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Demelspitze: Eine tickende Zeitbombe

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Ein Hauch von Halt: Eine der losen Verankerungen des Kreuzes an der Demelspitze. Foto: Müller/kn
Ein Hauch von Halt: Eine der losen Verankerungen des Kreuzes an der Demelspitze. Foto: Müller/kn

Lenggries - Der Gipfel der Demelspitze ist extrem instabil, Felsabbrüche drohen. Nun fand eine Begehung statt.

Zeitbombe Demelspitze: Der Gipfel des beliebten Lenggrieser Kletterbergs ist brüchig und hochgradig instabil. Eine Begehung mit Experten zeigt: Nicht einmal das schiefe Gipfelkreuz kann gefahrlos geborgen werden.

„Wenn der Gipfel nach ein paar Wochen oder Monaten noch nicht heruntergekommen ist, dann ist das keinesfalls ein Indiz dafür, dass alles doch nicht so schlimm wäre.“ Das sagt Dr. Andreas von Poschinger und warnt eindringlich davor, Warnschilder zu ignorieren und sich dem Gipfel oder der Südwand zu nähern. „Besonders viele Felsstürze gibt es, wenn sich Frost- und Tauwetter abwechseln, also im Frühjahr, und ich hoffe, dass der Gipfel spätestens dann abgeht“, sagt der Referatsleiter für Geo-Risiken am Bayerischen Landesamt für Umwelt in Augsburg. Der Geologe hatte die Situation vor Ort im September mit Vertretern von Gemeinde und Bergwacht in Augenschein genommen. Sein Fazit: „Es ist dort äußerst gefährlich.“ Weil derartige Situationen am Alpenrand eher die Regel als die Ausnahme sind, hat Poschinger genug Erfahrungen mit solchen Warnungen. „Oft wird geglaubt, man könne sie ignorieren, und bisweilen geht das auch gut, aber wenn Zwei ohne Probleme durchgehen, bedeutet das eben gerade nicht, dass der Dritte auch außer Gefahr ist.“

Abgesperrt wurde der Gipfel weiträumig und von allen Seiten. „Wir haben überall Schilder aufgestellt, man kann sich der Demelspitze nicht nähern, ohne gewarnt zu sein“, sagt Gemeindegeschäftsführerin Heidi Kiefersauer. Wenn der Gipfel aus Wettersteinkalk herunterkommt, stürzt er glücklicherweise in einen Graben, in dem es keinen Weg und keinen Publikumsverkehr gibt. Poschinger habe der Gemeinde geraten, ein Privatunternehmen mit einer gründlicheren Analyse zu beauftragen. „Es gibt im Umgriff noch andere Stellen, die genau angeschaut werden müssen, aber dort ist es momentan keineswegs so gefährlich wie am Gipfel“, sagt der Geologe. Kiefersauer will diesen Auftrag noch in dieser Woche vergeben. Der Geschäftsführerin zufolge könne das Gipfelkreuz - es steht inzwischen wegen des schlechten Halts im porösen Gestein schief - nicht entfernt werden. „Das wäre viel zu gefährlich.“

Andreas von Poschinger erklärt, warum die Demelspitze so instabil wurde. „Da liegt spröder, harter Wettersteinkalk über jüngerem, flexiblerem Jura-Gestein, dass sich bewegt, dadurch gibt es Risse im Wettersteinkalk.“ Zu viele oder zu schwere Bergsteiger hingegen hätten keinerlei Auswirkungen auf die Destabilisierung des Gipfels gehabt.

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