Kesselberg-Bilanz: Doppelt so viele Schwerverletzte wie im Vorjahr

2021 gab es am Kesselberg 30 Unfälle mit Motorradbeteiligung. Das waren acht mehr als im Vorjahr. Dabei gab es allerdings laut Polizei doppelt so viele Schwerverletzte.
Kochel am See – Der Kesselberg bleibt ein Unfallschwerpunkt. Die Zahlen des Jahres 2021 lassen in dieser Hinsicht keine Entspannung erkennen. Unvergleichlich hoch ist allerdings auch die Polizeipräsenz an der Bundesstraße 11 zwischen Kochel und Urfeld. „Es ist der Brennpunkt, der in Bayern am intensivsten überwacht wird – und wahrscheinlich sogar deutschlandweit“, erklärt Roman Gold, Chef der bei der Autobahnpolizei Holzkirchen angesiedelten Kontrollgruppe Motorrad.
Wie im Vorjahr gab es auch 2021 keinen Unfalltoten
Laut der Unfallstatistik, die Steffen Wiedemann, Chef der Polizeistation Kochel am See, vorlegt, ereigneten sich im vergangenen Jahr am Kesselberg 30 Unfälle mit Motorradbeteiligung. Im Vergleich zum Vorjahr, als es 22 waren, ist das ein merklicher Anstieg. Aus seiner Erfahrung heraus sagt Wiedemann aber: „Die Erhöhung der Unfallzahl ist nicht alarmierend.“ Über die Jahre pendle der Wert in der Regel zwischen 18 und 33 Unfällen.
Wie 2020 gab es auch 2021 am Kesselberg keinen Unfalltoten. Schwer verletzt wurden bei den Motorradunfällen zwölf Personen – damit doppelt so viele wie 2020. Insgesamt gab es laut Polizei bei 22 der 30 Unfälle Verletzte. 2020 wurden nur 17 Unfälle mit Personenschaden registriert.
Manche Motorradfahrer gehen ein „gigantisches Risiko“ ein
Nach Beobachtung des Polizisten ist „das Risiko, das manche Motorradfahrer eingehen, gigantisch“. Dabei verführen laut Wiedemann paradoxerweise gerade der gute Straßenzustand und der Unterfahrschutz manche Biker, waghalsiger zu fahren. Der Unterfahrschutz bewahre viele Motorradfahrer, die dagegen prallen, vor schwereren Verletzungen – und das sei natürlich auch gut so.
Anteil der Fahranfänger unter den Motorradfahrern steigt
Andere Unfälle seien auf „Fahrfehler, die jedem passieren könnten“, zurückzuführen. Auffällig sei, dass – nach seiner Wahrnehmung – der Anteil der Fahranfänger angestiegen ist. Motorradfahren liegt im Trend – und Corona habe diese Tendenz vermutlich verstärkt, so Wiedemann. Weil viele Reisen ausfielen und einige Freizeitaktivitäten nicht möglich waren, „sind manche auf ein anderes Hobby ausgewichen“. 2022 werde wohl die Marke von einer Million zugelassener Motorräder in Bayern überschritten, merkt dazu Roman Gold an.
Massive Präsenz der Polizei am Kesselberg
Massive Präsenz zeigte am Kesselberg auch wieder die Polizei. Neben den 14 Beamten der Kontrollgruppe Motorrad sind auf der Serpentinenstrecke zudem die Beamten der Polizeistation Kochel sowie die „Zentralen Ergänzungsdienste“ aus Weilheim im Einsatz.
Die Kontrollgruppe Motorrad ist zwar für den gesamten Bereich des Präsidiums Oberbayern Süd zuständig, aber nirgends so häufig anzutreffen wie am Kesselberg. 42-mal waren sie 2021 vor Ort. Laut Gold kamen 456 Beamtenstunden zusammen. „Wir haben 1032 Fahrzeuge kontrolliert – 98 Prozent davon Motorräder.“
306 Verwarnungen und 14 Straftatetn
Festgestellt wurden dabei 14 Straftaten. Die Klassiker: Fahren ohne Fahrerlaubnis oder ohne Versicherung sowie Kennzeichenmissbrauch – etwa wenn das Nummernschild absichtlich in einen Winkel verbogen wird, der die Identifizierung des Fahrzeugs erschwert. Dazu registrierte die Kontrollgruppe 103 Ordnungswidrigkeiten (zum Beispiel technische Mängel, Missachtung des Überholverbots) und sprach 306 Verwarnungen aus (zum Beispiel wegen technischer Veränderungen oder nicht mitgeführter Papiere).
Solange die Polizei anwesend ist, beruhige sich die Lage am Kesselberg, hat Gold beobachtet. Ihm ist aber auch bewusst: Sind keine Beamten vor Ort, schaut es ganz anders aus. „Auf dem Weg zu unseren Einsätzen kommen uns viele Hochrisikofahrer entgegen. Und wenn wir wieder wegfahren, verabschieden uns auf den Parkplätzen wartende Motorradfahrer mit Applaus.“
Unnötiges Hin- und Herfahren ist derzeit nur innerorts verboten
Insgesamt ist er aber sicher, dass die Polizeipräsenz Wirkung zeigt. So habe sich zum Beispiel in der Biker-Szene herumgesprochen, dass die Polizei Bußgelder wegen illegaler Bremshebel verhängt. „Früher haben wir pro Tag vier bis fünf davon festgestellt, jetzt vielleicht noch alle zwei Wochen einmal.“
Das man auf der kurvigen, perfekt asphaltierten Strecke gerne fährt, dafür hat Gold Verständnis. „Aber es gibt ja auch welche, die den ganzen Tag 20-mal hoch- und runterfahren.“ Hier wäre seiner Meinung nach eine rechtliche Änderung nötig. „Das unnötige Hin- und Herfahren ist bisher laut Straßenverkehrsordnung nur innerorts verboten. Das sollte ausgeweitet werden.“
Polizei setzt auf den neuen Bußgeldkatalog
Einstweilen lässt sich so ein Verhalten nur über den Ansatz des unzulässigen Lärms verfolgen. Über den Krach gibt es viele Beschwerden von Anwohnern und Wanderern, berichtet der Kochler Stationschef Wiedemann. Er setzt auf den neuen Bußgeldkatalog. „Bisher konnten wir das nur mit 10 Euro ahnden. Das wird jetzt mit 80 Euro deutlich effektiver gehen.“ Auch dass das Missachten des Fahrverbots am Wochenende 50 statt 20 Euro kostet, begrüßt Wiedemann.
Unabhängig davon berate die Unfallkommission aus Vertretern von Polizei, Gemeinde, Verkehrsbehörde im Landratsamt und Staatlichen Bauamt weiter, welche weiteren Maßnahmen in Betracht kommen, um die Unfallzahlen zu senken.
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