Das Planfeststellungsverfahren für den Hochwasserschutz an der Großen Gaißach beginnt in diesem Jahr. Damit sollen die südliche Karwendelsiedlung und das Moralt-Areal bei einem extremen Unwetter abgeschirmt werden.
Vorgesehen ist auch eine Fischaufstiegshilfe über mehrere Becken. Seit dem Hochwasser vor 17 Jahren, als Teile des Altstadtviertels Gries, der Bockschützstraße, des Amortplatzes und der Königsdorfer Straße überschwemmt waren, wurden entlang der Isar große Baumaßnahmen zum Schutz vor solchen Naturereignissen umgesetzt.
An der Königsdorfer Straße entstanden Deiche, beim Zentralen Busbahnhof wurde die Mauer erhöht, auch von der Kohlstattstraße bis oberhalb des Moraltparks errichtete die Stadt Dämme.
Mit dem jetzigen Hochwasserschutz ist das wichtigste Element der Deich, der östlich der Umspannstation beginnt und sich bis zum Bolzplatz zieht, wo er bis zu 1,50 Meter hoch werden soll; dahinter führt er weiter nach Süden bis an die Bundesstraße 13 und ist dort bis zu 2,50 Meter hoch.
Vorgesehen sind auch eine tiefe Natursteinrampe anstelle des alten Wehrs und ein tiefergelegtes Fundament unter der Brücke der Bundesstraße 13. Geplant sei überdies ein neuer Zulauf für den Linsensägbach, der nur noch wenig Restwasser führt, seit das Wehr an der Großen Gaißach nach einem Starkregen im August 2020 zerstört wurde.
Für Bürgermeister Ingo Mehner (CSU) ist Hochwasserschutz auch deshalb wichtig, weil erst danach das brachliegende Moralt-Firmengelände überplant werden kann. Wie berichtet, will dort Eigentümer Hans Wehrmann ein Quartier mit handwerklichem und künstlerischem Gewerbe schaffen. Da dieses Areal im Überschwemmungsgebiet liegt, wäre sonst nur eine unveränderte Nutzung möglich, sagte Mehner jüngst in der Stadtratssitzung: „Wir müssen erst dafür sorgen, dass kein Wasser mehr von Osten hineinfließen kann.“
Die Kosten für den Hochwasserschutz sind zwar noch unbekannt. Bauamtsleiter Christian Fürstberger rechnet jedoch damit, dass um die 30 Prozent davon auf die Stadt Bad Tölz entfallen. „Da werden wir schon auf eine siebenstellige Summe kommen, die wir zu bezahlen haben“, sagte Fürstberger.
Mit Blick auf das Moralt-Areal fragte Moritz Saumwerber (Grüne), ob eine Kostenbeteiligung von Besitzern privater Flächen möglich sei. Dies bejahte der Bauamtschef, erklärte allerdings auch, dass die Berechnung solcher Beiträge kompliziert sei.
Dazu müsste man konkret benennen, welche Vorteile ein Einzelner aus den Schutzmaßnahmen ziehe. „Das ist rechtssicher fast nicht möglich.“ Im Stadtzentrum habe man deshalb auch darauf verzichtet.
Willi Streicher (SPD) und Doris Bigos (Grüne) votierten dafür, dass der Bolzplatz südlich der Karwendelsiedlung beim Deichbau erhalten bleibt. „Dieser ist für das ganz Viertel wichtig“, so Streicher. Fraglich dagegen die Errichtung einer Solaranlage auf dem Deich, die Johannes Gundermann (Grüne) vorschlug. „Strom im Überschwemmungsgebiet, da bin ich skeptisch“, betonte Fürstberger. Karl Bock