Bachbett ohne Bach: Isar-Retter wollen mehr Wasser für den Rißbach

2020 ist für den Verein „Rettet die Isar jetzt“ ein besonderes Jahr. In zehn Jahren laufen die Nutzungsrechte für das Walchenseekraftwerk aus. Die notwendige Neuvergabe der Konzession sieht der Verein als große Chance für die Natur.
- Die Wasserrechte für das Walchenseekraftwerk werden neu verhandelt
- Der Verein „Rettet die Isar jetzt" sieht das als große Chance, die Ableitungen aus dem Rißbach zu reduzieren
- Durch mehr Wasser im Rißbach würde Lebensraum für bedrohte Tier- und Pflanzenarten entstehen
Lenggries/Vorderriß/Fall – „Unser Verein hat vor 30 Jahren schon einmal ein großes Ziel erreicht“, so Karl Probst. Der Vorsitzende von „Rettet die Isar jetzt“ erinnerte beim Ortstermin am Mittwoch an den bisher größten Erfolg der damaligen „Notgemeinschaft“. Seit der Teilrückleitung der Isar im Jahr 1990 fließen im Sommer wieder mindestens 4,8 Kubikmeter Wasser pro Sekunde (im Winter 3 Kubikmeter) im vormals trockenen Flussbett. „Die Natur hat enorm gewonnen“, schwärmt Probst. Vor allem die Biodiversität aber auch das Landschaftsbild haben sich nachweislich verbessert.
Im Rißbach soll wieder dauerhaft Wasser fließen
Auch im weitgehend trockenen Rißbach soll eines Tages wieder dauerhaft Wasser fließen. Das ist die Hauptforderung, mit der der mittlerweile 275 Mitglieder starke Verein die Neuverhandlung der Wasserrechte begleiten will. Beim Pressegespräch in Fall erläuterte Probst zusammen mit Vorstandsmitgliedern die Positionen des Vereins. Bei einer vorangegangenen Rundfahrt zeigten sie gemeinsam den Journalisten neuralgische Stellen, aber auch ursprüngliche und renaturierte Flussabschnitte.
„Hier haben wir ein Bachbett, aber kein Wasser“, sagte Probst in dem riesigen Kies- und Schotterfeld beim Vorderriß. Dort mündet der Rißbach in die Isar. „Zuletzt war es hier beim Hochwasser Anfang August nass“, so Probst. „Die meiste Zeit des Jahres sieht man nur Sand und Steine.“ Das müsse sich ändern, so die immer wieder vorgetragene Forderung des Vereins.
Konzern braucht das Wasser aus dem Rißbach zur Stromerzeugung
Ein paar Kilometer flussaufwärts strahlt Probst übers ganze Gesicht. Hier schießt das milchig-grüne Rißbachwasser durch die Klamm. Schon unterhalb der Oswaldhütte ist damit Schluss. Am dortigen Einlaufbauwerk verschwindet das Wasser und fließt durch einen über sieben Kilometer langen Stolllen bei Niedernach in den Walchensee. Ohne diesen in den Nachkriegsjahren in den Fels gesprengten Überlauf hätte Uniper große Probleme. „Der Konzern braucht das Wasser zur Stromerzeugung“, so Probst. „Wir sind nicht gegen das Walchenseekraftwerk“, versicherte der Vorsitzende, denn es erzeuge seit fast 100 Jahren CO2-freien Spitzenstrom. Der Betrieb der Turbinen müsse aber mit heutigen ökologischen Ansprüchen vereinbar sein. Die Regierung von Oberbayern lasse derzeit ein Konzept erarbeiten, wie man Ökonomie und Ökologie unter einen Hut bringen könne. Das Papier werde in der Hauptversammlung des Vereins „Rettet die Isar jetzt“ am 15. Oktober in Lenggries vorgestellt.
Die Deutsche Tamariske könnte am Rißbach-Ufer wieder heimisch werden
Eine Mindestwasser-Führung im Rißbach wird nach Überzeugung des Vereins die Natur erheblich aufwerten. Die vom Aussterben bedrohten Flussuferläufer und Flussregenpfeifer brauchen als Lebensraum einen ständig feuchten Bereich, so Vize-Vorsitzender Franz Speer. Auch die Deutsche Tamariske könnte am Rißbachufer wieder heimisch werden, so wie das an der Isar zwischen Vorderriß und dem Sylvensteinsee der Fall ist. Dort hält der selte Rispelstrauch auch Hochwassern stand. In einem durchgängig nassen Rißbach würde eines Tages auch die Nase wieder heimisch werden. Den kleinen Karpfenfisch gibt es hier kaum noch, so Anderas Pfirstinger. Dabei wäre er so wichtig für das Ökosystem. Nasen sind die Hauptnahrung der an der Oberen Isar ebenfalls bedrohten Huchen. Probst schwört deshalb alle ein: „Wir müssen zusammenhelfen, wenn wir die Isar und ihre Nebenflüsse retten wollen.“