So erleben Jugendliche aus Bad Tölz-Wolfratshausen die Zeit der Einschränkungen

Maske und Abstand statt Party und Freiheit: Für Jugendliche sind die aktuellen Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie nicht einfach. Sie müssen auf vieles verzichten.
Bad Tölz-Wolfratshausen – Die Befürchtungen vieler haben sich bewahrheitet. Die Corona-Zahlen steigen weiter deutlich an. Das ganze Land befindet sich seit vergangenem Montag im sogenannten „Lockdown light“. Die Beschränkungen verlangen Jugendlichen einiges ab. Sie können sich nur noch mit maximal einem Freund oder einer Freundin treffen, keine Partys mehr feiern, nicht verreisen, Clubs sind geschlossen, Sport im Verein ist ebenfalls derzeit nicht möglich. Wie unbeschwert ist diese Jugend noch? Acht junge Leute aus dem Landkreis erzählen, wie sie mit der aktuellen Situation umgehen. Ein Stimmungsbild:
Fabio Barth (19), Ascholding:
Der Lockdown hat mir auf jeden Fall gezeigt, dass man Zeit mit Freunden viel mehr schätzen muss. Man kann sich nicht mehr so oft sehen oder eben nur einzeln. Das macht nachdenklich. Die neuen Regelungen sind an der einen oder anderen Stelle sicher etwas nervig, aber notwendig, denke ich. Ich will das Ganze also nicht nur negativ sehen. Auch würde ich an meine jungen Mitmenschen appellieren: Partys sind cool, aber aktuell einfach nicht relevant. Wir müssen zusammenhalten – Jung und Alt. Klar bedeutet es, bei der einen oder anderen Sache zurückzustecken. Aber nur so können wir es schaffen, glaube ich.

Lisa Muchow (20), Wolfratshausen:
Der Corona-Lockdown macht sich für mich primär in meinem Arbeitsalltag bemerkbar. Ich arbeite aktuell an einem Musiktheaterprojekt in München mit, und da ist einfach vieles nicht mehr so wie vor dem Lockdown. Auch Konzerte und Festivals fehlen. Dennoch würde ich mir wünschen, dass nicht grundsätzlich die junge Generation als „Sündenbock“ für steigende Zahlen verantwortlich gemacht wird. Meiner Meinung nach sollte man hier nicht in Jung und Alt, sondern in Maskenträger und Nicht-Maskenträger unterscheiden. Appellieren würde ich deshalb an alle Menschen, Masken zu tragen und die Regeln einzuhalten. Auch würde ich mir eine faire Unterstützung für die Künstlerbranche wünschen, damit nach dem Lockdown auch das kulturelle Leben wieder stattfinden kann.“

Sten Albers (20), Kochel am See:
Für mich hat der Lockdown definitiv meine gewohnte Routine aus dem Gleichgewicht gebracht. Eigentlich dachte ich auch, dass die Neuinfektionen weniger werden. Der neue Verlauf der steigenden Zahlen kam für mich daher doch eher überraschend. Auf dem Land und als Teil der jüngeren Generation war mir das einfach nicht so präsent. Vielleicht ist das auch der Grund, warum gerade junge Menschen mit ihren Partys für so große Furore sorgen. Vielen ist das Ausmaß vermutlich nicht in aller Gänze bewusst. Dennoch würde ich mir wünschen, dass das Ganze nicht nur schwarz-weiß betrachtet wird. Auch ich vermisse Partys und ein Stück Normalität in meiner Jugend, dennoch gibt es auch viele jüngere Menschen, die sich an die Regeln halten. Eine ganze Generation zu verurteilen, ist einfach falsch. Damit die Zahlen wieder sinken, wäre es viel wichtiger, mehr Solidarität an den Tag zu legen.

