Ottfried Fischer biegt immer noch falsch ab nach Bad Tölz

Vor 25 Jahren fiel die erste Klappe der Kultserie „Bulle von Tölz“. Die TV-Serie wurde zum Dauerrenner und Aushängeschild der Stadt. Zum Jubiläum erinnern sich Hauptdarsteller Ottfried Fischer an die Anfänge und die Dreharbeiten.
Bad Tölz/ Passau – 25 Jahre, also sage und schreibe ein Vierteljahrhundert ist es her, dass die ersten Kameras, Beleuchtungsmaschinen und Tonkabel in Bad Tölz und Umgebung für den „Bullen von Tölz“ aufgebaut worden sind.
Eine Krimi-Serie, die sich schnell zum Straßenfeger entwickelt hat und die dank ihrer Hauptdarsteller unverwechselbar bayerisch wirkte. In Sprache, Humor, kultureller Färbung und lokaler Authentizität setzte der „Bulle von Tölz“ einen Meilenstein für die heute so beliebten Heimatkrimis. Die Serie war eine der Ersten ihres Genres.
Und auch, wenn zu Anfang nicht jeder in der Kurstadt begeistert von den Dreharbeiten war, den Erfolg konnte niemand mehr aufhalten. Der komisch-kauzige Kommissar Benno Berghammer wurde zur Kultfigur, Ottfried Fischer wurde zum Bullen von Tölz.
Ottfried Fischer erinnert sich an (s)eine bayerische Erfolgsgeschichte
Damit hatte keiner gerechnet, als der Tölzer Kurier im Januar 1995 meldete: „Ein Sat.1-Filmteam weilt derzeit in Bad Tölz, um in den kommenden Monaten für einen neuen Fernseh-Sechsteiler mit dem Titel „Der Bulle“ zu drehen.“ Nun ja, aus dem Sechsteiler wurden 69 Folgen, und der „Bulle“ hat die Kurstadt damit bekannter gemacht, als es Löwen, Leonhardifahrt, Knabenchor oder Kalvarienbergkirche je vermocht hätten – mit durchschnittlich sechs Millionen Zuschauern pro Folge. Damit ist der Spitzenreiter auch zur bisher erfolgreichsten Sat.-1-Serie avanciert.
25 Jahre nach der ersten Klappe schlüpft Ottfried Fischer für den Tölzer Kurier – zumindest in Gedanken – noch einmal in das braune Jackett seines Alter Egos Benno Berghammer. In seiner großzügigen Wohnung in der Passauer Innenstadt erinnert er sich zurück: „Der erste Drehtag war am Maierbräugasteig. Es war Januar und saukalt“, schildert Fischer die damaligen Wetterverhältnisse und setzt ein breites Grinsen auf.
„Die Rolle des Sir Quickly in „Irgendwie und Sowieso“ war mein bayerischer Durchbruch, der „Bulle von Tölz“ mein bundesweiter“, resümiert er und seine Verlobte Simone Brandlmeier ergänzt: „Naja, nicht nur bundesweit, auch international.“ Man kannte Fischer plötzlich im Ausland. „Als wir in Prag in ein Hotel eingecheckt sind, haben ihn die Pagen immer ehrfurchtsvoll ,Sir Big Ben’ genannt“, erzählt Brandlmeier belustigt.

Ausgerechnet der Privatsender Sat.1 hatte es geschafft, eine Serie aus dem Oberland zum bundesweiten Hit zu machen. „Die haben die Quoten gesehen und nur gesagt: ,Scheiße, jetzt müssen wir weiter machen’“, erinnert sich Fischer und lächelt auch mit 66 Jahren noch jugendhaft-verschmitzt. „Es war einmalig, die saßen in Berlin und haben sich null eingemischt, was wir da machten“, erzählt er. „Dass der Bulle auf dem Land spielt und im Dialekt gesprochen wird, das war zum Beispiel mein Einfluss.“
„Für Benno stand Gerechtigkeit vor Recht“
Als die Quoten durch die Decke gingen, habe es nur noch geheißen: „Lasst die in Bayern machen, was sie wollen, wir verstehen das eh nicht.“ Das Schönste an seiner Figur war für Fischer, „dass für den Benno Gerechtigkeit vor Recht stand. Er war ein satirischer Denker, aber dennoch glaubwürdig“. Ursprünglich hatte es Fischer für wenig erstrebenswert gehalten, einen Kommissar zu spielen, „aber dadurch hat der Bulle etwas Einzigartiges“. Und so konnte sich Ottfried Fischer auch mit der Rolle des etwas phlegmatischen Provinzpolizisten anfreunden und identifizieren. „Mir hat es sehr gefallen, dass ich in dieser Rolle nie meine kabarettistischen Wurzeln leugnen musste.“
Auch im lockeren Gespräch am heimischen Esstisch, mit Panoramablick auf den Inn, kann er das kabarettistische Blut nicht verleugnen, wenn er von Tölz erzählt: „An einem Rosenmontag sind wir nach den Dreharbeiten im Grüner-Bräu eingelaufen. Nicht, dass man das, was da stattfand, als Faschingsball hätte bezeichnen können, aber da waren wenigstens ein paar Rentner am Tanzen“, amüsiert er sich.
