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Alte Sage im neuen Gewand

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Mann mit Puppe
Zwischenspiel: Ansgar Wilk als großartiger Puppenspieler mit Alberich. © Ingrid Koch

Die Nibelungensage ist eine lange Geschichte, auch auf der Bühne. Das Hoftheater Bergkirchen allerdings legt eine ebenso kurze wie kurzweilige Fassung vor.

Bergkirchen – Die Nibelungensage einmal ganz anders und aus einem neuen Blickwinkel: In einer spannenden Inszenierung mit der eingespielten Musik von Max I. Milian hat Ansgar Wilk den „Nibelungen Ring“ für das Hoftheater Bergkirchen mit vielen witzigen Ideen, flotten Sprüchen und aktuellen Bezügen nach einem Text von Olivier Auber in der Theaterfassung von Herbert Müller auf die Bühne gebracht.

Wie Wilk vorab betonte, wollte er neue Wege gehen und Parallelen zur heutigen Zeit ziehen. Und: „zwischendurch immer wieder einzelne Szenen aufblitzen lassen, die manchmal überraschend, komisch, aber auch sehr ernst sein können“.

Alles dreht sich um Kriemhild (Schwester des Königs der Nibelungen) und Brünhild (Königin der Isenlande), die Sarah Giebel und Julia Rieblinger großartig und mit Leidenschaft verkörpern. Die beiden bissigen Rivalinnen giften sich an, gehen aufeinander los, und in der entscheidenden Szene vor dem Wormser Dom versuchen sie, ihre Stellung zu festigen. Beide werden betrogen von einer Gesellschaft von Männern, denen es um nichts anderes geht als Macht, Politik und ihren Selbsterhalt. Da ist zum einen Siegfried (Ansgar Wilk), der strahlende, mutige Held, ein richtiger Kerl, in den Kriemhild total verknallt ist.

Gunther (König der Nibelungen) und Hagn von Tronje spielt überzeugend Jürgen Füser. In einer staatstragenden Rede an sein Volk hat er seinen großen Auftritt, und wie in der Politik üblich, wird das Ereignis mit der Kamera von einer Journalistin (Julia Rieblinger) aufgezeichnet. Was die Liebe betrifft, hat Gunther kein Glück, denn nach der Liebesnacht mit der „Walküre“ Brünhild ist er total frustriert. Da hilft nur ein kräftiger Schluck an der Bar.

Wilk tritt außerdem als der anonyme Dichter auf, der „die merkwürdige Geschichte“ um die Nibelungen vor mehr als 800 Jahren aufgeschrieben hat. Er führt als Erzähler in das rasante Geschehen auf der Bühne ein, in dem neben Rache und Besessenheit auch die Liebe – oder „was manche Männer dafür halten“ – ausschlaggebend ist. Mord und Totschlag verhindert sie nicht. Das Urteil lautet: „Siegfried muss sterben.“

Und da sich Wilk schon seit seiner Kindheit als Puppenspieler betätigt hat und auch die Leidenschaft dazu nie verlor, verbindet er die beiden Kunstrichtungen, Schau- und Puppenspiel. Er setzt auf die Wirkung einer mimisch starren Puppe, „die gerade bei Fantasiefiguren wie Alberich (Zwerg, König der Elfen) eine ganz eigene Stimmung schafft“.

Da kommt Bühnenbildnerin Ulrike Beckers ins Spiel, der mit dieser Puppe mit den menschlichen Zügen in mühevoller Arbeit ein Meisterwerk gelungen ist. Ferner stammen die märchenhaften Gewänder für die Darsteller von ihr; zum „schnellen Umzug auf offener Bühne mit Wiedererkennungseffekt“. Dabei solle die Kombination aus dem Text des 13. Jahrhunderts und der heutigen Inszenierung sichtbar werden.

In dem vollkommen neutralen Bühnenbild erstrahlen umso mehr die Kostüme, die mit Darstellungen aus alten Zeiten „bemalt“ sind. Die Stoffe hat die Kostümbildnerin bei einer Druckerei extra anfertigen lassen.

Vier Personen auf Bühne, darunter Mann mit Stirnband
Liebe, Besessenheit, Rache: Julia Rieblinger, Jürger Füser, Sarah Giebel und Ansgar Wilk (von links) begeistern im „Nibelungen Ring“ mit ausdrucksstarkem Spiel. © Ingrid Koch

Während das Epos sechs Stunden dauern würde, ist der „Nibelungen Ring“ im Hoftheater in 70 Minuten anschaulich und unterhaltsam erzählt, und er soll auch in Schulen aufgeführt werden.   

Resümee: Der Schatz der Nibelungen aus Gold und Edelsteinen liegt immer noch auf dem Grund des Rheins, und die Menschen haben nichts dazugelernt. Dem Publikum hat’s sehr gefallen, und trotz des extrem reduzierten Platzangebots im Theater hat es nach der packenden Darbietung so viel Applaus gespendet wie sonst ein volles Haus.

Mitgewirkt haben als Produktionsassistenten Jona Greilinger und Felix Hegenscheidt sowie Stefan Thomas als technischer Mitarbeiter. Zu sehen ist das Stück wieder Donnerstag, 10. Februar, um 20 Uhr. Weitere Vorstellungen sind für März geplant.

Karten gibt es unter mail@hoftheater-bergkirchen.de oder per Telefon 0 81 31/32 64 00.

Ingrid Koch

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