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Leni Münster (15), Geretsried:
Es gab auf jeden Fall schon bessere Zeiten. Man ist einfach überall sehr eingeschränkt. Abstandsregeln finde ich dabei gar nicht so schlimm, die Masken aber schränken mich schon ziemlich ein. Besonders in der Schule, beispielsweise wenn ich eine Schulaufgabe schreibe. Normalerweise spiele ich auch Tennis und Handball. Beides war zwischenzeitlich nicht mehr möglich. Schwierig finde ich auch, dass besonders die junge Generation für die steigenden Zahlen verantwortlich gemacht wird. Denn damit es bald wieder bergauf geht, müssten sich alle Menschen ihrer Verantwortung bewusst sein.

Franziska Krinner (17), Wackersberg:
Mich persönlich schränken die Lockdown-Bestimmungen gerade kaum ein, da ich nach einem Beinbruch aktuell sowieso nur wenig unternehmen kann. Allerdings wollte ich mich eigentlich bei der Feuerwehr engagieren. Die Kurse dazu fallen nun aber alle aus. Auch das Freizeit- und Schulleben ist einfach nicht so wie sonst. Dennoch glaube ich, dass all die Maßnahmen sinnvoll sind und Corona nur ein Ende finden kann, wenn sich alle daran halten. Es ist einfach ein gesamtgesellschaftliches Problem, dem wir da gerade gegenüberstehen. Akzeptanz für die Regelungen wäre deshalb angebracht, sowohl von Jung als auch von Alt.

Monia Friedrich (16) aus Bad Heilbrunn:
Die Vorschriften schränken mich direkt nicht sehr ein. Was ich aber störend finde, ist die Maskenpflicht im Unterricht, da bekomme ich sehr häufig Kopfschmerzen und kann mich nicht mehr so gut konzentrieren. Was ich auch sehr schade finde, ist, dass man Geburtstage nicht mehr – wie üblich – gemeinsam mit Freunden feiern kann und es heuer auch keine Christkindlmärkte gibt. Ansonsten ändert sich durch die Maßnahmen an meinem Alltag nicht sehr viel. Ich hoffe nur, dass man sich weiterhin mit einer Freundin treffen darf, anders wäre es schon sehr langweilig.

Tatjana Hoter (15) aus Bad Tölz:
Ich finde die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie alle richtig und wichtig, es könnte in manchen Bereichen sogar noch strenger gehandhabt werden. Ich selber habe zwar keine schlimme Angst vor einer Ansteckung, aber ich fände es schlimm, wenn sich jemand aus meiner Familie mit Corona infizieren würde. Man muss aktuell vermehrt Rücksicht auf ältere und vorerkrankte Menschen nehmen. Ich finde es aber schade, dass zwar viele bereit sind zurückzustecken, andere aber dann trotzdem große Partys feiern. Manchmal wird man als junger Mensch dann sogar dem Generalverdacht ausgesetzt, dass wir an den steigenden Zahlen Schuld seien. Das finde ich schon ziemlich unfair. Am meisten fehlt es mir aktuell, dass man nicht mehr verreisen kann, ich meinen Geburtstag nicht feiern kann und jetzt auch nicht mehr ins Kino gehen darf.

Jennifer Glawion (17), Geretsried:
Ich erlebe die aktuelle Zeit als sehr aufregend und kritisch zugleich. Corona ist täglich Gesprächsthema und lässt jegliche Normalität verschwinden. Manchmal weiß ich gar nicht mehr, was man noch glauben soll und was nicht. Normale Sachen wie Freunde treffen, geben einem das Gefühl, etwas Kriminelles zu machen. Auch die Maskenpflicht während dem Schulunterricht ist nach einer gewissen Zeit anstrengend, da ich davon Kopfschmerzen bekomme. Dennoch denke ich, dass die Maßnahmen wichtig und sinnvoll sind. Abstandsregeln schränken mich persönlich eher wenig ein. Für die Zukunft würde ich mir allerdings wünschen, dass endlich weniger Angst verbreitet wird. Denn diese hilft niemandem und macht nichts besser. (Nagy/Bogner)

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