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Großes Wohnglück in kleinem Haus

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Ein großer Tag: Lotta kommt an. Im nächsten Frühjahr will Tanja Lademann noch eine Terrasse anbauen und einen kleinen Garten anlegen.
Ein großer Tag: Lotta kommt an. Im nächsten Frühjahr will Tanja Lademann noch eine Terrasse anbauen und einen kleinen Garten anlegen. © privat

Ein Trend schwappt derzeit von Amerika nach Europa: Leben im Kleinformat – beispielsweise in einem Tiny House. Tanja Lademann aus Altomünster hat diese Wohnform für sich entdeckt. Und ist glücklich.

Altomünster – Lotta ist zehn Meter lang und 2,5 Meter breit. Lotta ist Tanja Lademanns Wohnglück auf Rädern: ein Tiny House. Die Betriebswirtin und Mitbegründerin der Nachhaltigkeitsgruppe Plan A in Altomünster will Nachhaltigkeit leben. „Ich verzichte dennoch auf nichts“, wie sie beteuert.

Wohnglück auf 27 Quadratmetern

Früher hat sie in einer Zwei-Zimmer-Mietwohnung in München gelebt – auf 60 Quadratmetern. Seit Sommer dieses Jahres sind es 27 Quadratmeter Wohnfläche bei einer Gesamtfläche von 33 Quadratmetern. Ein Tiny House hat indes nichts zu tun mit Einschränkungen oder gar Askese. Auch nichts mit einem Wohnwagen, wenngleich es auf Rädern angeliefert wird. Gebaut werden solche Häuschen nach individuellen Wünschen: gemütlich, modern oder schick – so wie der Kunde sich das vorstellt.  

Lotta ist gemütlich, modern und schick zugleich: Pastellfarben die Küchenzeile, gegenüber der Schwedenofen, der mit Pellets das ganze Haus warm macht. In den Erkern (zusätzliche 3,3 mal 2 Meter) ist auf der einen Seite das moderne Bad mit Dusche und Waschmaschine untergebracht, auf der anderen das Bett mit Kleiderschrank, bestehend aus langen Schüben. Braucht die 46-Jährige mal ein Business-Kostüm oder ein Dirndl, dann geht sie zu ihren Eltern, wo die Kleidungsstücke hängen, die empfindlich sind. Gegessen wird an einem runden Tisch, der mitsamt einer Kommode auf einem kleinen Podest steht. Für ihre Arbeit im Homeoffice hat Tanja Lademann ein Büro im Haus der Eltern.

Gemütlich wirkt das Häuschen vor allem durch die Bullaugen-Fenster und das Parkett sowie das Mobiliar aus regionaler Fichte. Es gibt nur eine Tür: die zum Bad.

An erster Stelle steht für die meisten, die sich für ein Tiny House entscheiden, aber die Nachhaltigkeit, sorgsamer mit eigenen und fremden Ressourcen umzugehen – ein Thema, das Tanja Lademann besonders wichtig war.

Selbstbestimmt, ökologisch und sozial

Ihre Grundfrage lautete: „Was brauche ich für ein gutes Leben?“ Über YouTube stieß sie auf die Firma Wohnwagon in Vorderbruck/Österreich und deren Chefin Theresa Mai, die das Buch: „Wie wir leben könnten“ veröffentlicht hat. Die Philosophie: eine undogmatische Reduktion auf das Wesentliche – selbstbestimmt, ökologisch und sozial.

Deshalb werden Tiny Houses hier nachhaltig hergestellt: Der Lkw-Anhänger, auf dem Lademanns Häuschen steht, ist recycelt und aufbereitet; das Haus an sich besteht aus regionaler Lärche-Vollholz, gedämmt wurde mit Schafwolle, verputzt wurde mit temperaturspeicherndem Lehm, die Innenfarbe ist auf Sojabasis hergestellt. „Es handelt sich um wenig problematisches Material“, betont die Altomünsterin. Insgesamt – mit Herstellung der Stellfläche und den Anschlüssen – habe ihr neues Zuhause „einen kleinen sechsstelligen Betrag“ gekostet.

Klein, aber fein: die Küchenzeile. Alles Nötige ist vorhanden.
Klein, aber fein: die Küchenzeile. Alles Nötige ist vorhanden.  © privat

Allerdings sei die Idee, sich so zu reduzieren und zugleich bequem im Alter zu leben, wenn manches mühseliger wird, langsam gewachsen, erklärt Tanja Lademann: Ein Jahr lang habe sie ein Experiment beim Einkaufen gemacht und sich dabei jedes Mal gefragt: Brauche ich das wirklich? „Und ich habe mich jedes Mal gefreut, wenn ich die Frage mit nein beantworten konnte“, sagt Tanja Lademann. Man gewinne einfach Lebenszeit, weil man sich nicht um einen großen Haushalt kümmern müsse.

„Meine Mutter war anfangs skeptisch, was ein Minihaus betrifft. Aber dann habe ich sie nach Österreich mitgenommen zum Probewohnen, und sie war begeistert“, erinnert sich Tanja Lademann. Ihr Freundeskreis sei neugierig gewesen und habe sie bestärkt in ihrem Vorhaben.

Ein Grundstück in Altomünster gepachtet

Bald konnte Lademann von einer Familie ein Grundstück in Altomünster pachten, auf dem später einmal die Kinder der Familie bauen sollen. Die Gemeinde Altomünster habe relativ unproblematisch die Genehmigung zur Errichtung des Häuschens gegeben (siehe Kasten). Großes Interesse rief auch die Anlieferung in der Nähe der Talangerstraße hervor – nicht alle Tage wird ein Häuschen mit einem Lkw durch den Ort gefahren. Von der Planung bis zur Wohnnutzung vergingen zwei Sommer. Mit ihrer Entscheidung für einen ökologischen Wandel ihres eigenen Lebensstils ist Tanja Lademann mehr als froh und pocht auch bei Vorträgen auf eine Bauwende.

Und wie lebt es sich in dem Haus? „Sehr gut“, sagt Tanja Lademann. „Ich fühle mich wohl und bin sehr zufrieden.“

sas

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