Vortrag über Cimbern: Spannende Fakten und ein ganz großes Fragezeichen

Benediktbeuern - Woher kamen die Cimbern eigentlich? So ganz ursprünglich, bevor sie überhaupt nach Benediktbeuern kamen? Das war am Freitag Thema eines Vortrags von Dr. Reinhard Heydenreuter.
Woher kamen die Cimbern eigentlich? So ganz ursprünglich, bevor sie überhaupt nach Benediktbeuern kamen? Das ist für Dr. Reinhard Heydenreuter noch immer „das ganz große Fragezeichen“. Auf Einladung des Vereins für Brauchtum und Kultur Benediktbeuern und Umgebung hielt der Historiker am Freitag einen Vortrag über „Die deutsch-italienischen Beziehungen und die Entstehung der cimbrischen Gemeinden in Oberitalien um 1000 nach Christus“.
Mit seinem Vortrag eröffnete Heydenreuter, der auch Mitglied des bayerischen Cimbern-Kuratoriums ist, die jährliche Vortragsreihe des Vereins. Der Ursprung der Cimbern, von denen einige Familien im 11. Jahrhundert von Benediktbeuern nach Oberitalien auswanderten, „ist das große Geheimnis der bayerischen Geschichte“, sagte Heydenreuter vor den zahlreichen Zuhörern. Viele Urkunden seien noch nicht erforscht oder gar nicht vorhanden, so dass man erst ab dem 13. Jahrhundert Genaueres über die Auswanderer sagen könne. Vermutlich, so Heydenreuter, kamen sie im 11. Jahrhundert mit dem Abt Gottschalk über die Berge. Gründe für ihre Auswanderung waren ein zunehmender Bevölkerungsdruck, Hunger sowie der Klimawandel. „Italien war immer schon die große Sehnsucht der Deutschen.“ Oberitalien sei damals von deutschen Bischöfen und Adeligen beherrscht gewesen. Auf den Höhen um Verona und Vicenza wurden die Cimbern angesiedelt, deren Name sich laut Heydenreuter vom deutschen Wort „Zimmermann“ ableitet. Nicht ohne Grund, denn in Italien wurden die Auswanderer aus Benediktbeuern schnell zu wichtigen Holzlieferanten an die Regierenden unten in der Ebene. Sie lieferten außerdem die für die industrielle Entwicklung so wichtige Holzkohle und sicherten als gute Soldaten die Grenzregionen zwischen den einzelnen Herrschaftsgebieten. Das brachte den 13 cimbrischen Gemeinden über Verona und den sieben Gemeinden über Vicenza ab 1300 zahlreiche Privilegien ein. Etwa die Befreiung von Zöllen und Steuern sowie das Recht auf Autonomie und eigene Sprache.
So blieben etwa die sieben cimbrischen Gemeinden bis zum Niedergang Venedigs um 1806 „eine freie Republik“. Doch nach und nach wurde die cimbrische Sprache vom Italienischen verdrängt. Der Erste Weltkrieg vernichtete ihre alten Bauten, so dass weder sie noch die Sprache heute noch eindeutige Rückschlüsse darauf zulassen, wo die Wurzeln der Cimbern liegen. Fazit für Heydenreuter: „Die Geschichte der Cimbern müsste man mal von hinten aufzäumen. Es gibt noch einiges zu forschen“. Als wichtigsten Schritt müsste man sich dazu die alten Urkunden genauer ansehen, die in Italien und Deutschland lagern. „Das wäre wichtig.“ Dann würde man vielleicht herausfinden, ob die Cimbern, die von Benediktbeuern nach Italien gingen, „echte Germanen, Goten oder Langobarden waren - oder einfach nur Benediktbeurer“.
(fn)