1. Startseite
  2. Lokales
  3. Bad Tölz
  4. Bad Tölz

Probleme in der Corona-Krise: Bei Anruf Hilfe

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

null
Rat und Beistand findet man in der derzeitigen Ausnahmesituation beim Krisendienst Psychiatrie oder auch am „Kümmerfon“. © Foto: dpa

Daheim zu bleiben stellt in der derzeitigen Corona-Krise viele Menschen vor eine große Herausforderung. Psychologen aus dem Tölzer Land helfen weiter.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Es ist egal, ob man die Zeit der Ausgangsbeschränkung allein erlebt oder sich ständig mit seiner Familie in der Wohnung aufhält. Konfliktpotenzial einerseits, Vereinsamung andererseits – wie geht man mit der ungewohnten Situation am besten um? Psychologische Beratung am Telefon kann dabei helfen.

Diplompsychologin Heike Hohenstatt ist Gebietskoordinatorin für den Krisendienst Psychiatrie im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Dieser Dienst steht Menschen, die in eine psychische Notlage geraten, per Telefon rund um die Uhr zur Seite. „Viele Leute fühlen sich schon besser, wenn ihnen jemand zuhört“, sagt Hohenstatt. „Wer sein Problem schildern darf, kommt oft selbst auf Lösungen.“ Sie betont dabei ausdrücklich, dass sich niemand zu schämen braucht. „Es ist absolut keine Schande, wenn man mal nicht weiter weiß.“

Eine gute halbe Stunde nimmt sich ein geschulter Mitarbeiter Zeit für den Anrufer. 80 Prozent aller Fälle können durch dieses „sortierende“ Gespräch bereits am Telefon abgehandelt werden. Ist das nicht der Fall, gibt es auch persönliche Hilfe: Dann rückt ein Zweier-Krisen-Team aus, dessen Einsatz über die Caritas läuft. Diese Kriseneinsätze finden dabei unter Einhaltung der Hygienevorschriften statt. Derzeit seien es pro Tag durchaus auch mal mehr Anrufe als üblich, und etwa sechsmal im Monat kommt es zur „aufsuchenden“ Hilfe. Im Durchschnitt seien die Anrufer etwa 40 Jahre alt, es melden sich mehr Frauen als Männer, und die Hauptanrufzeit ist vormittags.

Junge Isarwinkler im Ausland: Endlich zurück in der Heimat – und gesund

Die ökumenische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Caritas und der Diakonie in Bad Tölz-Wolfratshausen bietet angesichts der derzeitigen Situation ein „Familien-Kümmerfon“ an. Sozialpädagogische und psychologische Berater helfen dabei in allen Angelegenheiten rund um Erziehung, Partnerschaft und dem Umgang miteinander. Das „Kümmerfon“ wurde speziell eingerichtet, weil derzeit kein persönlicher Kontakt möglich ist. Auch hier nehmen sich die Berater viel Zeit für die Nöte der Anrufer. Gespräche können schon auch mal über eine Stunde dauern. „Das Angebot gilt für Kinder, Eltern aber auch für Großeltern, denen es in der Isolation ja auch oft nicht gut geht“, erklärt Petra Lang, Leiterin der Beratungsstelle. „Wir versuchen, jeden individuell abzuholen, auf Wunsch bleibt der Anrufer anonym.“ Gerade in Familien, die bereits vor Corona Probleme hatten, verschärfe sich durch die Ausgangsbeschränkung die Situation oft extrem. Im absoluten Notfall sei es deswegen auch derzeit möglich, sich zur persönlichen Beratung in einem Schutzraum im Caritas-Zentrum in Bad Tölz zu treffen.

Musik „vom Dach“: Neues Album von Sebastian Schwarzenberger und San2

Das Bayerische Rote Kreuz bietet in Zusammenarbeit mit der Psychotherapeutischen Hochschulambulanz der Universität der Bundeswehr München ab sofort telefonische Beratung und Unterstützung durch approbierte Psychotherapeuten an. „Dabei sind kurze Kontakte ebenso möglich wie regelmäßige Gespräche“, heißt es in einer Pressemitteilung des BRK-Kreisverbands. Das Angebot richte sich an Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die aktuell belastet seien und Gesprächsbedarf haben, genauso wie an Fachpersonal. Die Gespräche sind für den Anrufer anonym und ohne jegliche Angabe von persönlichen Daten möglich. Bei Bedarf sind auch Videosprechstunden möglich.

Aber auch ohne ernsthafte Probleme kann einem daheim die Decke auf den Kopf fallen. „Wir hören zu“, sagen Silke Balbierz, Beraterin und Coach, und die Heilpraktikerin Heike Kiesmüller aus Bad Tölz. Die beiden bieten während der Ausgangsbeschränkung Gesprächsmöglichkeiten per Telefon unter dem Motto „Auf an Ratsch“ an. Es handelt sich dabei nicht um ein professionelles Coaching. Jeder, der Bedarf hat, sich auszutauschen, ist willkommen.

Um emotional gut durch die Krise zu kommen, raten alle Fachfrauen zu einfachen, aber wichtigen Strategien: Strukturen und Tagesrhythmus beibehalten, Homeoffice- und Essenszeiten einhalten sowie feste Termine für die Familie und für sich selbst einplanen. Hilfreich seien natürlich frische Luft und regelmäßige Bewegung. Kommt es dennoch zum Streit, sollte man den Raum verlassen und erstmal die Emotionen abkühlen lassen. Ebenso essenziell sei es, weiterhin soziale Kontakte zu pflegen: per Telefon, Whatsapp, Mail oder per Brief. (Ines Gokus) 

Hier gibt es Hilfe:

Der mobile psychatrische Krisendienst des Bezirks Oberbayern steht rund um die Uhr unter der Telefonnummer 01 80/6 55 30 00 zur Verfügung.

Das „Kümmerfon“ der ökumenischen Beratungsstelle von Caritas und Diakonie ist von Montag bis Freitag in der Zeit von 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr unter 0 80 41/79 31 61 30 zu erreichen.

Die telefonische Beratung und Unterstützung durch BRK und die psychotherapeutische Hochschulambulanz ist von Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr unter der Telefonnummer 0 80 41/76 55 98 erreichbar.

Gesprächsmöglichkeit „Auf an Ratsch“ ist möglich nach Terminvereinbarung bei Silke Balbierz unter Telefon 0 80 41/7 93 35 70 oder per Mail an silke.balbierz@komzept.com sowie bei Heike Kiesmüller unter Telefon 0 80 41/7 93 84 88. Alle Dienste sind kostenlos.

Mundschutz-Pflicht ab Montag (27. April): Wo gibt es Masken zu kaufen? Das Angebot in der Region im Überblick.

Auch interessant

Kommentare