Familie nimmt Katze auf - und bezahlt dies teuer

Bad Tölz - Lotti hatte Glück. Die heimatlos gewordene Katze hat bei einer Tölzer Familie endlich ein Zuhause gefunden. Doch dies kommt die Eltern nun teuer zu stehen.
Drei Tage drückte sich die einsame Katze auf der Tölzer Flinthöhe herum, kauerte nachts vor einer fremden Haustür. Bis sich Familie Froböse erbarmte und den Samtpföter zu sich nahm. Der erste Weg führte zum Tierarzt. Da die Katze nicht gechipt war, „und es niemand aus unserer Familie übers Herz brachte, sie ins Tierheim zu bringen, entschlossen wir uns, das Tier erstmal zu übernehmen“, sagt Claudia Froböse. Da wusste aber noch keiner, was für ein kostspieliges Ende dieser Akt der Tierliebe nehmen würde: Familie Froböse bleibt wohl auf einer Tierarztrechnung von 600 Euro sitzen.
Dabei ist für Fundtiere doch eigentlich die Kommune zuständig, auf deren Grund der Vierbeiner entdeckt wurde. Zugelaufene Hunde und Katzen sind bei der Gemeinde zu melden und abzugeben, und die wiederum ist verpflichtet, diese „Fundsache“ ein halbes Jahr aufzubewahren und in einem guten Zustand zu erhalten. Dazu gehört die Unterbringung im Tierheim. Hans Fichtner, Betreiber des Tölzer Tierheims Maria Much, stellt dafür bei Hunden 15 Euro pro Tag, bei Katzen 9 Euro in Rechnung. Gegebenenfalls laufen zusätzlich Kosten für eine Entwurmung, für Impfungen oder gar größere medizinische Behandlungen auf.
Das kann teuer werden. „Erst vor Kurzem ist eine angefahrene Katze auf der Straße gefunden worden“, berichtet Fichtner. Die zuständige Gemeinde im südlichen Landkreis habe 700 Euro für die Behandlung gelöhnt – am Ende sei das Tier aber doch gestorben. „Einige Kommunen sind sehr aufgeschlossen, andere sperren sich“, so Fichtners Erfahrung. Speziell mit der Stadt Bad Tölz ringt er seit Jahren immer wieder um höhere Zuschüsse und Pauschalen.
Robert Pölt vom Tölzer Einwohnermeldeamt betont dagegen, dass die Stadt die Tierarztkosten bei Fundtieren „in der Regel“ übernehme. „Rechnungen von 1000 Euro sind uns da nicht unbekannt“, sagt er. „Mehrmals im Jahr“ gebe es solche Fälle.
Stadt hätte die Einschläferungskosten bezahlt - nicht die OPs
Lotti, wie Familie Froböse sie inzwischen getauft hatte, war aber ein Spezialfall. Tierärztin Trixi Hollwich stellte einen Beckenbruch, abgebrochene Zähne, Blasensteine und einen Darmverschluss fest. Vor der nötigen Operation fragte sie bei der Stadt nach, ob diese die Kosten von 600 Euro übernehme. Das habe die Stadt abgelehnt. „Man sagte mir, es würde nur die Einschläferung bezahlt“, sagt Hollwich. „Für einen Tierarzt ist es aber schlimm, wenn er weiß, dass er dem Tier helfen könnte, und es dann einschläfern soll.“
Nach Pölts Aussage liegt der Fall anders. „Die Sache hatte einen bitteren Beigeschmack“, sagt er. „Der Fund wurde uns erst gemeldet, als es um die Bezahlung der Operation ging.“ Gefunden worden sei die Katze schon drei Wochen vorher. Wer ein Tier finde, müsse dies sofort bei der Polizei, der Stadt oder im Tierheim anzeigen. „Sonst hat der Eigentümer, der das Tier vielleicht sucht, keine Chance.“ Die OP-Rechnung habe die Stadt abgelehnt, aber als Entgegenkommen 50 bis 60 Euro angeboten. So viel kostet das Einschläfern. Pölt bestreitet aber, dass die Stadt gefordert habe, Lotti einzuschläfern. Vielmehr handele es sich um den Betrag, der auch für die Erstuntersuchung eines Fundtiers fällig werde.
Das Ende vom Lied: Claudia Froböse finanzierte die Katzen-OP selbst. Sie sei der Ansicht gewesen, Tierärztin Hollwich habe der Stadt den Fund umgehend gemeldet. „Dafür habe ich in der Praxis ja auch ein Formular ausgefüllt.“
Hollwich wiederum erklärt, sie habe es zunächst nicht für nötig gehalten, den Fundzettel weiterzuleiten, weil die Katze ja ohnehin nicht im Tierheim untergebracht war und zunächst keine weiteren Kosten aufliefen. Der Familie Froböse zollt sie jedenfalls Respekt: „Hut ab, wenn ein Bürger so viel Geld für den aktiven Tierschutz in die Hand nimmt.“
Andreas Steppan