1. Startseite
  2. Lokales
  3. Bad Tölz

Mit heißem Wasser gegen die Legionellen

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

Waschküche als Heizungskeller: Ein mobiles Heißwassergerät mit vorgeschaltetem Filter spült Keime aus den Wasserleitungen. Robert Färber (li.) und Geschäftsführer Michael Magiera (beide Diwa) erklären das Verfahren. Foto: arp
Waschküche als Heizungskeller: Ein mobiles Heißwassergerät mit vorgeschaltetem Filter spült Keime aus den Wasserleitungen. Robert Färber (li.) und Geschäftsführer Michael Magiera (beide Diwa) erklären das Verfahren. Foto: arp

Bad Tölz - Im Lettenholz werden die Leitungen gerade mit einem Heißwassergerät durchgespült, um Keime zu entfernen.

Da wird die Waschküche kurzerhand zum Heizungskeller: Mit mobilen Hochleistungs-Gasbrennern ist die Firma Diwa derzeit am Lettenholz unterwegs, um die Wasserleitungen der Häuser heiß durchzuspülen - eine Sofortmaßnahme gegen Legionellen.

Ist das Trinkwasser in Wohnungen - wie auf der Flinthöhe - stark mit Legionellen belastet, dann schreibt die Trinkwasserverordnung zwei Schritte vor: Als Sofortmaßnahme müssen alle Leitungssysteme nach genau definierten Vorgaben heiß gespült werden. In einem zweiten Schritt müssen die Ursachen der Verkeimung gesucht und beseitigt werden.

„Das zentrale Heizwerk für die 650 Wohnungen ist zwar stark genug für den Regelbetrieb, aber wenn man komplette Leitungssysteme einen Tag lang mit über 70 Grad spülen muss, dann braucht es Unterstützung.“ Das sagt Robert Färber von der Diwa-Gruppe, die sich um die Legionellen-Thematik in Lettenholz- und General-Patton-Straße kümmert. Rund 50 000 Euro kostet eins der mobilen Heißwassergeräte, die derzeit in den Häusern zum Einsatz kommen. Sie werden in den Trinkwasser-Kreislauf eingeklinkt und beginnen, bis zu 80 Grad heißes Wasser durch die alten Leitungen aus den 50er-Jahren zu pumpen. Das Wasser wird bei diesem Vorgang auch durch einen Filter gepumpt und dabei gereinigt. „Währenddessen sind meine Mitarbeiter im Haus unterwegs und spülen in allen Wohnungen sämtliche Auslässe. „Das können die Bewohner übrigens nicht selbst machen, denn das würde nach unserer Meinung an Körperverletzung grenzen“, sagt Färber. Denn das heiße Wasser mit den Keimen vernebelt natürlich vor allem bei den Duschen, die Diwa-Mitarbeiter tragen deshalb Mundschutz.

„Diese Maßnahme beseitigt die Legionellen im System, aber nicht die Ursache für deren Auftauchen“, erklärt der Mitarbeiter, um Missverständnissen vorzubeugen. Es würden hier viele Diskussionen mit Bewohnern geführt, die ihre eigenen Vorstellungen über ein wirkungsvolles Vorgehen einbringen.

„In den alten Leitungen hat sich ein dicker Biofilm gebildet, eine Art Kruste, in der sich Keime halten.“ Das Problem: Weil der Film eine gewisse Dicke hat, halten sich die Stäbchenbakterien in den hinteren Bereichen, die vom heißen Wasser weiter entfernt sind. „Wenn wir da mit 80 Grad reingehen, werden die rausgespült“, sagt Färber. Zur Ursache der Verkeimung hat Diwa-Geschäftsführer Michael Magiera eine bündige Erklärung: „Bis 2010 galt eine Verordnung, laut der Heißwasser höchstens 55 Grad haben sollte, um Energie zu sparen, dann kam die Trinkwasserverordnung und fordert plötzlich mindestens 60 Grad - da braucht man sich dann über Legionellen nicht zu wundern.“ Obwohl alle Heißwasserleitungen letztlich zu einem sieben Kilometer langen Netz verbunden sind, werden Legionellen übrigens nicht „von Haus zu Haus“ gespült. „Wenn wir ein Gebäude durchgespült haben, dann sind zunächst die Legionellen weg, die dort im System waren“, sagt Färber. Zudem gebe es in den Häusern durchaus unterschiedlich starke Belastung mit den Keimen, die im eingeatmeten Wassernebel schwere, auch tödliche Krankheiten auslösen können („Legionellose“). „Aber auch hier ist es etwa wie bei den Zecken, nicht jede überträgt schwere Krankheiten, das sind nur manche.“ Er sei der festen Überzeugung, dass die Menschen in diesen alten Häusern schon lange mit einer hohen Legionellenbelastung leben. „Wir hören bisweilen, dass das alles halb so wild sei, weil auch bisher niemand gestorben sei“, so der Mitarbeiter. „Aber wegen der Trinkwasserverordnung muss nun geprüft und auch gehandelt werden.“ Die Empfehlungen der Firma reichen übrigens bis hin zur Form der Wasserhähne in der Waschküche: „Wenn im Haus Unterdruck in den Rückleitungen entsteht, können diese das Trinkwasser ansaugen - wie beim Bezinablassen mit einem Schlauch.“ So etwas könne auch innerhalb von älteren und defekten Mischbatterien passieren. Bis zu sieben Mitarbeiter sind im Einsatz, um die Wohnungen blockweise aufzusuchen. „Das klappt gut, die Bewohner ziehen mit und sind auch da, wenn wir kommen.“

Abgerechnet werden die Kosten der Spülungen übrigens über die Hausverwaltungen, die sie auf Mieter oder Eigentümer umlegen.

jhd

Auch interessant

Kommentare