. „Die Frage ist nicht, wo wir überall waren, sondern wo wir nicht waren“, sagt Regina Katzmayr und lächelt trotz ihrer Trauer kurz.
Es gibt keinen Zweifel: Klaus Katzmayr war ein sehr aktiver Mensch. Nach einer 100 Kilometer langen Tour stellte er schon mal das Fahrrad in die Garage und fragte: „Und was machen wir jetzt?“ Genauso voller Elan ging er seinen Ruhestand an. Laut seiner Frau setzte er sich damals drei Ziele. Erstens: Er wollte etwas für seinen Kopf tun. Also begann er, seine Kenntnisse in Englisch und Spanisch zu vertiefen. Zweitens: Er wollte etwas für die Gesellschaft tun. Also fing er an, sich für benachteiligte Jugendliche und Flüchtlinge einzusetzen. Drittens: Er wollte etwas für seine Gesundheit tun. Also gründete er eine Nordic-Walking-Gruppe und meldete sich im Fitness-Studio an. Gegen die schwere Krankheit, die ihn vor einem Jahr befiel, half leider beides nicht.