Das außergewöhnliche Konzert von Andreas Pehl und Melanie Hosp interessierte am Samstagabend viele Besucher. Und sie wurden nicht enttäuscht.
Bei einem verheerenden Brand am 21. Juli 1707 wurde die alte Hohenburg in Lenggries quasi komplett zerstört. Dieses Datum hat der Förderverein Burgruine Hohenburg jetzt zum Anlass genommen, zu einem besonderen Konzert auf dem Gelände der Burgruine einzuladen. Der Lenggrieser Countertenor Andreas Pehl und die aus Tirol stammende Gitarristin Melanie Hosp konnten für diese Veranstaltung gewonnen werden. Gemeinsam mit Stephan Bammer, dem Vorsitzenden des Fördervereins, entführten sie an diesem Abend das Publikum auf eine Reise durch neun Jahrhunderte der Burggeschichte. Zahlreiche Besucher machten es sich auf Picknickdecken, auf Baumstämmen oder auf sogar in Liegestühlen zwischen den Resten des alten Gemäuers im Grünen bequem.
Prinzessinnen und Ritter, Minne- und Schlachtgesang, das sind die Stichworte, die den meisten einfallen, wenn von alten Burgen und Schlössern die Rede ist. Und so begann das Konzert auch ganz stilecht mit einem Lied von Richard Löwenherz aus dem 12. Jahrhundert, einer Klage um Missgunst und Treuebruch, das er nach seiner Rückkehr vom Kreuzzug in österreichischer Gefangenschaft komponiert hat.
Informativ und mit fundierter Geschichtskenntnis führte Stephan Bammer die Besucher durch neun Jahrhunderte wechselvolle Burggeschichte mit ihren oftmals wechselnden Besitzern und Bewohnern und den Auseinandersetzungen zwischen Bayern und Tirolern.
Deutlich harmonischer ging es im musikalischen Teil zu. Die Tiroler Gitarristin und der bayerische Countertenor hatten die Musikstücke zeitlich und oft auch thematisch passend zu Bammers Ausführungen ausgesucht. Neben eher unbekannten Werken von Guillaume Dufay, Josquin Desprez oder Carl Maria von Weber brachten die Musiker auch Werke von Georg Friedrich Händel und John Dowland zu Gehör. Als überraschend gut stellten sich die Hörbedingungen unter freiem Himmel heraus. Die beiden Künstler hatten sich am höchsten Punkt, direkt vor dem alten Burgfried aufgestellt, die Zuhörer verteilten sich vor ihnen am Hang hinunter und konnten sich – dank der Einrahmung der Bäume – über eine gute Akustik freuen, die selbst die zarten, nur leicht verstärkten Gitarrenklänge hörbar machte.
Eine kurze Pause wurde dazu genutzt, den Stromgenerator für diesen Verstärker „nachzutanken“, und auch die Besucher freuten sich über die Möglichkeit, das ein oder andere Gläschen Wein zu trinken.
Die zweite Hälfte des Abends wurde dann mehr und mehr überschattet von aufziehenden Wolken, was die Stimmung passend zur Zerstörung der Burg dramatischer werden ließ. Immer wieder ging der bange Blick der Beteiligten zum Himmel und schließlich entschieden die Künstler, das Programm leicht zu verkürzen.
Lesen Sie auch: Herbert Pixner begeistert im Maierhof
Dies führte zwar leider dazu, dass die Informationen zur neueren Geschichte von Hohenburg, vor allem zur Nutzung des nach 1707 neu gebauten Schlosses und die aktuelle Nutzung als Schulen zu kurz kamen, dafür durften sich die Zuhörer darüber freuen, endlich wieder eine Prinzessin auf der Hohenburg zu erleben: mit dem wohl ersten auf Japanisch gesungenen Lied an diesem Ort, der Titelmelodie „Prinzessin Mononoke“ aus dem gleichnamigen japanischen Animé-Film.
Der letzte Takt dieses zauberhaften Stückes war verklungen, der Beifall setzte ein, und mit ihm der schon einige Zeit drohende Gewittersturm. Der fluchtartige Aufbruch beendete leider etwas plötzlich die bis zu diesem Zeitpunkt sehr stimmungsvolle Veranstaltung, der hoffentlich viele weitere an diesem wunderbaren Ort folgen werden. (ep)
Lesen Sie auch: Riskantes Überholmanöver bei Lenggries: Zeugen gesucht