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Neue Stellflächen für 91 Wohnmobile vor der Therme: Campingplatz-Betreiber in Kochel sorgen sich um Zukunft

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Dass auf einem Teilbereich des Kochler Festplatzes in Kürze Stellflächen für 91 Wohnmobile geschaffen werden, wird in Kochel lebhaft diskutiert.
Dass auf einem Teilbereich des Kochler Festplatzes in Kürze Stellflächen für 91 Wohnmobile geschaffen werden, wird in Kochel lebhaft diskutiert. © Pröhl

Der genehmigte Wohnmobil-Stellplatz für 91 Fahrzeuge am Trimini sorgt für Diskussionen in Kochel. Die örtlichen Campingplatz-Betreiber sorgen sich um ihre Existenz und befürchten, dass der neue Platz erweitert werden könnte.

Kochel am See – Die Idee der Gemeinde, an der Trimini-Staße einen Wohnmobilstellplatz zu errichten, reicht schon mehr als zehn Jahre zurück. Schon damals, berichtet Bürgermeister Thomas Holz auf Kurier-Anfrage, wollte man die zunehmende Anzahl an Wohnmobilen lenken und das Parken auf Feld- und Waldwegen in den Griff bekommen. Die Gemeinde habe jedoch alle Pläne auf Eis gelegt, bis feststand, auf welche Art und Weise die Sanierung der ehemaligen Hausmülldeponie durchgeführt werden könne. Das ist nun geklärt.

Gespräche mit örtlichen Campingplatz-Betreibern 2018

Die Errichtung eines Nachtstellplatzes auf dem Festplatz am Trimini war zunächst in kleinerer Dimension angedacht als jetzt genehmigt. Wie Alois Perkmann, der Betreiber des Campingplatzes am Kesselberg, berichtet, habe die Gemeinde im Oktober 2018 ihn und die anderen beiden Campingplatzbetreiber aus Renken sowie vom Walchensee zum Gespräch ins Rathaus eingeladen. Man war sich einig, so Perkmann, dass man trotz dreier Campingplätze im Gemeindegebiet einen Nachtstellplatz brauche. „In lockerer Atmosphäre einigte man sich auf 30 bis 50 Stellplätze“, berichtet Perkmann. Das bestätigt Daniel Kummer vom Campingplatz Renken. „Die Gemeinde wollte wissen, ob jemand von uns Interesse habe, den Platz zu betreiben.“ Während Perkmann und der damalige Pächter des Campinplatzes am Walchensee ablehnten, zeigten Kummer und seine Frau Interesse. „Renken ist klein. Wir sind auf die Gäste in der Vor- und Nachsaison angewiesen.“ Man sei damals mit einem guten Gefühl auseinandergegangen, so Kummer. „Wir haben unser Interesse der Gemeinde noch mal schriftlich bekundet.“ Zudem hätten sie sich mit ersten Ideen zur Umsetzung beschäftigt. Doch dann sei das Ganze „sehr zäh“ geworden, und im Dorf begannen Gerüchte zu kursieren, dass der Betreiber der Therme einen großen Wohnmobilstellplatz bauen werde. „Da haben wir geahnt, wie es laufen wird“, sagt Kummer. Schließlich hätten sie 2021 der Gemeinde mitgeteilt, für das Projekt nicht mehr zur Verfügung zu stehen.

Bürgermeister nimmt Stellung

Bürgermeister Holz bestätigt das Treffen im Oktober 2018. Zwei Betreiber hätten „eine Konkurrenzsituation ausgeschlossen und ein Interesse an der Übernahme verneint“, teilt er schriftlich mit. Wenige Tage nach dem Treffen habe der Gemeinderat beschlossen, die Idee für einen Wohnmobil-Stellplatz weiterzuverfolgen, und die Verwaltung begann mit der Prüfung der Umsetzbarkeit. Mit einem weiteren örtlichen Campingplatz-Betreiber habe man „noch weiter korrespondiert“, so Holz. Anfang 2021 habe jedoch auch dieser abgesagt. „Parallel dazu“ hätten sich zwei weitere Interessenten bei der Gemeinde gemeldet. Mit ihnen wurden ebenfalls Gespräche geführt. Einer von ihnen habe dann einen Bauantrag gestellt.

Bürger sammelten Unterschriften

Die erste Genehmigung für 90 Plätze erfolgte im Sommer 2020 im Gemeinderat. Der Antrag sorgte für großes Aufsehen. 113 Kochler unterschrieben im Herbst 2020 einen Bürgerantrag und forderten unter anderem eine Reduzierung auf 50 Plätze. Der Gemeinderat lehnte die Forderungen mehrheitlich ab (wir berichteten). Die Bürgerinitiative hat sich mittlerweile aufgelöst.

