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Wie sie aufklären und wann sie eingreifen: Die Isar-Ranger treffen den richtigen Ton

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Von: Andreas Steppan

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Sie betreiben Aufklärung in einem wertvollen Ökosystem: Landrat Josef Niedermaier (Mitte blaues Hemd) mit Naturschutzwächtern, Isar-Rangern und Mitarbeitern des Landratsamts. © arp

Sechs Isar-Ranger sowie die ehrenamtliche Naturschutzwacht sind zwischen Vorderriß und der nördlichen Landkreis-Grenze auf Tour. Ihre Arbeit zeigt Erfolge – in der Regel im Guten. Es gibt aber auch immer mehr Bußgeldverfahren wegen unerlaubten Campens oder Feuermachens.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Badende, Spaziergänger, Schlauchbootfahrer, Partygesellschaften: Sie alle nutzen die Isar, um ihre Freizeit in schöner Umgebung zu verbringen. Dass sie sich dabei in einem ebenso wertvollen wie empfindlichen Ökosystem aufhalten, dafür sensibilisieren im Landkreis die Isar-Ranger und die Naturschutzwacht. Sie haben gerade Hochsaison.

„Ich denke schon, dass es gelungen ist, ein bisschen Beruhigung reinzubringen“, sagt Bernhard Wahler. Der 66-jährige Gaißacher ist in der zweiten Saison als ehrenamtlicher Naturschutzwächter zwischen der Mautstraße Vorderriß-Wallgau und dem Sylvensteinspeicher im Einsatz und ergänzt damit die Arbeit der 60-köpfigen Naturschutzwacht der Bergwacht. Wahler liegt besonders am Herzen, dass die Tiere an der Isar ihr Ruhegebiet behalten. „Dadurch, dass wir Präsenz zeigen und die Menschen konsequent darauf hinweisen, wo sich Brutgebiete befinden, sehe ich kleine Erfolge“, sagt er. So würden die Ausflügler vermehrt auf den ausgewiesenen Parkplätzen bleiben.

Dafür nimmt nach Wahlers Beobachtung ein anderes Problem zu: nämlich das verbotene Campen im Naturschutzgebiet. Dadurch komme das Wild selbst an abgelegenen Stellen auch nachts nicht zur Ruhe. „Die Folge ist, dass die Tiere hektisch werden und es zu vermehrtem Verbiss kommt.“ Auch darüber will Wahler die Ausflügler aufklären – wenn nötig auf nächtlichen Touren.

„Schockiert, wie viele Glasscherben im Kies liegen“

Anders als Ehrenamtler Wahler sind die sechs Isar-Ranger bezahlte Kräfte: Nördlich von Bad Tölz drehen Bernhard März und Sebastian Thalhammer ihre Runden, südlich von Bad Tölz Kaspar Fischer und seit diesem Jahr Stefan Goller, der die Aufgabe von Benedikt Hanus übernommen hat. Die Ranger sind von Mai bis Oktober mit je rund 20 Stunden pro Woche beschäftigt. Dieses Jahr neu mit dabei sind Axel Kelm und Alfred Matuschek, die im Rahmen des Interreg-Projekts „Vielfältiges Leben an unseren Gebirgsflüssen – Für ein respektvolles Miteinander von Mensch und Natur“ für je sechs Stunden pro Woche angestellt wurden, befristet auf die Zeit bis 2020.

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Der Bichler Kelm (51), der hauptberuflich im Qualitätsmanagement tätig ist und zusammen mit seiner Frau Naturreportagen verfasst, ist nach einem Monat als Isar-Ranger „am meisten schockiert, wie viele Glasscherben entlang der Isar und auf den Kiesbänken herumliegen“. Diese Beobachtung hat auch sein Kollege Stefan Goller (54) aus Wolfratshausen gemacht. Der Landschaftsarchitekt, der seit Mai Isar-Ranger ist, hat außerdem schwerpunktmäßig die vielen Feuerstellen ins Visier genommen. „Die räume ich konsequent weg, denn wenn irgendwo Asche liegt, denkt sich der Nächste: ,Ach, hier kann ich Feuer machen.‘“ Goller hat den Eindruck, dass sein Engagement dazu beiträgt, „dass es langsam besser wird“. Überhaupt: „95 Prozent der Leute sind in Ordnung“, meint Goller. „Ein paar Deppen gibt es überall.“

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Gegenüber denjenigen, die sich nicht an die Regeln halten, den richtigen Ton zu treffen, das ist die Kunst, die ein Isar-Ranger beherrschen muss. Der erhobene Zeigefinger hilft meist weniger als Informationen über die kostbare Tier- und Pflanzenwelt. „Man kriegt mit der Zeit ein Gefühl für die richtige Mischung zwischen Lockerheit und Ernst“, sagt Bernhard März, der erfahrenste Isar-Ranger. Selbst bei feiernden Cliquen von Jugendlichen „sind immer welche dabei, bei denen ich auf Resonanz stoße“, sagt er. „Man kann ihnen zum Beispiel einen Müllsack da lassen und prophylaktisch eine Adresse notieren, die man kontaktieren kann, falls nachher nicht aufgeräumt wurde.“

250-mal Bußgeld im Jahr 2017 – heuer deutlich mehr Fälle

Im Bedarfsfall melden die Isar-Ranger Verstöße gegen das Naturschutzrecht ans Landratsamt. Dort wurden nach Angaben von Franz Steger, Chef der Unteren Naturschutzbehörde, im vergangenen Jahr in rund 250 Fällen Bußgelder verhängt – etwa wegen Campen oder Feuermachen. „Und heuer wird die Zahl der Verfahren viel größer werden“, sagt Steger.

Neben der Überwachung machen pädagogische Aufgaben einen großen Teil der Arbeit der Isar-Ranger aus. Sie bieten Führungen für Schulklassen, Kindergartengruppen oder auch Vereine an. „Die Kinder fragen einem Löcher in den Bauch und lassen sich für die Natur begeistern“, sagt Bernhard März. „Das ist ein guter Weg, um bei der nächsten Generation zu verankern, dass man schonend mit der Natur umgehen muss.“

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