Zum 400-jährigen Bestehen des Klosters führt Isarwinkler Schützenwallfahrt nach Reutberg

Es war ein feierliches Ereignis inmitten unruhiger Zeiten: Die Gebirgsschützenkompanien des Isarwinkels begingen am Sonntag ihre traditionelle Feier am Reutberg. Die Diskussionen um die Zukunft des Konvents traten dabei einmal in den Hintergrund.
Sachsenkam – Der Reutberg mit dem Franziskanerinnen-Kloster stand am Sonntag – wie in den zurückliegenden Monaten schon so oft – im Mittelpunkt des Geschehens. Doch blieben diesmal erfreulicherweise die Diskrepanzen zwischen den Kloster-Unterstützern und dem Ordinariat bezüglich der künftigen Nutzung außen vor. Es ging allein um die feierliche Zeremonie der Isarwinkler Schützenwallfahrt. Dass diese heuer ausgerechnet zum Reutberg führte, hatte einen Grund: nämlich das 400-jährige Bestehen des Klosters, das mit Bedacht gewürdigt und ins Bewusstsein der Bürger gerückt werden sollte.
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Der Wallfahrtszug mit den Gebirgsschützenkompanien aus Jachenau, Lenggries, Gaißach, Wackersberg, Bad Tölz, Ellbach und Reichersbeuern samt Spielmannszügen und Musikkapellen, voran eine Figur der schmerzhaften Muttergottes, bewegte sich in der Früh von Sachsenkam hinaus zum Reutberg und dort zur Kreuzigungsgruppe hinter dem Kloster. Dort war der Altar für die Feldmesse aufgebaut. Pater Stefan Havlik vom Seelsorgeteam des Pfarrverbands Weyarn zelebrierte den Gottesdienst gemeinsam mit dem Reutberger Spiritual Josef Beheim und dem Sachsenkamer Pfarrer Jiri Tesar.
Wenn in Oberbayern der Glaube gefeiert werde, gehörten die Gebirgsschützen dazu, stellte Havlik fest. Doch wenn man sich frage, was einen „echten“ Gebirgsschützen ausmacht, komme man zu der Erkenntnis: „Nicht die Montur, nicht das Feste-Feiern und auch nicht die Traditionspflege nur um des Erhaltens willen sind das Wichtigste.“ Zum Gebirgsschützen gehöre die Treue zum Glauben, auch wenn der Zeitgeist andere Richtungen vorgebe. Offene Läden an den Sonntagen? Bestimmen über lebensunwertes und lebenswertes Leben? Zwangsverheiratung? „Nein, das ist mit uns nicht zu machen, auch wenn manche Zeitgenossen es gerne so hätten.“ Die christlichen Werte zu leben sei Voraussetzung für eine gute Zukunft der kommenden Generationen.
Ein besonderes Gedenken galt am Sonntag dem vor wenigen Wochen im Alter von 52 Jahren verstorbenen Lenggrieser Klaus Kirschenhofer. Er hatte die Wallfahrt zum Reutberg initiiert und mitorganisiert.
Im Anschluss an die Messe, die die Lenggrieser Musikkapelle klangvoll umrahmte, wurde in der Nähe des Festplatzes ein erneuertes Feldkreuz geweiht. Es sei wichtig, solche Glaubens-Zeichen wertzuschätzen und nicht zu verstecken, betonte Havlik.
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Dass sich dem kirchlichen Teil des Tages ein weltlicher anschloss, hielt der Pater, der dem Deutschen Orden angehört, für durchaus angemessen. „Schließlich heißt es ja manchmal, dass Bier die flüssig gewordene Gnade Gottes sei“, meinte er schmunzelnd. Bei deren Genuss sollten die Gebirgsschützen aber darauf achten, verkehrstüchtig und verteidigungsfähig zu bleiben.
Bürgermeister Hans Schneil freute sich in seinem Grußwort darüber, dass seine Gemeinde als Austragungsort der Isarwinkler Schützenwallfahrt auserkoren worden war, und resümierte: „So viele Gebirgsschützen hat Sachsenkam wohl noch nie gesehen.“ Im kommenden Jahr findet die Schützenwallfahrt in Wackersberg statt.
Rosi Bauer