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Masken-Pflicht in Bayern fällt: Unternehmer besorgt - „Heikle Angelegenheit“

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Von: Felicitas Bogner

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In Karl Webers Metzgerei in Lenggries wird sich an der Maskenpflicht erstmal nichts ändern. Er macht Gebrauch von seinem Hausrecht und besteht darauf, dass seine Kunden beim Einkauf weiterhin FFP2-Masken tragen. 
In Karl Webers Metzgerei in Lenggries wird sich an der Maskenpflicht erstmal nichts ändern. Er macht Gebrauch von seinem Hausrecht und besteht darauf, dass seine Kunden beim Einkauf weiterhin FFP2-Masken tragen.  © arp

In den meisten Bereichen in Bayern soll ab Sonntag keine Maskenpflicht mehr gelten. Viele Geschäftsbetreiber stehen den Corona-Lockerungen mit einem mulmigen Gefühl gegenüber.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Ohne FFP2-Maske shoppen gehen, beim Friseur wieder genüsslich einen Cappuccino schlürfen, im Gottesdienst fröhlich mitsingen und auch im Restaurant den Impfstatus nicht mehr offenlegen müssen: Was in der Theorie befreiend klingt, lässt einige Geschäftstreibende, Kulturveranstalter und Pfarrer mit den Zähnen knirschen. Sie halten die Aufhebung der Maskenpflicht in vielen Bereichen mit Blick auf das Infektionsgeschehen für verfrüht.

Maskenpflicht in Bayern fällt: Metzgerei nutzt Hausrecht - „Zahlen für Lockerungen viel zu hoch“

Karl Weber, Inhaber der gleichnamigen Metzgerei in Lenggries, macht Gebrauch von seinem Hausrecht. „Wer bei uns einkauft, muss weiterhin eine FFP2-Maske aufsetzen. Auch unser Personal wird im Verkauf medizinische Masken tragen“, sagt er. „Die Zahlen sind mir aktuell für diese Lockerung viel zu hoch. Daher möchte ich meine Mitarbeiter und Kunden schützen“, erklärt Weber. Angst vor Unverständnis bei seinen Kunden habe er keine.

„Ich denke, dass es die meisten verstehen werden.“ Und sowieso: „Man kann es eh nie allen recht machen.“ Weber selbst hat bereits zu Beginn der Pandemie sein Geschäft für 14 Tage aufgrund eines Coronaausbruchs schließen müssen. „Wenn man so einen Ausfall einmal mitgemacht hat, weiß man, warum man vorsichtig bleibt.“ Vorerst soll die Maskenpflicht in seiner Metzgerei bis Ostern gelten. „Danach haben wir Betriebsferien und dann wird man sehen, wie es um die Inzidenzen steht.“

Corona-Lockerungen: Edeka-Chef skeptisch - „Habe große Bedenken“

Auch Kaspar März, Inhaber der Edeka-Filialen in Tölz, Lenggries, Benediktbeuern und Ascholding, steht dem Entschluss skeptisch gegenüber. „Ich habe große Bedenken.“ Schließlich sei sein Personal der Ansteckungsgefahr besonders ausgesetzt. „Ich würde mir wünschen, dass die Kunden weiter Masken tragen“, sagt er.

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Durchsetzen will er eine entsprechende Sonderregelung nicht. „Ich gehe die Schritte mit, die vorgegeben werden. Wenn ich in meinen Läden Maskenpflicht vorschreiben würde, müsste das alles ja auch kontrolliert werden“, gibt er zu Bedenken. „Daher hoffe ich auf Vernunft.“

Aktuell gilt im Edeka März in Tölz noch Maskenpflicht. Sowohl für Kunden als auch für die Mitarbeiter – wie hier Sara Honkomp an der Kasse. Am Montag können Kunden auf die Masken verzichten. 
Aktuell gilt im Edeka März in Tölz noch Maskenpflicht. Sowohl für Kunden als auch für die Mitarbeiter – wie hier Sara Honkomp an der Kasse. Am Montag können Kunden auf die Masken verzichten.  © arp

Eine ähnliche Handhabung hat Sternekoch Erich Schwingshackl für sein Tölzer Restaurant beschlossen. „Das Servicepersonal wird im Innenbereich weiter Masken tragen“, sagt er. Den Gästen sowie den Mitarbeitern im Außenbereich überlasse er die Entscheidung selbst. „Wir haben weiterhin die Tische weit auseinandergestellt und halten die Hygienestandards mit Desinfektionsspendern im Eingangsbereich und Co. aufrecht.“

