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Rinderkadaver im Wald: „Das ist für die ganze Branche schlimm“

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Von: Christiane Mühlbauer

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Bereits im Herbst 2022 entdeckte eine Spaziergängerin in
Obernach ein skelettiertes Tier. Diese Stelle befindet
sich in unmittelbarer Nähe zu der Stelle, wo jetzt das
tote Kalb gefunden wurde.
Bereits im Herbst 2022 entdeckte eine Spaziergängerin in Obernach ein skelettiertes Tier. Diese Stelle befindet sich in unmittelbarer Nähe zu der Stelle, wo jetzt das tote Kalb gefunden wurde. © Sturm

Das tote Kalb, das in einem Graben in Obernach (Gemeinde Jachenau) gefunden wurde, stammt offenbar aus landwirtschaftlicher Tierhaltung. Das wirft Fragen auf.

Jachenau/Walchensee – Die Berichterstattung über Tierkadaver im südlichen Walchensee-Bereich sorgte am Donnerstag für viel Gesprächsstoff. Am Dienstagabend war in Obernach (Gemeindebereich Jachenau) ein verendetes Kalb in einem Graben entdeckt worden. Zudem wurden weitere Funde von zumeist stark verwesten Tieren, die landwirtschaftlicher Nutzhaltung zuzuordnen sind, publik. Sie reichen zurück bis ins Jahr 2019.

Die Fundstellen liegen in einem Bereich, der teils zum Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, teils zum Landkreis Garmisch-Partenkirchen gehört. Wann und warum die Tiere verendet, liegen gelassen oder eventuell sogar bewusst abgelegt worden sind, ist ungeklärt. Möglichkeiten zur Nachverfolgung, etwa durch Ohrmarken, sind nicht mehr vorhanden.

Verendete Rinder kommen in die Tierkörperbeseitigungsanstalt

Verendete Rinder müssen Landwirte der Tierkörperbeseitigungsanstalt (TBA) melden. Diese kommt dann mit einem speziellen Lkw „so schnell wie möglich“, berichtet Kreisbäuerin Ursula Fiechtner. Der Kadaver müsse bis dahin abgedeckt werden. Die Entsorgung sei nicht teuer, Fiechtner hat jüngst für zwei Kälber 9 Euro bezahlt.

Wenn Berufskollegen Tiere im Wald entsorgen würden, sei das für die ganze Branche schlimm, sagt die Kreisbäuerin und betont: „Man hat Verantwortung für seine Tiere.“

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Gute Zusammenarbeit bei Hofkontrollen

Natürlich könne es passieren, dass ein Tier ausbüxe und dann auf einer Straße von einem Fahrzeug erfasst werde, sagt Fiechtner. Die Polizei schließt das im jüngsten Fall aber aus. Rinder könnten auch auf der Weide einen Herzinfarkt erleiden, so Fiechtner weiter. Aber auch in diesem Fall würde jemand, der sich verantwortungsvoll um seine Tiere kümmere, zeitnah davon erfahren und den Kadaver dann beseitigen. „Man darf nicht übersehen, dass sich Krankheitskeime bilden, wenn der Kadaver liegen bleibt.“

Fragt man in den Landratsämtern Bad Tölz-Wolfratshausen und Garmisch-Partenkirchen nach Hofkontrollen und Informationsaustausch, sprechen beide von guter Zusammenarbeit. Gemäß einer Anordnung des Ministeriums müssen sogenannte Risikobetriebe unangemeldet kontrolliert werden. Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen seien dies 40 bis 50 Betriebe pro Jahr, sagt Sprecherin Marlis Peischer. Innerhalb einer gewissen Frist müssten die Mängel dann beseitigt werden, man kontrolliere das auch. Erst „nach einem sehr langen Prozess“ würden dem Landwirt die Tiere weggenommen. Neben diesen Kontrollen gebe es auch anlassbezogene Überprüfungen.

Es dauert, bis ein Landwirt sich Überforderung eingesteht

Gleiches bestätigt Stephan Scharf, Sprecher des Nachbarlandkreises. Die Betriebe im Garmischer Raum seien kleiner als jene im Tölzer Bereich. „Es gibt auch Treffen der Veterinäramtsmitarbeiter aus den verschiedenen Landkreisen“, sagt Scharf.

Kreisbäuerin Fiechtner nennt auch die Möglichkeit der psychischen Überforderung eines Landwirts. „Aber es dauert, bis man sich selbst dieses Problem eingesteht, dass man die Arbeit auf dem Hof nicht mehr schafft“, sagt sie. Häufig geschehe dies erst nach einem drastischen Einschnitt. Für Landwirte, die Hilfe benötigten, gebe es Angebote über die Berufsgenossenschaft.

Den Tierkadaver, der in der Walchensee-Region nahe einer Bushaltestelle mit einem Strick um den Hals lag, hatte ein Bürger am Dienstag gefunden.

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