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„Der Reutberg ist Heimat“: Außendienst-Leiter der Brauerei blickt zurück

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Von: Melina Staar

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Übergabe: Ende des vergangenen Jahres übergab Hans Krinner (li.) die Geschäfte an seinen Nachfolger Sepp Hellweger (re.). Brauerei-Chef August Maerz bedankte sich bei Krinner für seine Dienste.
Übergabe: Ende des vergangenen Jahres übergab Hans Krinner (li.) die Geschäfte an seinen Nachfolger Sepp Hellweger (re.). Brauerei-Chef August Maerz bedankte sich bei Krinner für seine Dienste. © Brauerei

Der langjährige Außendienst-Leiter der Reutberger Brauerei, Hans Krinner, hat sich Ende 2022 in den Ruhestand verabschiedet. Nun blickt er auf sein Berufsleben zurück.

Sachsenkam/Gaißach – Zeit. Von ihr hat sich Hans Krinner nie unter Druck setzen lassen. Sich abzuhetzen, damit man möglichst früh in den Feierabend kann? Das hat der 62-Jährige nie gemocht. „Im Außendienst darfst du nicht ständig auf der Flucht sein“, erklärt der Gaißacher, der zum Jahresende 2022 in den Ruhestand gegangen ist. „Man muss sich für die Kundschaft Zeit nehmen.“ Zur Brauerei kam Hans Krinner eigentlich über Umwege. Er lernte das Metzger-Handwerk, ging dann zum Militär. Sein Vater baute Anfang der 80er-Jahre bei sich zu Hause einen Abholmarkt für eine Brauerei auf. „Wir haben von daheim aus ausgeliefert“, erinnert er sich. Getränkemärkte waren damals noch Mangelware. So kam es, dass Krinner zunächst bei seinem Papa aushalf und schließlich ganz ins Brauerei-Geschäft einstieg. Für ihn damals ein Argument: „In der Metzgerei musste ich sechs Tage arbeiten, bei der Brauerei fünf. Als aktiver Musikant waren die Wochenenden für mich sehr wertvoll.“

Reutberg: Krinner kam über Umstände zur Brauerei

Über mehrere Stationen – unter anderem in Wolfratshausen, Miesbach und Holzkirchen – landete Hans Krinner schließlich in der Brauerei Reutberg. „Schon mein Großvater war seit jeher Genossenschaftsmitglied am Reutberg“, sagt Hans Krinner. „Ich hab’ es keinen Tag bereut, dorthin gegangen zu sein.“ Menschlich, sagt er, habe es einfach sehr gut gepasst.

Als er dort 2007 anfing, gab es noch gar keinen eigenen Posten für den Außendienst. „Es musste alles neu organisiert und aufgebaut werden.“ Hier half ihm seine langjährige Erfahrung. „Ich kannte natürlich auch schon viele Kunden.“ Gute Ideen brachte er auch mit. Schon bald, nachdem Hans Krinner am Reutberg begonnen hatte, empfahl er dem damaligen Vorstand: „Ihr braucht’s noch ein anderes Bier – ein Bier für die Allgemeinheit.“ Denn bis dahin habe es nur das Export Hell gegeben. Die Idee wurde sehr positiv aufgenommen. Bei einer Verköstigung wurden den etwa 30 Testern fünf verschiedene Biere angeboten, drei davon waren vom Reutberger Braumeister gebraut worden. Zwei andere waren von größeren Mitbewerbern. „Das war natürlich schon etwas riskant“, bewertet Hans Krinner diese Aktion heute. „Das hätte auch schiefgehen können.“ Was, wenn die Tester die fremden Biere am besten bewertet hätten? Tatsächlich wurden zwei der drei auf dem Reutberg gebrauten Biere von den Testern auf die beiden Top-Plätze gewählt. Die Einführung des neuen Bieres war ein großer Erfolg, erinnert sich Krinner.

Brauerei Reutberg: Außendienst-Leiter Hans Krinner verabschiedet sich in Rente

Etwas später kam das Pils hinzu, für das der Hobbyzeichner Krinner das Etikett entwarf. „Ich hab’ mich eigentlich überall eingemischt, wo ich mich wohlgefühlt habe.“ Im Büro, sagt er, habe man ihn fast nie gesehen. Er habe sich um die Kunden gekümmert und auch die Freiheit gehabt, sich diese Zeit zu nehmen. Sein steter Begleiter dabei sein Block, auf dem er sich die wichtigsten Sachen notierte. „Das ist mein Laptop“, sagt er und lacht verschmitzt. „Wenn mir der abstürzt, heb’ ich ihn einfach wieder auf.“ Er habe nie etwas Wichtiges vergessen. Auch hatte er hin und wieder die unerfreuliche Aufgabe, säumige Zahler an ihre Pflichten zu erinnern. „Aber einer hat zu mir mal gesagt, ich sei der freundlichste Geldeintreiber, den er kenne“, sagt Krinner lachend.

Für ihn sei die Tätigkeit am Reutberg nie Arbeit gewesen. „Der Reutberg ist wie eine Heimat. Da schaut man nicht auf die Uhr. Ich identifiziere mich damit.“ Ob das nun die Brauerei selbst, die Wirtschaft oder das Kloster sei: Er komme mit allen gut zurecht. „Schön ist der Zusammenhalt, die Kameradschaft.“ Das sei der Geist von Reutberg. „Wir arbeiten alle für den Erhalt der Brauerei und der Genossenschaft, und jeder ist ein Teil des großen Ganzen.“ Dazu gehöre auch, am Wochenende oder abends Feste zu beliefern, wenn diesen das Bier ausgehe – „wir sind flexibel“.

Nachfolger Sepp Hellweger

Langweilig wird Hans Krinner auch im Ruhestand nicht werden. Schon in den vergangenen Jahren besann er sich seiner Wurzeln und baute sich im heimischen Gaißach eine kleine Metzgerei auf – „mit sämtlichen Zulassungen“. Das laufe ganz gut. Was ihm von seiner Arbeit bei der Brauerei am meisten fehlt? „Der tägliche Kundenkontakt geht mir schon etwas ab. Und umgekehrt scheint es auch so zu sein“, wie ihm sein Nachfolger berichte. „Man muss für seine Arbeit leben“, sagt er. Dann strahle man dies auch nach außen aus.

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