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Nicht ohne unsere Messer! Trachtler sind sauer über Verbot auf Dachauer Volksfest

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Von: Stefanie Zipfer

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Die Dachauer Trachtler sind sauer. Die Stadt untersagt ihnen, auf dem Volksfestgelände ihre Trachtenmesser und -bestecke zu tragen. Volksfestreferent Robert Gasteiger beklagt daher mangelndes Fingerspitzengefühl der Rathausbeamten – und fragt: „Wie weit soll diese Regulierungswut noch gehen?“

Dachau – 450 Mitglieder hat der Trachtenverein „D’Ampertaler“. Davon, ist sich Vorstandsmitglied Robert Gasteiger sicher, „haben alle Mannsbilder a Messer“! Die Rede ist hier nun aber nicht von einem einfachen Taschen- oder Klappmesser. Wovon Gasteiger spricht, sind wertvolle sogenannte Bestecke, die oft handgefertigt aus bis zu drei Teilen bestehen und schon vor 150 Jahren mehr Statussymbol denn Gebrauchsgegenstand waren. Bis zu 1000 Euro zahlen Traditionsbewusste für ein derartiges Stück; nur noch wenige Messermacher beherrschen deren Fertigung.

Damit heutzutage auf dem Volksfest noch ein halbes Hendl zu zerlegen, „dafür sind die Messer doch viel zu schad“, betont Gasteiger. Worum es den Besitzern dieser Preziosen ausschließlich geht, sei: „Gesehen werden und die Messer herzeigen!“

Doch genau das will die Stadt nicht zulassen. Unter Berufung auf das Versammlungsgesetz wird den Ampertalern das Führen von Stichwaffen untersagt; und zwar nicht nur in den Bierzelten, sondern auf dem gesamten Volksfestgelände. Selbst das kleine Nähetui, das die Ampertaler-Deandlbeauftragte Evi Wittmann regelmäßig benötigt, um lose Knöpfe anzunähen oder lose Fäden abzuschneiden, steht laut Polizeisprecher Björn Scheid auf der Verbotsliste. Zu groß, so die Begründung der Ordnungshüter, sei die Gefahr für die Allgemeinheit, die von diesen Instrumenten ausgeht.

Darüber schütteln nicht nur die Ampertaler den Kopf. „So eine lächerliche Farce“, findet beispielsweise Gasteigers Stadtratskollegin Christine Unzeitig. Und angesichts der Tatsache, dass in Nachbargemeinden wie Indersdorf das Tragen von Trachtenmessern durchaus erlaubt sei, betont der Etzenhauser Böllerschützen-Chef Robert Farnhamer: „In Dachau wird ein Zirkus gemacht ohne Grenzen!“

Tatsächlich hätte das Ordnungsamt rechtlichen Spielraum. Laut Waffengesetz ist es zwar verboten, „Messer mit einhändig feststellbarer Klinge oder feststehende Messer mit einer Klingenlänge über zwölf Zentimeter zu führen“. Allerdings gebe es bei „berechtigtem Interesse“ Ausnahmen: Dies liege „insbesondere vor, wenn das Führen der Gegenstände im Zusammenhang mit der Berufsausübung erfolgt, der Brauchtumspflege, dem Sport oder einem allgemein anerkannten Zweck dient“. Was der Gesetzgeber unter Brauchtumspflege versteht, ist dabei nicht genau definiert.

Und hier sehen Gasteiger und seine Unterstützer – wozu auch Franz Xaver Romig, Schützenmeister der Königlich Privilegierten Feuerschützen, zählt – ihre Chance: „Spielraum wäre schon da“, findet Gasteiger. Und betont: „Wenn die Stadt wollte, könnte sie es uns erlauben.“ Zumal die Ampertaler ja einen Kompromissvorschlag ins Rathaus geschickt hatten! Demnach sollte es den Vereinsmitgliedern nur am kommenden Samstag und nur vier Stunden von 12 bis zirka 16 Uhr erlaubt sein, ihr Messer zu tragen. Dies wäre laut Gasteiger nämlich der Zeitraum des Einmarschs auf die Thomawiese inklusive anschließender Einkehr ins Festzelt. Aber nicht einmal das, so bedauert Ampertaler-Vorsitzender Manfred Hinterscheid, „wurde uns genehmigt“.

Klar, sagt Polizei-Sprecher Scheid, könne man auch mit anderen Mitteln Menschen verletzen, einem Schlüsselbund etwa. Robert Gasteiger denkt da rustikaler: „Mit einem Masskrug kann ich zehn Leut erschlagen!“ Dennoch mache es den Sicherheitskräften die Arbeit leichter, wenn es, so Scheid, eine „klare Linie“ gebe. Und die heiße nun einmal: „Alle Messer sind eine Gefahr!“

Markus Haberl, zuständiger Abteilungsleiter im Rathaus, sieht es genauso: „Mir fehlt einfach die Fanstasie, wie wir das eindeutig abgrenzen sollen: Was ist eine Waffe und was ist Brauchtum?“ Absolute Sicherheit gebe es nie, das gibt auch Haberl zu, „aber relative kann man herstellen“. Sollte nun „die Intention sein, in Zukunft laxer mit dem Thema Sicherheit umzugehen, möchte ich mir das politisch absegnen lassen“. In diesem Jahr, darauf besteht Haberl aber, werde das von der Verwaltung beschlossene und der Polizei unterstützte Sicherheitskonzept noch umgesetzt.

Volksfestreferent Gasteiger hat mit dieser ablehnenden Haltung gerechnet. „Mei, machen kannst eh nix“, seufzt er. Zum Glück hätten nur wenige Trachtler ihre Teilnahme am Volksfestaufzug aus Protest abgesagt. Allerdings gehe durch Regelungen wie diese „kulturell einfach so viel verloren“! Ampertalerin Evi Wittmann respektiert das Bedürfnis nach Sicherheit ebenfalls, fragt sich aber: „Wieso nimmt uns die Stadt mit unserer alten Dachauer Tracht dann immer als Aushängeschild?“

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