Neue Corona-Regeln in Bayern: Personal in Gastro ist Ansteckungsgefahr ausgesetzt

Generell könne er sich vorstellen, dass weiterhin einige die Maske aufsetzen. „Man hat sich nach zwei Jahren daran gewöhnt“, so Schwingshackl. Er betont aber auch: „Für die Gäste, die die Maske stört, ist es natürlich erleichternd.“

Remzo Kukuruzovic, Inhaber vom „Metzgerbräu“ in Tölz, meint: „Man wird nach Ostern an den Infektionszahlen sehen, zu was das führt.“ Allgemein überlasse auch er seinen Gästen die Wahl, ob sie eine Maske tragen. Sein Servicepersonal werde weiter auf Masken zum Schutz vor einer Coronainfektion setzen.

„Man hätte mit dieser Lockerung noch etwas warten müssen“, sagt er. Denn schlimmer als die Maskenpflicht sei ein erneuter Lockdown für ihn. Corona habe seinem Lokal ohnehin schon Schaden zugefügt. „Ich habe seit Beginn der Pandemie meine Öffnungszeiten reduziert. Nachmittags ist beispielsweise kaum mehr etwas los.“

Neue Corona-Beschlüsse: Friseurin besorgt - „Sehr heikel“

Als eine „sehr heikle Angelegenheit“, bezeichnet Sabine Sziedat, Inhaberin des Benediktbeurer Friseursalons „Hairgricht“, den Beschluss. „Vielleicht ändern sie es ja noch für hier“, sagt sie verhalten. „Generell freue ich mich für meine Kunden natürlich, wenn sie die Masken abnehmen können.“ Dies habe auch einen Mehrwert beim Haareschneiden. „Da sieht man das Gesicht besser und weiß, wo man den Scheitel ansetzt.

Überdies sei es schön, wieder Kaffee anbieten zu können und nicht mehr auf die Nachweise schauen zu müssen. „Das war unangenehm, weil mich Gesundheitsdaten nichts angehen.“ Doch trotz aller Vorteile: „Ich bin bei den aktuellen Zahlen über diesen Beschluss überrascht und halte den Zeitpunkt für zu früh.“ Daher werde sie auch weiterhin mit FFP2-Maske arbeiten. „ Das gilt auch für meine Mitarbeiter, wobei sie das alle freiwillig machen. Zwingen will ich niemanden und bin über den Konsens sehr froh.“

Corona-Lockerungen: Kulturveranstalter verkaufen kaum Karten

Sowohl positive als auch negative Aspekte sieht Sabine Pfister, die mit „KleinKunst und Kultur“ (KKK) Veranstaltungen ausrichtet. „Der Kartenvorverkauf läuft katastrophal“, berichtet die Lenggrieserin. „Das liegt bestimmt auch daran, dass viele noch vorsichtig sind“, mutmaßt Pfister. „Seit die Obergrenze bei Belegungen geöffnet wurde, sind wir nicht in die Verlegenheit gekommen, Veranstaltungen vor ausverkauften Sälen abzuhalten“, berichtet sie.

Zwar habe sie die Hoffnung, dass nun diejenigen wieder kommen, die bisher nur wegen der Maskenpflicht oder 3G-Regel weggeblieben sind, aber: „Wie groß dieser Anteil dann wirklich ist, wird sich zeigen.“ Generell hegt auch Pfister mit Blick auf die Coronafallzahlen Bedenken, wie sich das Fallen der Masken auswirken wird. „Ich denke, dass viele freiwillig weiterhin auf Nummer sicher gehen und die Maske auflassen.“

Gottesdienst ohne Maske: Pfarrer Leo Sobik - „Habe sehr große Zweifel“

Gemischte Gefühle hegt auch der Wackersberger Pfarrer Leo Sobik bei der Vorstellung, dass alle Kirchgänger künftig wieder ohne Masken im Gottesdienst sitzen werden. Zwar finde er das Tragen einer Maske in manchen Situationen, wie beispielsweise der Kommunionsgabe, als befremdlich, aber aufgrund der Covid-Lage als sicherer.

Der jetzige Beschluss würde zwar ein normaleres Gefühl in die Kirchen bringen. Aber: „Ich habe sehr große Zweifel, ob momentan der richtige Zeitpunkt dafür ist. Die Mutationen mehren sich, und es sind aktuell zu viele Menschen krank“, sagt der Pfarrer. „Ich bleibe auch im privaten Bereich, trotz der Boosterimpfung, weiterhin sehr vorsichtig.“

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