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Acker statt Uni: Das machen KSH-Studenten in der Krise

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Jan-Philipp van Olfen packt derzeit beim „Goassbauer“ in Eurasburg mit an. Abends versorgt der 21-Jährige die Ziegen. Er schneidet die Klauen, melkt, füttert und versorgt die Tiere. © Foto: Hessler

Viele Studierende nutzen die Zeit bis zum Semesterstart am 20. April, um sich sozial zu engagieren. Das Sommersemester findet dann komplett in Fernlehre-Form statt.

Benediktbeuern – Tini Schwarm saß gerade in der Cafeteria, als sie erfuhr, dass die vorlesungsfreie Zeit im Frühjahr heuer verlängert werden muss. Für die angehende Sozialarbeiterin war schnell klar, dass vor allem ältere und alleinstehende Menschen in der Corona-Krise Hilfe brauchen werden. Zusammen mit einigen Kommilitonen überlegte sie, welche Art Nachbarschaftshilfe gefragt sei und wie diese organisiert werden könnte. Die erste Idee, Kinderbetreuung anzubieten, musste aufgrund der gesetzlichen Regelungen verworfen werden. Also konzentrierte sich die Gruppe auf konkrete Hilfen für Risikogruppen. „Dann ging es ganz schnell“, erzählt Schwarm: „Zufällig habe ich erfahren, dass es ein Treffen im Kindergarten mit dem Bürgermeister gibt und bin dort einfach aufgeschlagen – mit dem Ergebnis, dass sich unsere Studierenden-Gruppe mit dem Benediktbeurer Nachbarschaftshilfeverein ‚Zamleben‘ vernetzt hat.“ Zugute kam Schwarm, dass sie selbst schon lange im Dorf lebt und gut vernetzt ist. Sie ist Mutter von drei erwachsenen Kindern, arbeitete unter anderem als Streetworkerin im Loisachtal und entschied sich dann, noch ein Studium anzupacken. Schwarm unterstützt jetzt die jüngeren Studenten, die in der Region noch nicht so gut vernetzt sind, in dem Corona-Hilfsprojekt der Hochschule.

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Auch für Jan-Philipp van Olfen (21) änderte sich die Planung schlagartig, als klar war, dass es weitgehende Ausgangsbeschränkungen geben wird. Seine Praktikumsstelle in einer ambulanten Jugend- und Familienhilfeeinrichtung konnte er nicht antreten. Zunächst heuerte er als „landwirtschaftlicher Hilfsarbeiter“ beim „Goassbauer“ nahe Eurasburg an – wo ihm schnell klar wurde, dass er auch hier sein Wissen aus der Sozialen Arbeit einbringen kann: Auf dem Hof entsteht momentan eine sogenannte „Solidarische Landwirtschaft“. Das ist ein Konzept, bei dem Landwirte von Verbrauchern direkt unterstützt werden, sei es durch die zugesicherte Abnahme bestimmter Produktmengen oder beispielsweise durch Mithilfe bei der Ackerarbeit.

Bei einem „Landwirtschaftstag“ gab es einen intensiven Gedankenaustausch zwischen Studenten der Sozialen Arbeit und angehenden Öko-Landwirten.

Auf dem Hof in Eurasburg sind aktuell zwei Studierende aus Benediktbeuern sowie einige Münchner Gastronomen tätig. Das rund ein Hektar große Ackerland, das von der Gruppe bereits aufgebrochen und urbar gemacht wurde, soll nun ganz nach dem Prinzip der Permakultur bepflanzt werden. Abends versorgt Jan-Philipp van Olfen die Ziegen. Fast schon wie ein Profi schneidet er den Tieren die Klauen, melkt, füttert und versorgt sie.

Der junge Mann hofft, dass ihm seine Zeit auf dem Hof teilweise für das Praxissemester angerechnet wird, auch wenn es nicht direkt mit der ambulanten Jugendhilfe zu tun hat. Denn auf dem Hof kann er sich auch damit beschäftigen, wie man Jugendliche, die aus der Gesellschaft gefallen sind, wieder reintegrieren kann. Eines Tages beides zu verbinden, ist nun zu seinem Ziel geworden: „Es ist durchaus auch positiv für mich, dass es nun anders gekommen ist als geplant.“ (Alexander Hessler, KSH)

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