1. Startseite
  2. Lokales
  3. Bad Tölz
  4. DasGelbeBlatt

Schlehdorfer (22) hat Down-Syndrom und arbeitet in Pflegezentrum

Erstellt:

Von: Andreas Sauer

Kommentare

Moritz Oehme Pflegezentrum Lindenhof Schlehdorf down-syndrom
Moritz Oehme arbeitet im Schlehdorfer Pflegezentrum Lindenhof: Das Ballwerfen gehört zu Bewegungsspielen mit Bewohnerin Theresia Langenegger. © Andreas Sauer

Schlehdorf – Der 22-jährige Moritz Oehme aus Schlehdorf hat Down-Syndrom und arbeitet als Betreuungsassistent im evangelischen Pflegezentrum Schlehdorf. Er hat maßgeblichen Anteil an der Verleihung des Deutschen Pflegepreises in der Kategorie „Vielfalt und Respekt in der Pflege“ an den Träger der Einrichtung, die Hilfe im Alter GmbH in München. Im Oktober 2022 wurde die Auszeichnung in Berlin durch die Korian Stiftung verliehen.

Moritz schwärmt noch heute von der Preisverleihung in Berlin. „Es war ein besonders schöner Tag in meinem Leben. Und es war eine tolle Party mit Musik von den „Scorpions“ und den „Toten Hosen“. Als „An Tagen wie diesen“ gespielt wurde, strömten alle in den Veranstaltungssaal, um zu tanzen und zu feiern. Und ich war mit dabei!“

Die 2020 gegründete gemeinnützige Korian Stiftung für Pflege und würdevolles Altern vergab diesen Stiftungsaward zum zweiten Mal. Ausgezeichnet wurde der Träger für sein Engagement bei der Inklusion von Mitarbeitenden mit Behinderung sowie der Integrationsbegleitung von ausländischen Pflegefachkräften.

Teilhabe an Gesellschaft

„Die Entscheidung als Arbeitgeber, Menschen mit Behinderung anzustellen, ist wichtig, auch im Sinne der Inklusion und gesellschaftlichen Teilhabe“, betont Elisabeth Scharfenberg, Vorständin der Stiftung. Der Arbeitsmarkt, so wie ihn Menschen ohne Behinderung erleben, sei für behinderte Menschen mit vielen Barrieren verbunden. Ausgeschlossen zu sein vom regulären Arbeitsmarkt bedeutet auch in weiten Teilen vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen zu sein“, ergänzt Scharfenberg und ergänzt: „Eine Arbeit zu haben bedeutet hingegen finanzielle Unabhängigkeit und die Möglichkeit, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Wir zeichnen daher die Hilfe im Alter GmbH auch für ihren – hoffentlich - zukunftsweisenden Weg aus, dass sie Moritz Oehme als regulären Mitarbeiter angestellt hat.“ Personalentscheidungen wie diese seien tatsächlich immer noch exotisch, „aber sie sind wichtig und unabdingbar, wenn wir uns in Deutschland als diverse Gesellschaft sehen und verstehen wollen“, sagt sie weiter.

Moritz hat erfolgreich den Kurs zum Betreuungsassistenten absolviert inklusive der dazugehörigen Praktika sowie Weiterbildungen und hat unterdessen im Lindenhof eine unbefristete Anstellung. Darauf ist er besonders stolz. Das bedeutet für ihn Anerkennung und Wertschätzung seiner Arbeit. Zu seinen Aufgaben gehört es, die Bewohner des Pflegezentrums Lindenhof mit Bewegungsspielen und Gymnastik zu beschäftigen. Darüber hinaus führt er auch basale Stimulationen durch wie zum Beispiel Duftspiele und Handmassagen.

Wollen ihn nicht missen

„Er macht eine sehr gute Einzelbetreuung und motiviert die Teilnehmer“, betont Suzanne Schmid, Pflegeleitung im Lindenhof, „es war ein gemeinsamer Prozess des gegenseitigen Findens in Abstimmung mit allen Kollegen. Er war keine Ausnahme, sondern wurde voll integriert. Eine Inklusion sollte auch ein ganz normaler Prozess wie jeder andere sein. Mit seiner freundlichen Art fühlen sich die Bewohner angesprochen, er strahlt jeden an. Eine echte Bereicherung, wir wollen ihn nicht missen.“

Moritz Oehme schlehdorf taekwondo down syndrom
Auch Taekwondo gehört neben dem Tanzen und Schuhplatteln zu den Hobbies des 22-jährigen Moritz Oehme. © Andreas Sauer

Auch im privaten Bereich ist er an vielen Aktivitäten interessiert und lässt sich auf neue Erfahrungen ein, was über die Zeit auch sein Selbstbewusstsein eindeutig gestärkt hat. Er betreibt aktiv Taekwondo, Schuhplattln in Werdenfelser Tracht sowie Tanzen und ist generell recht sportlich unterwegs. Diese Aktivitäten und Herausforderungen hat besonders ein starker Familienzusammenhalt unterstützt. Die Familie hat seine sozialen Kontakte und die sich bietenden Möglichkeiten unter den gegebenen Randbedingungen unermüdlich gefördert und war immer bestrebt, eine gewisse Normalität im Leben von Moritz zu erreichen.

Diversität leben

„Ich weiß, dass ich Down-Syndrom habe, aber ich bin doch ganz normal,“ sagt Moritz voller Überzeugung und Selbstbewusstsein. Eine bemerkenswerte und beeindruckende Aussage, die daran erinnert, dass der Umgang mit Diversität in unserer Gesellschaft zum Alltag gehört und gelebt werden sollte – ganz im Sinne der Korian Stiftung.

Auch interessant

Kommentare