„Als wir dann in der Wirtschaft waren, sagte einer laut zu seinem Spezl: ,Da, schau mal, da hat sich einer als Fischer verkleidet!’“
Ottfried Fischer hat eine besondere Verbindung zum alten Stadion
Ansonsten verbrachte Ottfried Fischer die Drehpausen und Feierabende am liebsten am Kalvarienberg. „Leider war es immer so anstrengend, da hoch zu kommen“, grinst er.
Auch zum alten Eishockeystadion hat er eine besondere Verbindung: „Dieser Platz hat mich als Sportler beinahe groß gemacht.“ Bei einem Benefiz-Spiel habe er sogar eine „Steilvorlage für ein Fast-Tor“ gegeben. Auch, wenn es doch nicht ganz mit der Profisportler-Karriere geklappt hat, Tölz und Fischer verbindet bis heute ein, wie er etwas gedrechselt sagt, „heimatcharakterliches Verhältnis“.
Das war auch so, als er bis vor zwei Jahren noch in Schwabing gelebt hat. „Ich habe mich oft ertappt, dass ich auf dem Mittleren Ring falsch in Richtung Tölz abgebogen bin.“ Und er fügt mit einem nostalgischen Blick hinzu: „Wer so oft wie ich im Tölzer Land war, der kommt um den Begriff Heimat gar nicht drum herum.“
Besonders das Holler-Haus (die Pension Resi, welche sich in Wirklichkeit in Icking befindet) und die Tölzer Marktstraße haben es dem bekennenden Niederbayern angetan. „Das waren neuralgische Orte. Im Holler-Haus war es so dermaßen beengt, das ging mir tierisch auf die Nerven und in der Marktstraße war es immer sehr anstrengend, bei so vielen Passanten und teilweise grantigen Geschäftsinhabern gute Aufnahmen hinzubekommen.“ Trotzdem seien ihm beide Orte in all den Jahren ans Herz gewachsen. Und genau diese Erinnerungen trägt er tief in seinem Herzen mit, wenn er in Passau mit seiner Simone „am liebsten zum Domplatz hoch“ spaziert.
Eröffnung der Bullen-Brunnens als offizielle Versöhnung mit der Stadt Bad Tölz
„Die meisten haben die Dimensionen vom Bullen unterschätzt, die Stadt hat nur Nachteile gesehen“, beschreibt Fischer den eher holprigen Anfang. Doch der damalige Bürgermeister und heutige Landrat Josef Niedermaier habe das Projekt mit voller Kraft unterstützt.
Am Ende war die Eröffnung des „Bullen-Brunnens“ am Tölzer Max-Höfler-Platz, 2013 für den Kabarettisten, Autor und Schauspieler „die öffentliche Versöhnung mit der Stadt“.
„Ich habe so viele schöne Jahre in der Gegend verbracht, da wollte ich mir niemals den Hut der Unversöhnlichkeit aufsetzen“, sagt Fischer und zieht genüsslich an seiner Zigarette.
Man merkt: Trotz privatem Rückzug in seine Heimat, Passau, ist „der Otti“, wie ihn alle liebevoll nennen, immer noch der Alte. Schauspieler Ottfried Fischer liebt das Leben, die Liebe, die Bühne, den Genuss und kostet alles in vollen Zügen aus – genauso wie seine zahlreichen Erinnerungen an Bad Tölz und anderswo.
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