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Im Interview: Wie die „Sachsenkamer Gruppe“ die Zukunft im Kloster Reutberg sieht

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Von: Alois Ostler

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Die „Sachsenkamer Gruppe“ aus Bürgermeister und engagierten Kirchenmitgliedern hat sich vehement für den Fortbestand des Konvents im Kloster Reutberg eingesetzt und im Vatikan eine Kehrtwende in dieser Sache erreicht. Doch ist damit die Zukunft des Klosters tatsächlich gesichert? Fragen an die rührigen Laien.

Sachsenkam – Rom hat entschieden. Der Konvent am Reutberg wird nicht aufgelöst, heißt es in dem Ende Oktober herausgegebenen Dekret der Ordenskongregation des Vatikans. Was bedeutet das für das Kloster? Diese und weitere Fragen hat unsere Zeitung der Sachsenkamer Gruppe gestellt. Im Interview antworten Sachsenkams Bürgermeister Hans Schneil, Freundeskreis-Vorsitzender Gerald Ohlbaum und sein Stellvertreter Helmut Rührmair, Pfarrgemeinderatsvorsitzender Xaver Waldmann und Ulrich Rührmair als Sprecher der Sachsenkamer Gruppe.

Nach der Entscheidung der Ordenskongregation in Rom ist der Fortbestand des Konvents am Reutberg gesichert. Ist damit die Arbeit der Sachsenkamer Gruppe beendet oder gibt es neue Aufgaben für den Freundeskreis?

ULRICH RÜHRMAIR: Zunächst einmal sind wir alle für die starke und unabhängige Entscheidung Roms sehr dankbar. Die Schwestern, denen das Gebäude bis heute ja gehört, stehen nun wieder vor einer selbstbestimmten Zukunft, und das ist aus unserer Sicht auch richtig so. Wir werden versuchen, am Reutberg weiterhin die Interessen der Bürger und Gläubigen mit Augenmaß zu vertreten.

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Hans Schneil

XAVER WALDMANN: Dies entspricht auch dem Selbstverständnis der jeweiligen Gremien, denen wir angehören oder vorstehen, wie Pfarrgemeinderat, Dekanatsrat oder Gemeinderat. Bei Bedarf können wir auch versuchen, zwischen verschiedenen Gruppen oder Interessenslagen zu vermitteln. HANS SCHNEIL: Eine überwältigende Mehrheit der Bürger ist ja für einen Fortbestand des Klosters, das darf man nicht vergessen. Dies wurde nun mit Glück, Geschick und sehr viel Arbeit erreicht. In einem zweiten Schritt werden wir versuchen, ein Seelsorgezentrum zu begleiten und zu fördern; auch dies wird ja mehrheitlich in der Region gewollt. Die letzte Entscheidung darüber liegt aber in Rom und bei der Apostolischen Kommissarin, die nun die Verantwortung am Reutberg innehaben.

Hat es seit der Entscheidung in Rom wieder Kontakte mit dem Ordinariat gegeben?

HANS SCHNEIL: Ja, natürlich. Bereits wenige Tage danach fand am Reutberg ein erstes Treffen zwischen Ordinariat, Schwestern und mir als Vertreter der Sachsenkamer Gruppe statt. Wir gehen langfristig von einer fruchtbaren Fortführung des Dialoges aus. Man muss vernünftig und auf Augenhöhe miteinander reden, um das Beste für den Reutberg und die Region zu erreichen. Das war immer unser Credo, auch gegen äußere Widerstände, und so wollen wir es auch in Zukunft halten, jedenfalls von unserer Seite aus. HELMUT RÜHRMAIR: Auch die Romfahrt stand ja unter diesem Ziel: In Ruhe miteinander sprechen. Das Kirchenrecht sieht vor, dass die Laien in wichtigen Angelegenheiten gehört werden können. Unser Dialog mit Rom war also völlig legitim und auch vollkommen kirchenrechtskonform. Es war für eine faire Entscheidung sehr wichtig, dass in Rom Informationen aus einer zweiten, unabhängigen Quelle vorlagen.

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Helmut Rührmair

Haben Sie in Gesprächen mit den Ordensschwestern erfahren können, wie sie sich ihre Zukunft im Kloster vorstellen, insbesondere mit der neuen Apostolischen Kommissarin Benedicta Tschugg an der Spitze?

