Explosionen und Feuerblitze schrecken Dorf auf - der Grund dafür macht alle richtig wütend

Benediktbeurer standen am Dienstag gegen Mitternacht senkrecht im Bett. Mehrere laute Knalle und Feuerblitze kamen aus dem Bereich der Bahnhofstraße. Als sie den Grund herausfanden, wurden einige richtig zornig.
Benediktbeuern – „Beim ersten Knall haben wir an eine Explosion gedacht“, sagt Peter Gunzner, der in unmittelbarer Nähe wohnt. Beim zweiten und dritten Knall sei ihm klar geworden, „dass dies mit Absicht gemacht wird und zu einem Event gehört“. Am Dienstagmorgen erfuhr er, dass in der Nachbarschaft jemand am Dienstag seinen 50. Geburtstag feierte und deshalb ein „Kanonenständchen“ bekam.
Nachbarn finden „Kanonenständchen“ nicht lustig
Lustig fand Gunzner das Ganze allerdings nicht – und ist sich sicher, dass er mit seiner Meinung nicht alleine steht. Bei einem Geburtstag um Mitternacht zu schießen, hat für den Benediktbeurer nichts mehr mit „Tradition“ zu tun, wie es zum Beispiel bei Hochzeiten in den frühen Morgenstunden Brauch ist.
„Haben wir in Zukunft damit zu rechnen, dass jede Geburt, eine bestandene Führerscheinprüfung, ein gutes Zeugnis, eine Gesellenprüfung oder andere Sachen um Mitternacht mit einer oder mehreren Explosionen salutiert werden“, sagt Gunzner und fragt sich: „Ist schon ein nicht mehr zu kleiner Teil unserer Gesellschaft so Gaga geworden, um nicht mehr zu erkennen, wo die Grenzen sind?“
Selbst Bürgermeister sitzt senkrecht im Bett
Zu den Nachbarn, die senkrecht im Bett saßen, gehörte auch Bürgermeister Hans Kiefersauer, der am Berneckerweg wohnt. „Auch ich habe zuerst gedacht, jetzt ist irgendwo was explodiert“, erinnert er sich mit Schrecken. „Als ich rübergeschaut habe, sah man Feuerblitze.“ Der Bürgermeister eilte aus dem Haus und traf dann auf die Geburtstagsrunde.
Auch Kiefersauer rügt das Verhalten. „Es geht nicht, dass man zu nächtlicher Stunde für einen derartigen Schrecken sorgt.“ In der Gemeinde gibt es keine Richtlinie, ob und wann man ein „Kanonenständchen“ bringen darf. Es soll aber definitiv die Ausnahme bleiben, sagt der Bürgermeister. Wenn jemand so etwas jedoch zu einem ganz besonderen Anlass plane, solle man auf jeden Fall die Nachbarn und die Gemeindeverwaltung informieren, appelliert Kiefersauer: „Schließlich geht’s ja auch darum, dass sonst womöglich jemand die Feuerwehr ruft.“
Sollten sich derartige Vorfälle häufen, werde die Gemeinde aber auf jeden Fall Konsequenzen ziehen, kündigt der Bürgermeister an: „Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt“, zitiert er den Philosophen Immanuel Kant.
Anders sieht es übrigens bei Feuerwerken aus: Diese müssen von der Gemeinde genehmigt werden. „Bislang ist noch nie jemand an uns herangetreten“, sagt Kiefersauer. Man werde das in jedem Einzelfall entscheiden, etwa, wenn es sich um eine Hochzeit handle. Es komme dann zum Beispiel darauf an, wo das Feuerwerk abgeschossen werden soll – am Kloster beispielsweise ist es verboten. Das gilt übrigens auch an Silvester.
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