„Das ist kein simpler Nachtparkplatz, das ist de facto ein neuer Campingplatz“, sagt Kummer. In Renken müsste man „um jeden Kunden kämpfen. Wir fürchten jetzt ums Geschäft“. Perkmann ist ähnlicher Ansicht: „Das Treffen 2018 war unnötig, überflüssig und hinterlässt einen faden Beigeschmack.“ Er sei enttäuscht über dieses „überdimensionierte Großprojekt an einem der schönsten Badestrände vom Kochelsee.“ Zudem, da ist sich Perkmann sicher, werde das wilde Campen in Kochel nicht aufhören. Die beiden Campingplatzbetreiber fürchten nicht nur Umsatzeinbußen. Sie ärgern sich auch darüber, dass der Bürgermeister vor Kurzem in öffentlicher Sitzung sagte, es gebe im weiten Umkreis keine Möglichkeit zur fachgerechten Entleerung der Bordtoiletten. „Wir Campingplatzbetreiber bieten seit jeher diese Möglichkeit gegen eine geringe Gebühr an.“

Bordtoiletten können an bestehenden Campingplätzen entsorgt werden

Perkmann und Kummer sorgen sich auch, dass der neue Wohnmobilplatz womöglich erweitert wird – davon war 2020 die Rede. Was sagen Gemeinde und Betreiber dazu? Holz: „In den ersten Entwürfen der Planung war für die Umsetzung eine andere Ausdehnung und die Aufteilung in zwei Bauabschnitte angedacht. Dies sowie eine Erweiterung ist nicht Gegenstand der aktuellen Planung und des Bauantrags.“ Die Gemeinde beschäftige sich „ausschließlich mit den aktuellen Planungen“, so Holz.

Kristall-Bäder-AG: „Derzeit kein Gedanke“ an eine Erweiterung

Auf die Frage, ob weniger Stellflächen für die Kristall-Bäder AG auch wirtschaftlich gewesen wären, teilt der Vorstandsvorsitzende Gerd Bittermann mit: Die Anzahl der geplanten Plätze sei „auskömmlich“. Angesprochen auf eine mögliche Erweiterung, schreibt er: „Derzeit besteht der Gedanke nicht. Wir konzentrieren uns auf das jetzt geplante Vorhaben und hoffen auf einen Erfolg für alle Beteiligten.“

Nach Vandalismus auf den Flächen: Thermen-Betreiber möchte Schranke errichten

Die Pläne, am Parkplatz eine Schranke zu errichten, sorgten in der jüngsten Kochler Gemeinderatssitzung, als über einen Änderungsantrag für den Wohnmobil-Stellplatz beraten wurde, für Irritationen und Fragen. Bürgermeister Thomas Holz teilt auf die Anfrage mit: „Eine Schranke war und ist nicht Gegenstand der aktuellen Planungen.“ Das hatte er auch schon in der Sitzung gesagt.

Licht ins Dunkel bringt Gerd Bittermann, Vorstandsvorsitzender der Kristall-Bäder AG. Es werde darüber „nachgedacht“, dass die Kristall-Therme eine Schranke errichte, „um mehr Kontrolle über die Parkplätze zu erhalten“, so Bittermann auf Anfrage. Hintergrund sei, dass es in den vergangenen Jahren „immer wieder große Probleme auf dem Thermenparkplatz und dem überlassenen Gemeindeparkplatz durch Vandalismus, Verunreinigungen wie zum Beispiel Schutt und Wildcampen“ gegeben habe. Die Thermenparkplätze sollen laut Bittermann wie in ganz Kochel gebührenpflichtig werden. Die Höhe richte sich nach der Gebührenordnung der Gemeinde. Es gebe Überlegungen, sie mit dem Thermen-Eintritt zu verrechnen. Die Preise fürs Parken der Wohnmobile werden „marktüblich“ sein.

Gemeinde überlässt Kristall-Bäder-AG Parkflächen zur Nutzung

Hinter der geplanten Schranke befinden sich derzeit noch kostenlose Parkflächen auf Gemeindegrund. Laut Bittermann wurden diese rund 30 Parkflächen im Zuge des Vertrags der Thermengruppe zur Nutzung überlassen. Das bestätigt Holz. In Absprache mit der Geschäftsleitung der Kristall-Therme sei geplant, „die im übrigen Gemeindegebiet geltenden Parkgebühren auch für diesen Parkplatz anzuwenden“. (müh)

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