„Invasion von Touristen“: Bayerisches Urlaubs-Paradies reagiert nun mit Rangern - Eilantrag im Landtag

Die Walchensee-Ranger treten am kommenden Montag ihren Dienst an. Davon verspricht sich der Kochler Bürgermeister Thomas Holz viel. Eine andere Geschichte macht ihn ratlos.
- Am Walchensee treten Ranger ab Montag, 22. Juni, ihren Dienst an.
- Grund ist ein massiv gestiegener Tourismus.
- Die Ranger sollen die Natur in der Umgebung schützen und den Tourismus lenken.
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Kochel am See – Einen Dringlichkeitsantrag ließ Freie-Wähler-Fraktionschef Florian Streibl am Mittwoch im Landtag einbringen. Der Abgeordnete aus dem Stimmkreis fordert, dass die Freizeitnutzung an größeren Gewässern wie dem Kochel- oder dem Walchensee gelenkt werden müsse. Der Freizeitdruck nehme zu, die Nutzung durch Badende, Wassersportler oder auch Fischer werde immer intensiver.
Walchensee: Touristen-Massen in Oberbayern? Ranger sollen für Ordnung sorgen
„Die natürlichen Lebensräume zahlreicher Tier- und Pflanzenarten werden beeinträchtigt, Gemeinden werden von Touristenmassen regelrecht überrannt“, so Streibl. „An unseren Seen, auf unseren Bergen und Tälern herrscht bei schönem Wetter eine regelrechte Invasion von Naherholungssuchenden und Touristen.“ Deshalb müsse man Konzepte zur Freizeitlenkung entwickeln. Es können nicht sein, dass die Verkehrsinfrastruktur wegen einer Freizeit-Überlastung komplett zum Erliegen kommt, ist Streibl überzeugt.
Tourismus-Wahnsinn am Walchensee: „Einführung von Steuerungsinstrumenten“
Zudem ist in der Pressemitteilung von der „Einführung von Steuerungsinstrumenten“ die Rede und davon, dass es keine Lösung sei, verschiedene Nutzungen einfach zu verbieten. „Wir müssen neben Schutzzonen auch legale Nutzzonen definieren. Nur so kommen wir zu einer gesellschaftlich akzeptierten Lenkung“, so der Fraktionschef.

Konkreter wird er nicht. Und genau das lässt den Kochler Bürgermeister Thomas Holz (CSU) etwas ratlos zurück. „Einen Lösungsvorschlag kann ich hier nicht erkennen“, sagt Holz. Generell freue er sich natürlich über jeden Politiker, der sich des Themas annehme. „Schön, dass auch Herr Streibl nun auf den Zug aufgesprungen ist, der schon lange fährt“, sagt Holz und verweist beispielsweise auf das Walchensee-Konzept, das mögliche Lösungen aufzeigt, und das Stück für Stück umgesetzt werde. Gut beraten und vertreten werde man hier von Landtagsabgeordnetem Martin Bachhuber (CSU) aus Bad Heilbrunn und Staatssekretär Gerhard Eck, sagt Holz. „Aber grundsätzlich finde ich es gut, wenn sich weitere Politiker mit dem Problem befassen. Es könnte sich ja auch Tourismusminister Hubert Aiwanger mal einschalten“, sagt Holz.
Walchensee: Streibl hätte Kontakt zur Gemeinde suchen sollen
Er hätte sich generell gewünscht, dass Streibl vor dem Dringlichkeitsantrag mal Kontakt zur Gemeinde Kochel aufnimmt. Einiges findet Holz in der Pressemitteilung nämlich missverständlich formuliert. Ihn stört vor allem, dass Streibl Tagesausflügler und Touristen in einen Topf schmeißt. „Man muss bitte schon unterscheiden zwischen Tagesausflüglern und Urlaubsgästen“, betont Holz. Urlauber seien herzlich willkommen. Probleme gebe es mit den Tagesausflüglern – allerdings auch nur mit denen, die sich eben nicht an die Regeln hielten.
Tourismus-Massen am Walchensee: Drastische Neuerung soll Ordnung bringen
Mehr als von dem Dringlichkeitsantrag erhofft sich der Kochler Bürgermeister von den Walchensee-Rangern. Sie treten am Montag ihren Dienst an. Zwei Stellen hat der Landkreis geschaffen. Besetzt werden sie laut Pressesprecherin Marlis Peischer mit einer Vollzeit- und zwei Teilzeitkräften. „Sie werden zunächst geschult und dann mit anderen Kollegen losgeschickt, um Erfahrungen zu sammeln“, sagt Peischer. „Unterstützt werden sie von zwei Rangern, die am Walchensee schon einige Erfahrungen gemacht haben.“
Beantragt hatten die beiden Stellen im Kreistag Holz und der damalige Jachenauer Bürgermeister Georg Riesch. „Ich glaube, dass die Ranger wirklich was bringen werden“, ist Holz überzeugt.
Um das Walchenseekonzept geht es auch am Dienstag, 23. Juni, in der Kochler Gemeinderatssitzung ab 19 Uhr im Saal der „Heimatbühne“. Es gibt einen aktuellen Sachstand zur Umsetzung der Maßnahmen. Außerdem geht es um die Schaffung eines temporären Ausweichparkplatzes.
Die durch Ausflügler-Anstürme verursachten Zustände rund um den Walchensee sind mitunter katastrophal. In zunehmendem Maße gilt das auch für den Sylvensteinsee und Fall. Ein Isar-Ranger spricht wegen Müll, Feuern und Fäkalien von einer „Katastophe“.
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