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Reutberg: Schwester Maria Pia feiert in der Klosterkirche ihre Einkleidung

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Von: Patrick Staar

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Strahlende Novizin: Schwester Maria Pia beim Gottesdienst in der Reutberger Klosterkirche. Erstmals durfte sie den Habit tragen, die Ordenstracht.
Strahlende Novizin: Schwester Maria Pia beim Gottesdienst in der Reutberger Klosterkirche. Erstmals durfte sie den Habit tragen, die Ordenstracht. © Patrick Staar

Sachsenkam - Ein Zeichen der Hoffnung: Reutberg freut sich über die dritte Novizin in drei Jahren. Jüngst fand dort die Einkleidung von Schwester Maria Pia statt.

Vor fünf Jahren zogen dunkle Wolken über dem Kloster Reutberg auf. Alles deutete damals darauf hin, dass das Erzbischöfliche Ordinariat die Einrichtung schließen würde. Nur noch zwei Ordensfrauen lebten damals in dem Gebäude, Nachrückerinnen waren nicht in Sicht.

Inzwischen brechen immer mehr Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke. Und das im doppelten Sinne: Vor Kurzem feierte Solveig Faustmann in der Klosterkirche ihre Einkleidung und den Einstieg in ihr Noviziat. Dank ihr hat die Sachsenkamer Ordensgemeinschaft nun schon drei „Azubis“ in ihren Reihen. Nach dem Eindruck im Gottesdienst dürfte Faustmann, die nun Schwester Maria Pia heißt, auch innerhalb der Klostermauern für Sonnenschein sorgen.

Weiße Haube, Schleier und Blumenkranz

Die Novizin strahlte während des gesamten Gottesdienstes. Sie strahlte, als ihr Schwester Benedicta Tschugg die dunkel­blonden Locken abschnitt, eine weiße Haube, den Schleier und den Blumenkranz überreichte. Sie strahlte, als sie sich die Ordenstracht überstreifte, den Habit und das schwarze Skapulier. Noch intensiver wurde ihr Strahlen, als sich im Gang des Klosters eine unüberschaubar lange Kette an Menschen bildete, die ihr zur Aufnahme ins Noviziat gratulieren wollten.

Maria Pia schüttelte Hände, plauderte mit jedem der rund 100 Gäste einige Worte – und strahlte. „Mir war das gar nicht so bewusst, dass ich zwei Stunden lang gestrahlt habe“, sagt die Novizin. Doch es gäbe gute Gründe dafür: „Ich bin ein Jahr da, weiß, dass ich weitermachen will – es ist eine Freude, dass ich das zum ersten Mal öffentlich zeigen darf.“

Schwester Benedicta zeigte ihre Emotionen nicht so offen, doch auch sie wollte sich ein Lächeln nicht verkneifen: „Was sich hier abspielt, ist für deutsche Verhältnisse überdimensional“, sagt sie. „Wir haben hier innerhalb von drei Jahren drei Schwestern in Ausbildung. Das ist für ein so kleines, abgefahrenes Kloster schon irre. Wir verteilen ja keine Flyer, und eine eigene Website haben wir auch nicht.“ Dass es nun drei ernst zu nehmende Bewerberinnen gebe, sei „das Werk Gottes“.

Seit Kindheit Wunsch Nonne zu werden

Nach Postulat und dem zweijährigen Noviziat, das Maria Pia nun absolviert, geht es mit der zeitlichen Profess weiter, die für gewöhnlich mindestens drei Jahre dauert. Die einzige Nonne, die die ewige Profess besitzt, ist Schwester Faustina, die schon seit 30 Jahren im Kloster Reutberg lebt.

Wie kommt eine Grazerin nach Reutberg? Es gebe eine lange Vorgeschichte, antwortet Maria Pia. Schon als Kind habe sie den Wunsch gehabt, Nonne zu werden. Diesen Gedanken habe sie stets im Hinterkopf behalten: „Aber es gibt im Leben viele Träume, die man nicht verwirklicht.“

Unter ihrem Namen Solveig Faustmann verbrachte sie ihre Kindheit und Jugend in Graz. Dann verschlug es sie nach Frankfurt und nach Berg Schönstatt am Rhein. Sie arbeitete in der Kirchenverwaltung und bei einem Fernsehsender. „Im Laufe der Zeit bin ich immer religiöser geworden“, sagt die 49-Jährige, die sich selbst scherzhaft als „gelernte Deutsche“ bezeichnet. Unter anderem unternahm sie Wallfahrten nach Medjugorje (Bosnien-Herzegowina). Der „Höhepunkt“ sei ihr Job beim privat-christlichen Sender „Radio Horeb“ in Balderschwang bei Oberstdorf gewesen: Faust­mann war für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, besuchte Pfarreien in ganz Deutschland und war für die Übertragung der Heiligen Messen zuständig – unter anderem auch aus dem Kloster Reutberg.