GERALD OHLBAUM: Wir waren und sind immer in engem Austausch mit den Schwestern. Wir bitten aber um Verständnis, dass wir nicht in der Öffentlichkeit stellvertretend für diese über deren Vorstellungen reden können. Die Schwestern sind sich aber der Bedeutung des Reutbergs für die Region bewusst, das ist klar. Es liegt nun viel Verantwortung in ihren Händen, gerade für die zukünftige Seelsorge in der Region. Wir gehen davon aus, dass sie weitblickend und im Sinne der Gläubigen damit umgehen werden.

Was wird sich am Reutberg ändern und wie sieht die Zukunft des Spirituals Monsignore Josef Beheim aus?

XAVER WALDMANN: Monsignore Beheim wird den Reutberg zum Jahresanfang 2019 verlassen. Er sagte uns, dass die einseitige Entpflichtung durch das Ordinariat Mitte 2018 in ihm etwas zerbrochen habe. Sie wurde bis heute nicht zurückgenommen oder auch nur ausgesetzt. Wir können verstehen, dass es ihn angesichts dieser „Kündigung“ zurück in seine alte Heimat zieht. Eine der ersten Aufgaben, die den Beteiligten am Reutberg nun gestellt ist, ist, für ihn einen guten Ersatz zu finden. Eventuelle weitere Vorhaben sollen dann Schritt für Schritt im Laufe des Jahres 2019 angegangen werden – hoffentlich mit demselben Engagement und der Tatkraft wie bisher. ULRICH RÜHRMAIR: In den letzten beiden Jahren ist ja tatsächlich ein neuer Geist, eine neue Begeisterung rund um den Reutberg herum entstanden. Für die mannigfaltige Unterstützung, einschließlich der am Ende weit über 12 000 Unterschriften, sind die Schwestern und wir wirklich sehr dankbar. Wir hoffen, dass sich dies auch im neuen Jahr fortsetzt. Der Reutberg braucht nach wie vor die Mitwirkung und die Hilfe aller. Dann kann dort etwas wirklich Neues entstehen.

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Glauben Sie, dass die Pläne für ein Pastorales Zentrum eines Tages verwirklicht werden oder ist diese Entwicklungsperspektive für immer auf Eis gelegt?

HANS SCHNEIL: Die Sachsenkamer Gruppe ist nach wie vor für ein Seelsorgezentrum – aber eben zusammen mit einem Schwesternkonvent. Beides schließt sich nicht aus, denn der Reutberg ist groß genug, um zwei getrennte Bereiche zu beherbergen, und die Klausur komplett unangetastet zu lassen.

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HELMUT RÜHRMAIR: Diese Kombination könnte aus unserer Sicht besondere Wirkung entfalten, auch neue Ordensleute an den Reutberg ziehen. Sie wäre auch zukunftssicherer, als es ein Konvent oder ein Seelsorgezentrum alleine sein könnten.

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Gerald Ohlbaum

GERALD OHLBAUM: An eine Sache würden wir dabei gerne noch einmal erinnern: Der Vorschlag eines Seelsorgezentrums stammt ja ursprünglich vom Gaißacher Pfarrer Ludwig Scheiel und von der Sachsenkamer Gruppe, nicht vom Münchner Ordinariat. Er bildete den Kern unseres 25-seitigen Konzeptpapiers vom März 2017, und auch unseres schriftlichen Kompromissvorschlags vom Sommer 2018, den wir damals im Ordinariat vorgelegt hatten. Ulrich RÜHRMAIR: Nur wollten wir eben Seelsorgezentrum und Konvent von Anfang an kombinieren, nicht den Konvent auflösen. Der Schlüssel zur Verwirklichung des Seelsorgezentrums liegt nun allerdings in Rom, in München und bei der Apostolischen Kommissarin. Wir hoffen, dass diese Parteien sich relativ rasch abstimmen. Wenn ein Seelsorgezentrum vor der Entscheidung aus Rom sinnvoll gewesen wäre – warum sollte es dies denn nach der Entscheidung plötzlich nicht mehr sein? Wir befürworten jedenfalls nach wie vor dessen Aufbau am Reutberg, parallel zum jetzigen Konvent. Mehr können wir als Laien hier allerdings nicht tun. Denn Entscheidung und Verantwortung liegen formal bei Rom und der Apostolischen Kommissarin.

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