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Oscar für zwei junge Filmemacher

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Von: Christiane Breitenberger

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Das Filmteam: Für „Adisa“ reisten die deutschen Filmemacher nach Kenia, wo sie hauptsächlich mit einem kenianischen Team zusammenarbeiteten.	foto: privat
Das Filmteam: Für „Adisa“ reisten die deutschen Filmemacher nach Kenia, wo sie hauptsächlich mit einem kenianischen Team zusammenarbeiteten. © Privat

Sie gehören zu den größten Auszeichnungen für junge Filmemacher: Die „Student Academy Awards“ – die Studenten-Oscars. Jetzt haben eine Drehbuchautorin und ein Produzent aus Altomünster mit ihrem Team einen der begehrten Preise abgeräumt. Doch der eigentliche Ansporn zum Filmemachen ist für das Ehepaar Laura und Kevin Anweiler eigentlich ein ganz anderer.

Altomünster/Los Angeles – Irgendwie ist es ein magischer Moment: Da sitzt jemand, betrachtet einen Film auf der Leinwand und: Eine Träne läuft über seine Wange. Magisch ist jetzt weniger, dass jemand weint, wenn er sich einen Film ansieht, sondern dass es jemand geschafft hat, mit seiner Arbeit diesen Menschen zu berühren, mit den eigenen Worten, die er aufgeschrieben hat, aus denen wieder jemand anders Bilder entstehen ließ, aus denen am Ende eine Geschichte wurde.

Laura Anweiler
Laura Anweiler © Privat

Laura (30) und Kevin Anweiler (31) aus Altomünster schaffen so etwas: Menschen mit ihren Filmen zu berühren. Sie ist Drehbuchautorin, er Produzent. Jetzt haben die beiden und ein Team der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) um Regisseur Simon Denda eine der renommiertesten Auszeichnungen für den internationalen Filmnachwuchs gewonnen: den Studenten-Oscar in Silber.

Kevin Anweiler
Kevin Anweiler © Privat

Der Film „Adisa“ beruht auf einer wahren Begebenheit. Eine EU-Diplomatin reist in ein Dorf in Kenia, das schon seit Jahren unter den Repressionen von Terroristen leidet. Sie wird dann aus ihrer politischen Routine gerissen, als ein Unfall passiert – ausgelöst durch ihre Anwesenheit. Adisa mag nur 25 Minuten dauern, doch wer den Film gesehen hat, wird sicher noch lange an ihn denken. Er ist: ganz nah, extrem einfühlsam erzählt. Ein anfangs nüchternes Thema über politische Routine wird zu einer Geschichte über Trauer, Schuldgefühle und: Menschlichkeit.

Das ist es, um was es Laura Anweiler eigentlich wirklich geht, wenn sie ein Drehbuch für einen Film schreibt – nicht um irgendwelche Auszeichnungen. „Vor allem möchte man doch die Menschen berühren mit dem, was man schafft.“

Trotzdem sind die Drehbuchautorin und der Produzent natürlich extrem stolz auf die Auszeichnung. Von jeder Filmhochschule weltweit darf nur jede einen Film für die Oscars einreichen. Im Schnitt gibt es immer 1400 Einreichungen. „Wir waren schon total happy mit der Nominierung – aber dass wir so weit kommen, hätten wir nicht gedacht“, sagt Laura Anweiler und lacht. Sie betont: „Das ist eine Riesen Wertschätzung.“ Lob gab es auch von der Politik und berühmten Regisseuren (siehe Infokasten).

Da Kevin Anweiler seine Frau an der HFF kennenlernte, kennt er ihre Arbeit gut. Als ihm Regisseur Simon Denda von dem Adisa-Projekt erzählte, wusste er sofort: „Das Drehbuch wäre was für Laura“, auch wenn er es sonst eher vermeidet, seine Frau immer bei Projekten ins Spiel zu bringen. Die beiden trennten aber Berufliches und Privates streng. „Wir haben zu Hause nie über den Film geredet“, erzählt Kevin Anweiler. Das besondere an dem Projekt war, dass Laura Anweiler nie Angst haben musste, dass das, was sie in ihrem Drehbuch geschaffen hatte, letztendlich völlig anders auf die Leinwand kommt – denn Simon Denda band sie immer ganz nah in den Entstehungsprozess des Films ein.

Die Leidenschaft für Film – bei beiden kommt sie nicht überraschend, ist Kevin Anweiler quasi im Kinosaal seiner Eltern aufgewachsen, so ist auch Laura Anweilers halbe Familie im Filmgeschäft. Trotzdem war es für beide „absolut nicht klar, dass wir ins Filmgeschäft gehen“, sagt Laura Anweiler. Sie wollte etwas ganz anderes: Sie machte eine Ausbildung zur operationstechnischen Assistentin an der Uniklinik, doch als sie merkte, es fehlt ihr doch etwas, bewarb sie sich parallel an der HFF. Noch heute schätzt sie beides in ihrem Berufsleben, die Medizin und den Film.

Das Drehbuchschreiben ist für Laura Anweiler weit mehr, als einfach eine Geschichte zu entwickeln. Es geht um echte Gefühle, das schafft man nicht, wenn man in der Schule einfach gut in Deutsch war. „Man muss emphatisch sein, sich wirklich in andere Menschen einfühlen können. Eine Eigenschaft, die unserer Welt generell guttäte – nicht nur beim Film“, sagt Laura Anweiler. Ihr Mann Kevin weiß genau, was sie meint: „Ich wollte noch nie Filme einfach für mich machen – ich will vor allem eines: Menschen berühren.“ Und als Produzent kann er genau das. Denn nur er ist bei einem Film wirklich vom Anfang bis ganz zum Ende mit dabei. Das besondere an Adisa ist auch, dass er in Kenia gedreht wurde und die deutschen Filmemacher vor Ort hauptsächlich mit einem kenianischen Team zusammen arbeiteten.

Wer ADISA sehen will,

kann den Film in der Mediathek der ARD finden.

„Student Academy Awards“

Bei der Verleihung der „Student Academy Awards“ in Los Angeles wurde der Kurzfilm „Adisa“ mit einem Studenten-Oscar in Silber ausgezeichnet. Die Studenten-Oscars zählen zu den renommiertesten Auszeichnungen für den internationalen Filmnachwuchs. Auch Marcus H. Rosenmüller lobte die Filmemacher und gratulierte. Preise wie dieser seien für Filmemacher am Beginn ihrer Karriere eine große Chance und Bestätigung der eigenen Arbeitsweise. „Letztere war bei ,Adisa’ zudem eine besondere, geprägt von einer interkulturellen Augenhöhe, die noch immer nicht selbstverständlich ist und die für uns auch in unserem Beruf als Lehrende beispielhaft ist.“ Auch Kunstminister Bernd Sibler gratuliert Simon Denda und dem Team der Hochschule für Fernsehen und Film: „Mit Adisa ist dem Team um Simon Denda ein packender Kurzspielfilm von hoher Aktualität gelungen.“ cb

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