Friedensbewegung nimmt Sitec ins Visier

Eine Münchner Friedensinitiative hat das Tölzer Unternehmen Sitec Aerospace als Ziel eines Ostermarschs ausgewählt. Damit soll dessen Anteil an der Rüstungsindustrie angeprangert werden. Der Sitec-Geschäftsführer wehrt sich: „Wir bauen nichts, was schießt.“
Bad Tölz – Keine Großkundgebung, sondern einen familienfreundlichen Spaziergang plant die Münchner Bürgerinitiative für Frieden und Abrüstung am Ostermontag. Unter dem Motto „Ostermarsch draußen“ steuern die Pazifisten das Tölzer Unternehmen Sitec Aerospace an. Beteiligt ist auch die Friedensinitiative Bad Tölz-Wolfratshausen. Treffpunkt ist um 12.05 Uhr der Tölzer Bahnhof.
Fünf nach zwölf sei es auch in Deutschland, was die Rüstungsexporte anbelangt, findet Franz Iberl, Sprecher der Initiative: „Die militärische Produktion durchdringt mehr, als man auf den ersten Blick sieht.“ Auch auf dem Land zwischen grünen Wiesen würden Teile für Kampfflugzeuge und -hubschrauber gefertigt – so wie bei Sitec auf der Tölzer Flinthöhe. Iberl möchte „Sensibilität für diese Problematik schaffen“.
Auch wenn man vor Sitec Aufstellung nehme, sei der eigentliche Adressat der Aktion die Politik. Rüstungskritik werde mit Arbeitsplatz- und Gewerbesteuerargumenten beiseite geschoben. Iberl weist darauf hin, dass das Tölzer Unternehmen Mitglied im Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie sei. In einem Imagefilm von Sitec allerdings werde die militärische Beteiligung mit keinem Wort erwähnt.
Zu Recht, wie Sitec-Geschäftsführer Armin Hilgarth findet: „Wir haben so viel mit Rüstung zu tun wie ein Milchwerk, das eine Kaserne beliefert“, sagt er. „Wir bauen nichts, was schießt.“ Etwa 15 Prozent des Geschäfts mache man aber mit militärischem Equipment. Sitec stellt Antriebe und Ventile, Flug- und Lande-Steuerungssysteme her – sowohl für die zivile als auch für die militärische Luftfahrt. Tölzer Teile stecken also zum Beispiel in Bundeswehr-Hubschraubern oder Tornado-Jets. Gerade die Hubschrauber würden oft in Katastrophengebieten eingesetzt, betont Hilgarth. Er findet, dass viele Kriegsgegner „einfach nicht zuhören und die Argumente umdrehen“.
Angelegt hat er sich etwa mit dem Künstler Franz Wanner. Dessen Installation im Münchner Lehnbachhaus mit dem Titel „Dual-Use“ hat die Münchner Friedensbewegung 2016 erst auf Sitec aufmerksam gemacht. „Das ist eine interessante Nebenwirkung“, findet der gebürtige Tölzer. Der Begriff Dual-Use – der Künstler hat ihn im Streitgespräch mit Hilgarth kennengelernt – verweist auf den doppelten, also zivilen und militärischen Verwendungszweck von Exportgütern, die das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle genehmigen muss. Unternehmen würden Rüstungsgüter als Dual-Use-Produkte deklarieren und so Exportverordnungen umgehen, so Wanner.
Aus Hilgarths Sicht verwendet der Künstler den Begriff bewusst gegen das Unternehmen, das sich streng an die geltenden Normen halte. Für Wanner ist Dual-Use „ein Zauberwort. Wenn man etwas Dual-Use nennt, ist alles in Ordnung. Die Waffen werden ja nicht bei uns eingesetzt.“ Die Industrie profitiere aber gerne davon. Hilgarth hält dagegen: „Es bricht kein Krieg aus, weil wir einen Stellantrieb für den Eurofighter bauen.“