Kochen ist das liebste Schulfach

Die Grundschule in Walchensee ist die kleinste Schule im Tölzer Land. Besuchen können sie allerdings auch Kinder aus den umliegenden Gemeinden. Die private Schule ist staatlich anerkannt und verfolgt ein besonderes Konzept. An diesem Freitag ist Schnuppertag für neue Erstklässler.
Walchensee – 35 Mädchen und Buben verteilen sich derzeit auf vier Klassen. In der Grundschule gibt es die Kombiklassen eins/zwei sowie drei/vier. Jede Klasse hat zwei Lehrkräfte, berichtet Armin Ebersberger. Er ist einer der beiden Geschäftsführer der gemeinnützigen GmbH „Dorfleben Walchensee“, die Schule und Kindergarten trägt. Vier Lehrerinnen und zwei sogenannte Ergänzungskräfte sowie Fachlehrer für Musik und Religion nehmen sich den Kindern an.
In den meisten Unterrichtsfächern haben die Kinder also zwei Lehrerinnen, die, wenn erforderlich, auch differenzieren, wie beispielsweise in Mathe. „Bei uns gibt es keinen Unterrichtsausfall“, sagt Ebersberger. Zudem gibt es eine „flexible Eingangsstufe“. Das bedeutet zwei Dinge: Einerseits können Kinder, die begabt sind, nach Abschluss der ersten Klasse in die dritte vorrücken. Andererseits können Kinder, die noch ein bisschen Zeit brauchen, die Jahrgangsstufe eins/zwei noch mal durchlaufen. Man definiere das nicht als „Sitzenbleiben“, weil es in den Grundschulklassen eins bis drei ja keine Noten gebe, sondern sogenannte Lernentwicklungsgespräche mit Eltern und Kindern, erklärt der Geschäftsführer. Die Lehrerinnen machen mit der Jahrgangsstufe eins/zwei stattdessen ein Wissensquiz. „Das kommt bei den Kindern sehr gut an, weil es spielerisch aufgefasst wird.“ Erst in der vierten Klasse werden dann angekündigte Schulaufgaben geschrieben.
Private Schule ist staatlich anerkannt
Die Dorfschule in Walchensee wird privat geführt, ist aber staatlich anerkannt. „Unsere Kinder müssen, wenn sie nach der vierten Klasse auf andere Schulen wechseln, keinen Leistungsnachweis erbringen“, sagt Ebersberger auf eine oft gestellte Frage von Eltern. „Unser Lehrpersonal ist von der Regierung genehmigt“, sagt der Geschäftsführer. In einer Privatschule seien sie allerdings vor die Tatsache gestellt, dass man die Lehrkräfte nicht verbeamten könne.
Die Schule wird – ebenso wie der Kindergarten – von Mädchen und Buben aus der umliegenden Region besucht, aus dem Umkreis von etwa 20 Kilometern. Die Grundschulkinder kommen mit dem RVO-Bus. Dessen Taktumstellung hatte vor einigen Monaten Probleme bereitet (wir berichteten), nun habe sich aber alles eingespielt, berichtet Ebersberger. Um die erforderlichen Unterrichtseinheiten für Dritt- und Viertklässler zu absolvieren, gibt es für diese jetzt den „langen Donnerstag“ bis 15.30 Uhr. Vormittags werden alle von 8.15 bis 12.30 Uhr unterrichtet. Dann ist Mittagspause. Wenn die Eltern wollen, gibt es ein Essen aus der kleinen Schulküche, das die Kinder zusammen mit Lehrern und Betreuern einnehmen. Das sei „eine schöne, familiäre Atmosphäre“, meint Ebersberger. Anschließend ist eine Stunde Hausaufgabenzeit, und wer angemeldet ist, kann noch die „pädagogische Freizeit“ bis 16.30 Uhr nutzen.
Zuschuss zum Schulgeld möglich
Der Schulbesuch kostet pro Monat 89 Euro, mit Essen und Nachmittagsbetreuung 99 Euro. Wer sich das nicht leisten kann, kann sich bei „Dorfleben Walchensee“ melden – es gibt über den Förderverein die Möglichkeit für Teilunterstützung oder ein Stipendium. Bei Eltern, die in Walchensee wohnen, übernimmt die Gemeinde Kochel 50 Prozent des Schulgelds, bei Geschwisterkindern werden 90 Prozent erstattet.
Nachmittags gibt es nicht nur die Möglichkeit zu Musikunterricht, es gibt auch zahlreiche Workshops: Je nach Anmeldung kann man Yoga lernen, Theater spielen, Erste Hilfe lernen, die Holzwerkstatt besuchen oder einen Kochkurs machen. „Kochen lieben die Kinder, das müssen wir immer anbieten“, sagt Ebersberger lächelnd. Ansonsten wechselt das Angebot pro Halbjahr.
Waldklassenzimmer nach norwegischem Vorbild
Neu ist seit diesem Schuljahr ein Waldklassenzimmer am Deiningsbach. Die Idee stammt aus einem Schulprojekt, das der Landkreis 2015 zusammen mit der norwegischen Gemeinde Vågå durchführte. Ebersberger war damals – in anderer Funktion – involviert. Unterrichtet wird dort nicht nur Heimat- und Sachkunde, sondern auch mal Mathe und Deutsch. „Die Kinder lieben es“, sagt Ebersberger. Das kleine Flurstück nutze man das ganze Jahr über. Zur Verfügung stehen Holzbänke und Sitzkissen.
Schnuppern am Freitag: Der Schnuppertag für neue Erstklässler findet am Freitag, 27. Januar, von 15.30 bis 17 Uhr statt. Eingeladen sind Eltern und Kinder. Um Anmeldung wird gebeten per Mail an info@dorfschule-walchensee.de oder Telefon 0 88 58/385. Infos online auf www.dorfleben-walchensee.de.
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