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Verschnaufpause vom Krieg: 50 Kinder aus der Ukraine für einen Monat im Kloster Benediktbeuern

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Von: Christiane Mühlbauer

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Die Kinder und Jugendlichen aus Lemberg vor der Basilika mit ihren Betreuern sowie Niklas Gregull (4.v.re.) und Pater Norbert Schützner (an der Tür, rechts).
Die Kinder und Jugendlichen aus Lemberg vor der Basilika mit ihren Betreuern sowie Niklas Gregull (4.v.re.) und Pater Norbert Schützner (an der Tür, rechts). © Kloster Benediktbeuern

Im Kloster Benediktbeuern sind derzeit 50 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine mit ihren Betreuern zu Gast. Es handelt sich um Waisen und junge Menschen aus sozial benachteiligten Familien in Lemberg. Zur Finanzierung werden noch Spenden benötigt.

Benediktbeuern – Kein Luftalarm, eine warme Heizung und die Gewissheit, dass es täglich Strom und etwas zu Essen gibt: 50 Kinder und Jugendliche aus Lemberg (Lviv) in der Ukraine und ihre sechs Betreuer fühlen sich zurzeit im Kloster Benediktbeuern wie im Paradies. Die Salesianer Don Boscos haben die Gruppe seit 10. Januar in der Jugendherberge untergebracht. Es handelt sich um Waisen und Kinder aus benachteiligten Familien, die im salesianischen Familienhaus „Pokrova“ leben.

Zwar befindet sich Lemberg nicht an der Frontlinie, aber die Schrecken des Krieges bekommen dort trotzdem alle zu spüren. In der vergangenen Woche gab es 15 Mal Luftalarm. „Dann müssen alle sofort in den Keller“, berichtete Pater Mykhaylo Chaban, Leiter des Familienhauses und Provinzial der Salesianer in der Ukraine. Jeden Tag fällt der Strom aus. Wenigstens habe man Generatoren, denn ohne Strom funktioniere nichts – Toilettenspülung inklusive. Den Luftschutzbunker im Familienhaus öffne man bei Raketenalarm auch für die Nachbarn, darunter ein Kindergarten.

Kontakt nach Lemberg schon länger

Die Benediktbeurer Salesianer und ihre Mitarbeiter haben schon länger Kontakte nach Lemberg. Niklas Gregull ist nicht nur Bildungsreferent im Aktionszentrum, sondern auch Präsident von Don Bosco Youth-Net und koordiniert derzeit die Ukrainehilfe des Klosters. Er organisierte den Besuch und erhält dafür Unterstützung von der Klosterleitung, Mitarbeitern und Ehrenamtlichen. Es sei wichtig, die große Gruppe nicht auf verschiedene Salesianer-Einrichtungen aufzuteilen. „Ein vertrautes Umfeld und eine enge Begleitung durch ihre Erzieherinnen ist sehr wichtig für das Sicherheitsgefühl der jungen Menschen“, sagte Gregull am Dienstag bei einem Pressegespräch. Die Kinder, ausschließlich Buben, sind zwischen 6 und 18 Jahre alt. Sie bleiben bis zum 8. Februar. Sollte sich derweil die Lage in Lemberg zuspitzen, wird über eine Verlängerung der Auszeit in weiteren Einrichtungen nachgedacht.

Vormittags Unterricht, nachmittags Freizeit

Die jungen Ukrainer folgen vormittags online ihrem Unterricht in der Schule von Lemberg – das sei in der Ukraine mittlerweile Alltag, sagte Gregull. Nach den Hausaufgaben am Nachmittag sei dann „ganz normal“ Freizeit, sprich: Fußball spielen, die Kletterwand ausprobieren, Billard spielen, den Kickertisch nutzen oder einfach nur entspannen – also alles Dinge, die in der Ukraine längst nicht mehr zum Alltag gehören. „Die Natur hier ist so schön“, sagte der elfjährige Roman.

Trotzdem: Die Gedanken seien oft in der Heimat, sagte die Erzieherin Myroslava Bonda. Pater Chaban berichtete, was in Lemberg alles für Binnenflüchtlinge getan werde. So gebe es eine Containerstadt für 1000 Menschen aus Mariupol, um die sich auch Salesianer kümmern würden. Auch in den eigenen Unterkünften habe man Flüchtlinge aus den besetzten Gebieten im Osten aufgenommen. Dorthin, an die Front, transportiere man jede Woche Lebensmittel. Die Kinder selbst würden die Pakete packen: Darin seien Grundnahrungsmittel wie Öl, Reis, Bohnen und Dosenfleisch. Niklas Gregull war im vergangenen Herbst selbst in Lemberg: „Es ist beeindruckend, zu sehen, wie stark die Kinder helfen.“

Spenden dringend benötigt

Der vierwöchige Aufenthalt schlägt im Kloster mit 80 000 bis 100 000 Euro zu Buche, sagte Gregull. Das Geld habe man noch nicht beisammen. „Aber uns war wichtig, ganz im Sinne von Don Bosco zu handeln und es einfach zu tun. Es wird sich schon irgendwie ausgehen.“ Neben dieser Gruppe leben im Kloster derzeit noch zwei ukrainische Familien im Energiepavillon sowie zwei Studenten im Wohnheim.

Wer die Aktion unterstützen möchte, kann auf folgendes Konto einzahlen: Don Bosco Mission Bonn, IBAN: DE78 3705 0198 1994 1994 10, BIC: COLSDE33XXX, Verwendungszweck: Nothilfe Ukraine Benediktbeuern.

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