„Die sechs Jahre haben mich sehr geprägt, das war einfach großartig dort“, sagt Maria Pia. „Wir waren dort eine gute Gemeinschaft, fast ein halbes Kloster.“ Viele der 70 Mitarbeiter seien „sehr gläubig“, jeder habe täglich eine Messe besuchen können. Der Programmdirektor, der frühere Bad Heilbrunner Pfarrer Richard Kocher, wurde zu ihrer Leitfigur.

„Hang zur Stille“

Der Wunsch nach Einsamkeit sei in ihr immer stärker geworden. Jeden Monat nahm sie sich ein langes Wochenende, um sich zurückzuziehen. Besonders faszinierte sie die Geschichte von Nikolaus von der Flühe, Schutzpatron der Schweiz: „Er war glücklich verheiratet, hatte zehn Kinder. Dann hat er seine Frau gebeten, Abschied nehmen zu dürfen, um ganz für Gott da zu sein.“ Er ließ sich in der Ranftschlucht nieder, nur wenige Minuten von seinem Haus entfernt, lebte als Einsiedler und führte ein intensives Gebetsleben. Nikolaus von der Flühe werden diverse Wundertaten zugeschrieben.

Auch sie habe einen „Hang zur Stille“, sagt die 49-Jährige. Ein Priester empfahl ihr im September 2021, sich das Kloster Reutberg anzusehen: „Das kannte ich bis dahin gar nicht“, sagt die Grazerin und fügt lachend hinzu: „Bei uns kennt man nur den Bullen von Tölz“. Was folgte, sei eine „ziemlich schnelle Liebesgeschichte“ gewesen. Sie habe lange Zeit als Single gelebt und es genossen, sich ihre Freizeit so einzuteilen, wie sie es will. „Aber hier habe ich gemerkt, dass das Leben hier in Gemeinschaft mehr Substanz hat.“

Fester Tagesablauf im Klosteralltag

Bereits im März 2022 trat sie ins Kloster ein – und feierte nun am Samstag ihr Noviziat. Es gibt jetzt einen festen Tagesablauf. Der Tag beginnt um 5.30 Uhr und endet um 20.30 Uhr. Siebenmal täglich wird gebetet: „Ich freue mich, dass ich hier so oft beten darf“, sagt Maria Pia. „Draußen gab es oft den Konflikt, dass ich viele Stunden arbeiten musste, bis ich wieder Zeit fürs Gebet hatte.“ Daneben bleibe auch genügend Zeit für Haus- und Gartenarbeit und die Versorgung der Kleintiere im Kloster. Sie soll zudem die Bibliothek im Kloster auf Vordermann bringen. Nicht zuletzt bringt ihr ein studierter Kirchenmusiker aus Sachsenkam das Orgelspielen bei: „Ich bin wahnsinnig froh, dass ich das lernen darf.“

Lernen muss die 49-Jährige auch, wie man sich verhält: „Ich habe extra die Oberin gefragt, ob es sich mit der Würde einer Klosterfrau vereinbaren lässt, dass ich Leute umarme. Sie hat geantwortet, dass ich die Leute umarmen darf, die ich auch vorher schon umarmt habe.“

Zukunft des Klosters Reutbergs

Dass sie nun im Kloster Reutberg ist, empfindet sie „als Berufung von Gott: Wir stehen für das Kloster ein und wollen, dass es eine Zukunft hat“. Es sei eine Freude daran mitzuarbeiten, „dass aus dem Kloster Reutberg wieder was wird. Und es ist schön, in etwas zu investieren, das Hoffnung hat.“ Sie hoffe, dass noch mehr Novizinnen hinzukommen.

Vorsichtig äußert sich Schwester Benedicta: „Ob das Kloster eine Zukunft hat, weiß man wahrscheinlich erst in zehn Jahren sicher.“ Es gebe aber berechtigte Zeichen der Hoffnung: „Wenn man bedenkt, wo wir vor fünf Jahren gestanden sind und wo wir jetzt stehen, muss man sagen: Das war so nicht zu erwarten.“

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