1. Startseite
  2. Lokales
  3. Bad Tölz
  4. Bad Tölz

Über 2000-mal im Dienst der Gesellschaft: Landkreis-Feuerwehr zieht Bilanz von 2022

Erstellt:

Kommentare

In der traditionellen Dreikönigsversammlung erstattete Kreisbrandrat Erich Zengerle (re.) im voll besetzten Tölzer Kurhaus umfangreich Bericht über das abgelaufene Feuerwehrjahr.
In der traditionellen Dreikönigsversammlung erstattete Kreisbrandrat Erich Zengerle (re.) im voll besetzten Tölzer Kurhaus umfangreich Bericht über das abgelaufene Feuerwehrjahr. © Karl Bock

Der Termin hat Tradition: Am Dreikönigstag treffen sich die Führungskräfte der 58 Landkreis-Feuerwehren im Tölzer Kurhaus zur Verbandsversammlung, um über das abgelaufene Jahr Bilanz zu ziehen.

Bad Tölz – Zwischen der vorhergehenden Zusammenkunft und der am Freitag lagen allerdings – coronabedingt – zwei Jahre Pause. Deshalb freuten sich die Kommandanten und ihre Stellvertreter sowie die Bürgermeister als Vertreter der Gemeinden umso mehr, wieder in Präsenz zu tagen. Für den am 1. August 2020 gewählten Kreisbrandrat Erich Zengerle (54) aus Egling war es die erste Dreikönigsversammlung in dieser Funktion.

Wenn im voll besetzten Kursaal von Tölz auch nach wie vor gestandene Männer in blauen Uniformen das Bild beherrschten, so gibt es doch auch 206 Frauen bei den Feuerwehren im Landkreis und 308 Kinder- und Jugendmitglieder unter 18 Jahren. Insgesamt sind es 3488 Mitglieder, die zwischen Jachenau und Icking dafür sorgen, dass bei Bränden gelöscht wird, dass bei Unfällen geholfen, bei Überflutung Keller ausgepumpt werden oder bei Veranstaltungen Absperrungen vorgenommen werden.

Freude über erste Kinderfeuerwehr in Icking

Kreisbrandrat Zengerle freute sich über das Interesse an der Feuerwehr schon in jungen Jahren. So wurde am 14. Mai 2022 in Icking die erste Kinderfeuerwehr im Landkreis gegründet. „Sechs Mädchen und acht Buben haben sich gefunden, sind beigetreten und können so an die Feuerwehr herangeführt werden“, sagte Zengerle.

Die Feuerwehren im Landkreis wurden im abgelaufenen Jahr 2355-mal alarmiert, wobei wieder 200 Fehlalarme eingerechnet sind. Insgesamt gab es 29 Groß- und 60 Mittelbrände. Ein Großaufgebot rückte am 5. Juli zum Tölzer „Kolberbräu“ in der Marktstraße aus, wo es in der Küche eine Verpuffung gegeben hatte. Schlimmer war das Feuer am 25. November in einem Haus in der Nähe der Gaißacher Straße in Bad Tölz, wobei der Bewohner eine Woche später an den Brandfolgen starb. Am selben Tag gab es zwei weitere aufwendige Einsätze: Bei einem Verkehrsunfall war ein mit fünf Personen besetzter Wagen in einer Baumgruppe neben der Bundesstraße 13 gelandet und fast zeitgleich rutschte ein großes Güllefass von einem Traktor auf die Bahnstrecke bei Reichersbeuern. In seinem Rückblick erinnerte Zengerle auch an das Unwetter Ende Juli im nördlichen Kreisgebiet, bei dem 100 Einsätze „abgearbeitet wurden“, wie der Kreisbrandrat sagte. Allein in Geretsried seien im vergangenen Jahr drei Fliegerbomben gefunden und entschärft worden, wobei bis zu 2000 Personen evakuiert werden mussten.

Rauchenberger kritisiert Einsatz bei Radrennen

Erfreulicher war der Einsatz von 21 Feuerwehren und über 200 ehrenamtlichen Helfern bei den European Championships der Radrennfahrer und Rennfahrerinnen im August. Dennoch bemängelte der Jachenauer Bürgermeister Klaus Rauchenberger am Ende der zweistündigen Versammlung im Kurhaus, dass man hierzu die Feuerwehren als ehrenamtliche Helfer verpflichtet habe, obwohl „hunderte Polizisten“ vor und nach dem Rennen die Strecke entlanggefahren seien. Hierzu erläuterte Zengerle, dass seines Wissens der Einsatz der Feuerwehren bei der vorausgegangenen Bürgermeister-Dienstbesprechung im Landratsamt so abgesprochen worden sei. Jedenfalls seien die Fernsehbilder des Rennens europaweit ausgestrahlt worden.

Viele Ausgaben im Jahr 2023

Zengerle bewertete die Ausrüstung der Feuerwehren im Landkreis als sehr gut. Zahlreiche Fahrzeuge konnten neu angeschafft und in Dienst gestellt werden. Dazu gab es einige örtliche Jubiläen zu feiern. Positives hatte auch Stefan Kießkalt, Kassier im Feuerwehrverband für den Landkreis, zu berichten. Er vermeldete ein finanzielles Plus, das jedoch im Haushaltsplan 2023 wegen Neuanschaffungen aufgezehrt werde.

Sorge nach Vorfällen in Berlin

Über die gesellschaftliche Bedeutung der Wehren im Landkreis sprach Landrat Josef Niedermaier als oberster Dienstherr der Floriansjünger, wobei er auf die jüngsten Vorgänge in Berlin Bezug nahm. „Was passiert da in unserem System?“, fragte er. Er könne Frust und Ärger verstehen, doch Misstrauen gegen den Staat sei in keinem Fall der richtige Weg. Er forderte die Feuerwehrleute als Meinungsträger auf, den Zusammenhalt in der Gesellschaft zu unterstützen.

Der Tölzer 3. Bürgermeister Christof Botzenhart lobte die Versammelten, die bereit seien, durch den ehrenamtlichen Dienst bei der Feuerwehr Verantwortung für die Gesellschaft zu übernehmen. (Text: Karl Bock)

Noch mehr aktuelle Nachrichten aus der Region rund um Bad Tölz finden Sie auf bei Merkur.de/Bad Tölz.

Auch interessant

Kommentare