Beschwingte Freude und Endzeitstimmung beim Konzert der Liedertafel

Der Chor der Liedertafel Dachau haben den Zuschauern im Dachauer Schloss ein spannungsvolles Adventskonzert geboten.
Dachau – Die Liedertafel Dachau besteht bereits seit 1879 und ist aus der Dachauer Kulturlandschaft nicht mehr wegzudenken. Dem künstlerischen und gesellschaftlichen Wandel seit über 140 Jahren des gemeinsamen Singens möchte der Konzertchor der Liedertafel gerecht werden, indem er nun unter dem modernisierten Namen „ampArt“ auftritt.
Um die Vorweihnachtszeit gebührend einzuläuten, hatte der Chor „amp-Art“ in Kooperation mit dem Kammerchor und dem Jugendkammerchor der Musikschule Wolfratshausen Werke von Johann Sebastian Bach, Samuel Scheidt und Eric Whitacre zu einem adventlichen Programm zusammengestellt.
Als Solisten traten Irina Firouzi (Sopran), Carolin Ritter (Alt), Jonas Häusler (Tenor) und Lukas Mayr (Bass) auf. Unter der Leitung von Emanuel Schmidt brachten sie zunächst die frühe Bach-Kantate „Schwingt freudig Euch empor“, BWV 36, zur Aufführung.
Der Komponist schuf dieses Werk für den ersten Adventssonntag, wobei er für das Grundgerüst quasi von sich selber abschrieb, indem er sich in Teilen einer seiner weltlichen Glückwunschkantaten bediente. Die Kantate „Schwingt freudig Euch empor“ beinhaltet keine Rezitative, sondern rankt sich um Strophen des Adventsliedes „Nun komm der Heiden Heiland“. Das Lied kehrte später als letztes Stück des Abends in der wohl berühmtesten Fassung für Chor von Samuel Scheidt, SSWV 12, wieder und somit bildete „Nun komm der Heiden Heiland“ einen schlüssigen Rahmen für das Programm.
Weihnachtliches A-Cappella-Werk
Richtig zur Geltung kam der Chor bei dem weihnachtlichen A-Cappella-Werk „Lux Aurumque“ des Amerikaners Eric Whitacre. Die Sänger im Dachauer Schloss hatten hörbar Freude an den dichten Harmoniefolgen, den ungewöhnlichen Rhythmen und der feinen Klangsprache bei der Vertonung eines lateinischen Gedichts.
Die Kantate „Wachet! Betet! Betet! Wachet!“, BWV 70, wurde von Johann Sebastian Bach für den zweiten Adventssonntag komponiert, sie unterscheidet sich formal und durch ihren dramatisch-aufgewühlten Charakter deutlich von der zuvor gehörten lichten und heiteren Kantate „Schwingt freudig Euch empor“. Bei diesem zweiten Bach-Werk geht es um die Wiederkunft Christi und die Erlösung der Welt aus Unterdrückung und Ungerechtigkeit durch Gott.
Das Weltende mag als Thematik zunächst wenig adventlich anmuten, tatsächlich steht aber im Kirchenjahr der zweite Adventssonntag im Zeichen des Wartens auf das Kommen des Erlösers. In Bachs Kantate mahnen die Sängerinnen und Sänger daher mit eindringlichen Worten, sich für den Tag des Jüngsten Gerichts bereit zu halten.
Mal lieblich untermalend, mal in wilden Läufen
Kompositorisch besonders eindrucksvoll ist das Orchester eingesetzt: Mal lieblich untermalend, mal in wilden Läufen, furiosen Ton-Kaskaden und gewitterhaften Tremoli sorgen die Instrumente vor allem in den orchesterbegleiteten hochexpressiven „Accompagnato“-Bass-Rezitativen für die richtige düstere Endzeit-Stimmung.
Im Konzert der Liedertafel wurden beide Bach-Kantaten hervorragend von einem ausdrucksstarken Orchester begleitet.
Susanna Morper