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Mountainbiker im Tölzer Land: „Es gilt, Massen zu kanalisieren“

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Von: Andreas Steppan

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Über das Thema Mountainbiker diskutierten am Montag am Blomberghaus unter anderem Benjamin Trotter (li.) und Nicolas Gareis (2. v. re.) vom Deutschen Alpenverein sowie die Grünen-Abgeordneten Hans Urban (re.) und Christian Zwanziger (3. v. re.). © Arndt Pröhl

Positive Angebote schaffen statt nur Verbote auszusprechen: Für diese Strategie zum Umgang mit Mountainbikern sprachen sich Vertreter des DAV und der Grünen aus.

WackersbergWandern und Radeln in der heimischen Natur: Das ist der Freizeittrend der Saison – was aber auch immer wieder zur Überlastung der Region führt. Bei allen aktuellen Debatten dazu: Vergleichsweise still geworden ist es zuletzt um das Thema Mountainbiker. Doch auch hier besteht nach wie vor dringender Handlungsbedarf, wie sich die Teilnehmer eines Pressegesprächs am Montag auf dem Blomberg einig waren.

Zu der Gesprächsrunde eingeladen hatten die beiden Grünen-Landtagsabgeordneten Hans Urban aus Eurasburg sowie Christian Zwanziger, tourismuspolitischer Sprecher der Fraktion, sowie Nicolas Gareis und Benjamin Trotter vom Deutschen Alpenverein (DAV). Trotter berichtete vom Stand des Mountainbike-Konzepts, an dem der DAV seit mittlerweile knapp zwei Jahren feilt. Wie berichtet dienen dabei das Oberallgäu und der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen als Pilotregionen. Der Freistaat fördert das Projekt mit 250.000 Euro. Der DAV schießt rund 110.000 Euro an Eigenmitteln zu.

In Bad Tölz gibt es keine offizielle Mountainbike-Strecke

„Das Problem ist, dass es im Landkreis keine einzige offizielle Mountainbike-Strecke gibt, dafür aber viele Verbote“, sagte Trotter. Diese Verbote würden aber „weder kontrolliert noch respektiert“, weil es keine attraktiven Alternativen gebe. „Das sorgt für eine Streuung der Fahrer, die dann dort unterwegs sind, wo sie nicht sein sollten.“

Das Ziel, die Bergradler zu kanalisieren, erweist sich aber als kompliziert. An bisher vier Runden Tischen mit diversen Interessensgruppen im Landkreis sei es oft sehr emotional zugegangen, so Trotter. „Wir versuchen, die Debatte zu versachlichen“, sagte er. Zum Thema Haftung seien etwa viele „Ängste geschürt“ worden. Doch wenn man sich die Zahl der tatsächlichen Unfälle und folgender Rechtsstreitigkeiten anschaue, sei die gar nicht so hoch.

Leitfaden, wie sich Grundbesitzer vor Haftungsrisiken schützen können

Ins Feld geführt werde aber immer wieder ein Fall, in dem ein Wackersberger Landwirt einen Draht über einen Weg spannte, um sein Vieh umzuleiten. Als ein Mountainbiker darüber stürzte, bekam der Landwirt eine Teilschuld angelastet, weil er nach Ansicht des Gerichts unzureichende Warnhinweise angebracht hatte. Der DAV habe nun einen Leitfaden erarbeitet, wie Privatgrundbesitzer ihr Haftungsrisiko minimieren, berichtete Trotter.

Der nächste Runde Tisch ist für Herbst vorgesehen. Trotter hofft dabei, dass die Gemeinden konkrete Vorschläge zur Ausweisung von Mountainbike-Trails beziehungsweise Schutzzonen vorlegen. Die nächste Herausforderung sei es dann, diese auch bekannt zu machen, sagte Nicolas Gareis. Mit der Auflage eines Prospekts kämen die Kommunen da nicht weiter. Denn viele Mountainbiker informieren sich vorab eher in offenen Internet-Foren. Hilfreich könne es sein, mit der Routenplanungs-App „Komoot“ zusammenzuarbeiten, so Trotter.

Idee: Eine Mountainbike-Trail-Landschaft am Blomberg

Eine konkrete Vorstellung für dem Blomberg trug Bergbahn-Chef Hannes Zintel in der Gesprächsrunde vor: eine Trail-Landschaft mit einem Bikepark im Zentrum. Derartige Überlegungen seien aber bislang immer daran gescheitert, „dass Land- und Forstwirte die größte Lobby im Gemeinderat haben“, sagte Zintel. Hier wünsche er sich mehr Gemeinsamkeit.

Als Vertreter der Gemeinde Wackersberg war Johannes Heiß zu dem Gespräch gestoßen. Er ist Forstreferent im Gemeinderat – und selbst sowohl Mountainbiker als auch Waldbesitzer, wie er sagte. Für letztere Gruppe sei „Thema Nummer eins nicht der Borkenkäfer, sondern die Mountainbiker“, sagte er. Wenn diese auf Trails unterwegs seien, sei es in Ordnung. „Aber das Problem ist, dass viele querfeldein durch den Wald fahren und sogar auf Almweiden Spurrillen hinterlassen“, so Heiß.

Urban sprach sich dafür aus, „Freizeitverhalten möglich zu machen“, um auch die wirtschaftlichen Potenziale für die Region auszuschöpfen. Sperrzonen für Mountainbiker, wie sie 2019 die CSU angeregt hatte, lehnte Urban ab. „Aber mit ein paar Bikewegerln wird man nicht weiterkommen. Es gilt, Massen zu kanalisieren“, sagte er. Deswegen müsse man Zintels Idee von einer Art Bikepark am Blomberg „offen gegenüberstehen“. Gleichzeitig sei es wünschenswert, wenn man Hotspots entzerren könnte. „Da, wo ich herkomme“ – also in Eurasburg – „ist nichts los, obwohl man da super Radl fahren kann.“

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